Krähenmutter
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Aber während sie sich nicht für die Farbe eines Lippenstiftes entscheiden kann und den Kinderwagen einen Augenblick unbeaufsichtigt lässt geschieht das Unfassbare: Henry verschwindet. Trotz der sofort eingeleiteten Suchaktion fehlt von dem Baby jede Spur. Als auch nach 24 Stunden keine Lösegeldforderung eingeht übernehmen Laura Kern und ihr Partner Max vom SEK Berlin den Fall. Ihr Vorgesetzter Joachim Beckstein macht ihnen dabei ordentlich Druck¸ denn ihm sitzt die Innensenatorin Marion Schnitzer im Nacken.
Bei der Befragung der Eltern Max und Sophia fällt Laura vor allem auf¸ wie emotionslos der Vater Matthias auf die Entführung reagiert. Auch das der Unternehmer eine Firma für Sicherheitstechnik betreibt und seinen Sohn oder dessen Kinderwagen nicht mit der neuesten Technik ausgestattet hatte versteht Laura nicht. Bei einem heimlichen Rundgang in der Villa des Paares findet sie im Keller dann den Kinderwagen des Sohnes. Was hat dies nun zu bedeuten?
Als Tags darauf dann eine Lösegeldforderung eingeht beginnen die Ermittler zu hoffen¸ das Kind doch lebend zu finden. Allerdings ist der Ort der Übergabe an einer belebten U-Bahn Station so geschickt gewählt¸ dass es unmöglich ist den Transfer zu überwachen ohne das der Entführer mitbekommt¸ dass die Polizei im Spiel ist.
Es kommt wie es kommen muss¸ die Übergabe geht schief und nun ist auch noch Hr. Nussbaum wie vom Erdboden verschluckt. War das Ganze nur ein Ablenkungsmanöver und auch er wurde entführt? Damit ist die These von Laura¸ Max hat bei der Entführung die Hände im Spiel erstmal auf Eis gelegt.
Als dann ein weiteres Baby im selben Supermarkt entführt wird¸ wird nicht nur die Innensenatorin wütend sondern auch die Presse macht immer mehr Druck.
Ich mag den Schreibstil der Autorin und habe mich über das neue Buch gefreut. Es ist gut strukturiert geschrieben und lässt genug Raum die Charaktere sympathisch zu finden. Laura beispielsweise leidet sehr unter einem Trauma¸ welches sie als Kind erlitten hatte. Sie wurde entführt und gefangen gehalten¸ bei der Flucht erlitt sie zahlreiche Verletzungen und ihr Körper ist von Narben gezeichnet. Dadurch hat sie Minderwertigkeitskomplexe Männern gegenüber. Sie sieht sich selbst als beziehungsunfähig. Auch eine kurze Affäre mit ihrem Kollegen Max vor etliche Jahren wird von ihr schnell beendet. Seitdem sind die Beiden aber unzertrennliche Freunde.
Max wird gerade zum zweiten Mal Vater und nachdem seine Frau ihn einst betrogen hatte versucht er alles¸ um es ihr und dem Neuanfang leicht zu machen¸ aber der Spagat zwischen Ehe und Job gelingt auch hier nicht immer.
Als Laura sich dann mit einem neuen attraktiven Kollegen anfreundet reagiert ihr Partner auch noch ein wenig eifersüchtig. Wie ist das nunn zu deuten?
So kommt also auch die private Seite der Protagonisten nicht zu kurz¸ etwas was ich ja sehr gerne lese.
Auch wenn man von Anfang an das Gefühl hat zu wissen¸ von wem und warum die Kinder entführt werden und die Autorin auf brutale Szenen verzichtet¸ ist es ein spannendes und unterhaltsames Buch welches man zügig durchliest ohne sich zu langweilen. Geschrieben wird aus unterschiedlichen Perspektiven sowohl der Täter als auch der Ermittler.
Über den einzelnen Kapiteln sind immer wieder kleine Krähenfüße gezeichnet¸ ein liebevolles und schönes Detail. Auch das Titelbild ist sehr ansprechend.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355