Krieg der Seelen
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Iain Banks¸ einer der besten amerikanischen Autoren greift philosophische sowie moralische Fragen auf. Mit seinem neuesten Roman Krieg der Seelen beweist er wieder einmal überzeugend und eindeutig seine Meisterschaft. Selbige findet sich im Wilhelm Heyne Verlag wieder¸ denn in der Rubrik Meisterwerke der Science Fiction erschien inzwischen Bedenke Phlebas ¸ der als erster Roman aus dem KULTUR-Zyklus anzusehen ist. Er zählt zu den besten Science Fiction Autoren. Iain Banks ist es nicht gewöhnt¸ einfach zu schreiben. Im Gegenteil¸ er schreibt sehr komplex und nicht immer ganz gradlinig. Krieg der Seelen wirkt auf den Leser auf den ersten Blick nicht unbedingt als eine leichte Lektüre für den Einstieg in die Science Fiction. Andererseits¸ wer sich hiermit anfreunden kann¸ wird jede weitere Zukunftserzählung als einfache Unterhaltung betrachten. Zu Beginn des Romans erscheint die Geschichte etwas unübersichtlich. Die unterschiedlichen¸ parallel ablaufenden Handlungsstränge scheinen erst einmal nichts miteinander zu tun zu haben¸ finden jedoch mit der Zeit zu einem logischen und schlüssigen Ganzen zusammen. In kurzen Abständen wird zwischen den Orten und Handlungsträgern gewechselt¸ so dass man den Eindruck eines verschachtelten Romans erhält¸ der die Orientierung des Lesers verwirrt. In dem Augenblick¸ da sich die Handlungsstränge einander nähern und zu Überschneidungen führen¸ ergeben sich erst die wichtigen Zusammenhänge. Daneben finden sich lange Beiträge¸ in denen Iain Banks sein Universum weiter ausbaut¸ indem er mit technisch-utopischen Ideen glänzt.
Im Prinzip kann man die seitenstarke Handlung auf ein Thema herunterbrechen. Wenn es möglich ist#184; das Bewusstsein eines intelligenten Wesens nach seinem Tod in die Matrix zu laden¸ darf man es mit Höllenqualen belegen? Und wenn man dies kann¸ dann nur bei diesen Wesen¸ die an eine Hölle glauben? Die Bestrafungen wären möglich¸ aber sind sie definitiv beweisbar? Können sie gesteuert werden? Ein Leben nach dem Tode ist bei vielen Kulturen im KULTUR-Universum durchaus eine gängige Vorstellung. Ein Leben nach dem Tod in der Matrix wäre ebenso denkbar.
Der Roman ist eine gut geschriebene¸ intelligente Space Opera mit imposanten Raumschlachten¸ die neben einer lesenswerten Erzählung mit spannenden Handlungen und Handlungsträgern auch Ränkespiele und Auseinandersetzungen jedwelcher Art anbietet. Stiltechnisch gäbe es auf den ersten paar hundert Seiten einiges zu bemängeln¸ die ewigen Gedankenstriche¸ die die Sätze auseinanderreissen sind nicht geeignet¸ einen Lesefluss herzustellen. Die Beschreibungen der Umgebung und handlungsrelevanten Orte ist gelungen. Unter anderem sind die Höllenszenen so beschrieben¸ wie ich mir eine Hölle vorstelle. Die Beschreibungen der künstlichen Intelligenzen der Raumschiffe mit so sonderbaren Namen wie Aus dem Rahmen normaler moralischer Restriktionen fallend oder Besondere Umstände¸ Restoria und Quietus sind herrlichen verschroben. Gerade das Schiff Aus dem Rahmen normaler moralischer Restriktionen fallend mit seinem Avatar Demeisen spielt eine wichtige Rolle.
Alles in allem ist der vorliegende Roman wieder sehr gut und empfehlenswert. Leider mit einigen Abstrichen.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355