Kristall der Macht
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Die etwas besondere Stellung der Maor-Say ergibt sich aus der Vergangenheit des Volkes. Die Legende erzählt von einem Dämon¸ der die friedliche Inselwelt und damit die Insel Nintau heimsuchte. Mit seinem giftigen Atem vernichtete er den grössten Teil des Volkes. Damit beginnt der Ausflug der Autorin in die Vergangenheit ihres neu entdeckten Landes. Sie erzählt weiter¸ wie eine mutige Magierin dem Dämon entgegentrat. Sie versprach dem Dämonen fünf Jungfrauen (klar¸ dass Pazifisten Menschenopfer bringen wenn er sich bereit erklärt¸ den Rest des Volkes am Leben zu lassen. Die Maor-Say griff jedoch zu einer List. Sie liess die Jungfrauen um den Dämon Aufstellung nehmen. Jede der Mädchen versteckte einen Kristall vor ihm. Die Maor-Say benutzte die ihr innewohnende Magie und verwandelte die Mädchen und den Dämon zu Stein. Seither steht ein Steinkreis auf der Insel. Eine weitere wichtige Fähigkeit ist dabei die¸ dass die Maor-Say ihren Geistkörper von ihrem eigentlichen Körper löst und dann Ereignisse sehen kann¸ die in ihrer Welt geschehen. Das Wissen um den Zauber wird von einer Magierin an die nächste über Generationen hinweg weitergegeben. Kurz vor ihrem eigenen Tod¸ wird eine geeignete Aspirantin gesucht. Sie wird unterrichtet in die Fähigkeiten und in die Geschichte des Volkes. Von da an übernimmt die neue Maor-Say die Stelle als Hüterin des Volkes. Die wichtigste Aufgabe ist die Bewachung des Steinkreises¸ damit der Dämon nicht wieder aufwacht.
Nach dieser Exkursion in die Vergangenheit¸ die wichtig ist¸ um den Rest des Romans zu verstehen¸ kommen wir wieder in die Gegenwart der Erzählung. Der Leser trifft dabei auf die amtierende Maor-Say mit Namen Noelani. Sie ist die Zwillingsschwester von Kaori¸ von der sie dachte¸ dass sie die neue Maor-Say wird. Doch die Vorgängerin hatte Noelani erwählt. Die eher zurückhaltende junge Frau besitzt nun die magischen Fähigkeiten in eher geringem Mass. Über die Generationen hinweg wurde der Einsatz nicht mehr so wichtig und das Wissen darum verkümmerte. Nun ist das Wissen aber wieder gefragt¸ denn Nintau wird wieder von einem todbringenden Nebel eingehüllt. Lediglich die Menschen¸ die sich auf höher gelegenen Gebiet befinden¸ entgehen dem Massenexodus. Neolanis Zwillingsschwester stirbt ebenfalls¸ aber ihr Geist bleibt in dieser seltsamen Sphäre¸ in die Noelani eindringen kannݜ wenn sie ihren Geistkörper auf Reisen schickt. Kaori hilft ihrer Schwester¸ die von Selbstvorwürfen gequält der Meinung ist¸ nicht auf den steinernen Dämon geachtet zu haben. Kaori zeigt ihr jedoch den wahren Ursprung des Nebels.
Eine einfache Geschichte mit nur einem Problem reicht heutzutage nicht aus¸ zeitgleich wird noch ein zweites Problem angegangen. Seit langer Zeit kämpfen zwei Völker gegeneinander. Am Grenzfluss Gonwe stehen sich die Heere der Baha-Uddin und der Rakschun gegenüber. Doch mit Ankunft der Flüchtlinge von Nintau ergeben sich neue Probleme für alle beteiligten. Die gewalttätigen Auseinandersetzungen enden schliesslich zur Zufriedenheit von König Kavan. Die Welt hat ein neues Antlitz. die Bewohner von Nintau siedeln an der Küste des Kontinents und die Siedlungsgebiete der Baha-Uddin und Rakschun wurden neu gestaltet. Das Reich¸ dass entstand heisst nun Baharakschun und wird von einem Rat regiert.
Der Roman ist ein schönes Jugendbuch geworden¸ dass das 10jährige Zielpublikum sicher sehr gut zu unterhalten weiss. Die einfache Sprache und der schlichte Geschichtenaufbau sorgt dafür¸ dass die Jugendlichen sich nicht überfordert sehen. Monika Felten schrieb einen Roman der keineswegs eine "Heile-Welt"-Geschichte darstellt. Die Autorin beschreibt¸ wie man anders leben kann. Vor allem durch die friedlichen Nintau.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355