Liv Forever
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Das altehrwürdige Eliteinternat Wickham Hall steht im Mittelpunkt der Ereignisse und reiht sich somit in die lange Reihe der „unheimlichen Internatsgeschichten“ in historischen Gebäuden ein. Da ist es egal ob wir Harry Potters Hogwarth haben oder eine Vampir-Academy. Hier versammeln sich Söhne und Töchter der Elite des Landes. Die hochbegabte¸ aber unvermögende Olivia Bloom gelingt es¸ ein Stipendium für Wickham Hall zu erhalten. Das heissbegehrte Kunststipendium garantiert ihr ein eigenes Atelier mit allem Drum und Dran. Klar¸ dass sie sich als glücklichstes Mädchen der Welt fühlt. Jedoch nicht lange¸ weil ihre unkonventionelle und witzige Art bei den anderen Schülern nicht ankommt. Denn kaum an der Schule angekommen¸ muss sie feststellen¸ dass sie ihr Glück verlassen hat. Die reichen und überheblichen Mitschüler schneiden sie¸ sehen auf sie herab¸ oder ignorieren. Die einzige Ausnahme scheint Gabe Nicholls zu sein¸ der ebenso wie sie ein Aussenseiter ist. Seine Besonderheit ist zudem¸ dass er Geister sehen kann.
Aber ausgerechnet Malcolm Astor¸ der begehrteste und angesagteste Schüler verliebt sich in sie. Hat sie doch wieder Glück? Viel Glück ist es nicht¸ denn es erfolgt¸ der leider bereits im Verlagstext verratene Mord. Die sympathische und ausdrucksstarke Heldin ist tot. Ende Gelände? Was geschieht auf den restlichen hunderten Seiten? Nach der viel versprechenden Ausgangssituation bringt Amy Talkington mit dieser überraschenden Wendung enorme Spannung und eine tolle geisterhafte Atmosphäre in die Handlung. Völlig überzeugen konnte mich die Umsetzung im weiteren Verlauf der Erzählung jedoch nicht. In Zusammenarbeit mit Gabe macht sie sich auf die Suche nach ihrem Mörder. Dabei stösst sie auf eine finstere Verschwörung¸ deren Hintergründe es ebenfalls aufzuklären gilt.
Die sympathische¸ aber tote Hauptfigur Liv ist der Autorin gut gelungen. Sie bildet mit den anderen Stipendiaten einen faszinierenden Kontrast zu den elitären¸ versnobten Schülern¸ denen es vor allem um Geld¸ Prestige und Macht geht. Unter diesen Nebenfiguren hätte ich gern mehr tiefgründigere Charaktere gewünscht¸ denn leider bleibt die Hauptzahl der beteiligten Schüler eher farb- und konturlos. Dies gilt auch für die Geistergesellschaft¸ die¸ wie Liv¸ an diesen Ort gebunden ist. Jetzt gilt es¸ das Geheimnis um das Internat zu lüften. Die Umsetzung könnte etwas besser sein. Aber als Unterhaltungsliteratur gelungen.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355