Lauros
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Ostdeutsche Plattenbaumentalität¸ westdeutsche Betonburgen¸ irgendwo dort in der Breitnerstrasse lebt Raul. Raul ist ein ganz gewöhnlicher vierzehnjähriger¸ der sich in keinster Weise von anderen Jungen in seinem alter unterscheidet. Bis auf seine Träume. Immer wieder und in kürzeren Abständen wird er von ihnen heimgesucht und sie sind so Wirklichkeitsgetreu¸ als würde er alles direkt miterleben. Dabei hat er schon oft Dinge aus der Zukunft erkennen können¸ die später in Erfüllung gingen. Träume sind Schäume sagt man in alten Sprichwörtern. Raul sieht das nicht so. Für ihn sind die Träume Besuche in anderen Zeiten und Welten¸ in die er gar nicht reisen will. Er findet sich in Kerkern wieder¸ zwischen monströsen Wesen und fremden Menschen. Die Belastung¸ der sich der Junge ausgesetzt sieht¸ sorgt dafür¸ dass er immer gewalttätiger wird. Vor allen seinen Mitschülern und der Lehrerin gegenüber fällt das veränderte Verhalten auf. Seine Träume verfolgen ihn bis in seine Wirklichkeit. In einer Klassenkameradin sieht er eine der Gestalten aus seinen Träumen. Er will mit seinen Freunden darüber sprechen¸ und plötzlich verändern sich seine Freunde in grauenhafte Wesen aus seinen Träumen¸ die ihn lieber tot als lebendig sehen wollen. Unterstützung findet er jedoch in einem undurchschaubaren Mann. Raul findet sich plötzlich in der Welt seiner Träume wieder. Was er sich nie vorstellen konnte ist plötzlich Wirklichkeit¸ er steht mit den Göttern dieser Welt auf gleicher Stufe.
Michael Sagenhorn hat seinen Roman bei Book on Demand veröffentlicht¸ da er anscheinend keinen Verlag gefunden hat¸ der sein Werk verlegen wollte. Sein Erstlingswerk überraschte mich bereits auf den ersten Seiten¸ als er den Zauberer Urad einführte. Sprachlich hat mir das sehr gut gefallen.
Als er dann in die heutige Zeit wechselte und seinen Helden Raul vorstellte musste ich mich kurz umgewöhnen. Dafür war Raul ein richtiges Kind und keine erfundene Person. Michael Sagenhorn hat eine prima Geschichte geschrieben¸ die bis zuletzt gut durchdacht ist. Zwar gelingt es ihm nicht¸ mich zu von der Handlung her zu überraschen¸ aber er schafft es trotzdem neue Figuren aufzubauen¸ Ideen umzusetzen¸ die nicht allzu sehr abgedroschen klingen. Raul der sich jetzt auf der Reise durch seine Welt befindet ist nicht ganz allein. Ihm zur Seite steht der lachende Gott¸ aber auch weitere Götter. Trotzdem muss Raul aus sich¸ seinen Träumen und seinen Erinnerungen erkennen¸ dass er der Traumgott Lauros ist.
Die Erzählung gefällt mir von Inhalt und Stil¸ die Aufmachung mit den Vignetten ist gut gemacht und das Titelbild ist durchaus gelungen. Ich hoffe noch mehr von ihm zu lesen und vom Zeichner Kay Fretwurst zu sehen.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355