Dies ist eine Rezension aus dem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Die inzwischen 24-jährige Emily Laing verdient sich ihren Lebensunterhalt als sogenannte Tricksterin damit anderen Menschen zu helfen mit ihren Ängsten umzugehen. Sie zeigt ihnen einen Ausweg¸ damit die Kinder die Probleme hinter sich lassen können. Das ist nicht immer eine einfache Angelegenheit. Nach einem Auftrag in Cambridge will sie mit dem Zug zurück nach London fahren. Seltsamerweise erhält sie die Antwort¸ „London gibt es nicht“. Auch auf keiner Karte ist die Hauptstadt des Landes zu finden und sie muss feststellen¸ dass es dementsprechend keine Zugverbindung dahin gibt. Verunsichert beschließt Emily wieder in das Antiquariat von Charles Nickleby zurückzukehren. Charles Nickleby kennt London ebenfalls nicht und behauptet¸ Emily würde in Oxford leben. Emily fragt sich¸ wie eine Großstadt sich ohne weiteres in Luft auflösen kann. Mr. Nickleby lässt Emily freundlicherweise in seinem Geschäft auf einer alten Couch übernachten. Am Abend erhält sie von zwei seltsamen Damen Besuch¸ die sich als Nachbarinnen ausgeben und ihr etwas zu essen mitbringen. So freundlich sie auch sind¸ Emily misstraut ihnen¸ aber nicht genug¸ denn sie nimmt das Essen an. Betäubt und bewegungsunfähig wird sie von den beiden Damen entführt und erwacht auf einem Bahnsteig der Londoner U-Bahn. Emily beschließt zu ihrem Mentor Mortimer Wittgenstein zu fahren. Am Ausgang der U-Bahnstation fällt ihr allerdings ein verängstigtes Mädchen auf¸ das angeblich von einem "Augenmann" verfolgt wird. Emily erfährt¸ dass sie Piccadilly Mayfair¸ kurz Picca¸ heisst. Um hinter die Wahrheit der mysteriösen Geschehnisse zu kommen¸ müssen Emily¸ der Alchimist Wittgenstein und ihre Freunde erneut in die uralte Metropole unter der Metropole hinabsteigen.Christoph Marzis London ist der mittlerweile fünfte Band der Uralt-Metropolen-Reihe. Sein Schreibstil¸ sein Können¸ Personen und Orte sehr bildhaft zu beschreiben ohne sich in Nebensächlichkeiten zu verlieren und mit viel Liebe und Hingabe zu gestalten¸ erleichterten den Einstieg in eine wundervolle Lektüre. Emily ist eine junge Frau¸ die mir gut gefiel. Der Leser konnte deutlich ihre Entwicklung erkennen. Sie nahm den Mittelpunkt der Erzählung ein¸ ohne explizit dorthin gestellt worden zu sein. Denn auch ihre anderen Mitstreiter¸ etwa die Rättin Mina¸ stehen in ihrer Charakterisierung in nichts nach. Christophs Schreibstil war sehr erfrischend und fesselnd. Er vermittelte der Handlung eine düstere Atmosphäre¸ die der Erzählung sehr zustatten kam.
Ein gelungener und sehr empfehlenswerter Roman für Jugendliche von 8 bis 80¸ der unglaublich fesselnd¸ fantasiereich und spannend geschrieben ist.