Lotusblut
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Emilia Capelli¸ genannt Em¸ und mai Zhou werden aus einem recht langweiligen Seminar zu einem Fall gerufen: ein Doppelmord in einem Frankfurter Hotel. Das Ehepaar Ramona und Peter Klatt wurde dort mit Kopfschüssen hingerichtet. Es sieht ganz nach einem Auftragsmord aus. Angestellte der Hotels berichten¸ dass das Ehepaar nicht alleine angereist ist¸ sondern in Begleitung ihrer etwa zehnjährigen Enkelin. Komisch nur¸ dass die beiden gar keine Kinder hatten und das kleine Mädchen auch spurlos verschwunden scheint. Bei der Sichtung der Überwachungskameras des Hotels finden sie das Mädchen¸ es ist asiatischer Herkunft und irrt noch im Hotel umher. Aber noch jemand hat sie entdeckt¸ der mutmaßliche Mörder der Klatts¸ der auch noch im Hotel nach dem Mädchen sucht.
Em kann das Mädchen zwar retten¸ aber der Mörder entkommt. Die Kleine wird erstmal ins Krankenhaus gebracht und scheint kein deutsch zu verstehen¸ sie gibt keinen Laut von sich. Auch Zhous versuche¸ sie auf chinesisch zu befragen¸ scheitern.
Am nächsten Morgen meldet sich der Onkel von Kaylin¸ Sun Chung¸ und berichtet¸ seine Nichte sei während eines Arztbesuches mit der Nanny entführt worden. Er will sie unbedingt sofort mit nach Hause nehmen. Aber als die Kommissarinnen mit dem Onkel ins Krankenzimmer kommen ist Kaylin wieder verschwunden. Schnell wird klar das sie getürmt ist¸ aber die Hintergründe sind völlig unklar.
Leider will auch Sun Chung nicht mit der Polizei zusammen arbeiten und verlangt erstmal nach einem Anwalt.
Bei den Ermittlungen um den Doppelmord und die verschwundene Kaylin werden Em und Zhou immer wieder Steine in den Weg gelegt und das BKA möchte ihnen sogar den Fall entziehen. Aber so leicht werden sie die dickköpfigen Frauen nicht los. Sie bekommen heraus dass es um Waffenhandel im großen Stil geht und das BKA hat Angst¸ das ihnen ein großer Coup¸ an dem sie seit langer Zeit dran sind¸ vermasselt wird. Niemand scheint an das arme Mädchen zu denken¸ das völlig verängstigt in Frankfurt herumirrt.
Capelli und Zhou setzen alles daran sie zu finden und überschreiten so einige ihrer Kompetenzen.
Der Thriller ist wirklich spannend geschrieben¸ wenn auch die ersten Seiten für mich sehr verwirrend waren. Aber wenn man sich da durchliest erwartet einen ein wirklich gelungener Lesespaß.
Leider kenne ich den ersten Fall der beiden Protagonisten nicht¸ aber das werde ich nachholen. Die beiden Frauen sind sehr gegensätzlich und haben noch nicht ganz zueinander gefunden¸ aber respektieren sich. Em ist hier deutlich die Forschere¸ lässt sich ungern was sagen und pfeift auf Regeln und Gesetze. Zhou ist da viel ruhiger¸ besonnener und so kommt es zwischen den Beiden immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten¸ gerade als dann auch der Job auf dem Spiel steht. Trotzdem können sie sich aufeinander verlassen und das zu durchlesen macht viel Spaß.
Der Leser bekommt immer wieder Rückblenden an ein Ereignis aus Emilias Vergangenheit das sie nicht los lässt und man bekommt dadurch einen sehr persönlichen Zugang zu ihr.
Sehr gut beschrieben wird auch die Situation der kleinen Keylin#184; die in Tibet aufwuchs und da Dinge erlebt hat die sie viel zu schnell erwachsen werden lassen mussten. In Frankfurt bekam sie einen guten Lehrer an die Seite¸ Thien. Er brachte ihr viele chinesische Lebensphilosophien nah¸ wie man sich lautlos bewegt¸ sich unsichtbar macht¸ auch in Extremsituationen die Kontrolle über sich behält und vieles mehr. In einzelnen Abschnitten wird so ihr Weg durch Frankfurt beschrieben¸ was sehr spannend ist.
Ich freue mich auf weitere Fälle von Emilia und Zhou.
Der erste Band der Ermittlerreihe¸ Siebenschön¸ erschien im Februar 2014 bei dtv.
Judith Winter wurde 1969 in Frankfurt geboren¸ studierte Germanistik und Psychologie in Berlin und Wien. Nach Aufenthalten in Mailand und Paris lebt sie heute mit ihrer Familie in Konstanz.
Susanne Giesecke
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355