Lebt
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Ich habe mich mit dem Schreibstil des Autors sehr schwer getan und musste die ersten 100 Seiten zweimal lesen um überhaupt in die Geschichte eintauchen zu können um deren Inhalt zu erfasen. Anstatt auf die Gefühle der Personen einzugehen und Konflikte zu beschreiben¸ die es in der Story mehr als genug gibt¸ werden diese Szenen kurz abgehandelt und verschoben. Nur zu oft musste ich lesen "Ich sah es in ihren Augen¸ das war nicht der richtige Zeitpunkt zum Reden". Das Spiel mit den Augen und des nicht reden können scheint dem Autor in diesem Buch sehr wichtig zu sein¸ mir fehlte es sehr¸ das diese Konflikte nur angedeutet und nicht ausgetragen wurden.Es war eine frustrierende Stimmung in dem Buch.
Auch wechselt Orkun Entener allzu abrupt die Handlungsorte und ich brauchte lange¸ um zu verstehen wie alles zusammenhängt.
Auch nicht gefallen hat mir das am Anfang neuer Kapitel das erste Wort immer sehr fett gedruckt¸ die nächsten Wörter weniger fett und erst die neue Zeile normal gedruckt wurde¸ aber das war nicht ausschlaggebend dafür¸ das ich das Buch nicht komplett durchgelesen habe. Es hat mich einfach nicht angesprochen und so las ich die ersten 200 und die letzten 200 Seiten und habe den Rest überflogen.
Das Buch greift in seiner Story die historischen Hintergründe der Judenverfolgung auf¸ was sicher ein spannender Ansatz ist¸ kommt aber leider zu emotionslos bei mir an. Ich sah keine Spannung und musste mich immer wieder selbst motivieren um weiter zu lesen.
Orkun Ertener stellt mit Lebt seinen Debütroman vor. Er wurde 1966 in Istanbul geboren und arbeitet als Drehbuchautor für die Krimireihe Kriminaldauerdienst.
Orkun Ertener wurde für seine Arbeit vielfach ausgezeichnet¸ u.a. mit dem Adolf-Grimme-Preis für KDD – Kriminaldauerdienst. Die von Orkun Ertener entwik-kelte Serie wurde von der Kritik als herausragend bezeichnet¸ aber von den Zu-schauern abgelehnt¸ wurde zum Flopp und alsbald aus dem Programm genommen. Das zeigt wieder einmal mehr¸ wie die Mehrheit der Zuschauer eine andere Meinung vertritt als eine kleine Gruppe von "Kritikern".
Während seiner Arbeit an der Autobiographie der prominenten Schauspielerin Anna Roth wird Ghostwriter Can Evinman ganz plötzlich mit der eigenen Vergangenheeit konfrontiert.
An dieser Stelle könnte ich weiter über den Inhalt schreiben¸ doch dies hat Susanne Giesecke bereits getan.
Der Roman verbindet in seiner Handlung Dichtung und Wahrheit¸ so gut¸ dass sie nicht mehr auseinanderzuhalten sind. Ich bin von dem Roman sehr enttäuscht. War ich zuerst einmal unvoreingenommen an die Handlung herangegangen¸ wurde ich von ihr auch nicht enttäuscht. An dieser Stelle kommt das berühmte Aber. Die Erzählweise hingegen ist eher gemächlich bis langweilig. Nichts kommt richtig in Schwung. Die Erzählung zieht sich wie Kaugummi. Die handelnden Personen sollten von sich aus zum Leben erwachen. Genau das ist jedoch nicht der Fall. Ein Flopp¸ leider.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355