Judassohn
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Theresa Sarkowitz¸ genannt Sia oder auch Scylla¸ ist die letzte ihrer Art¸ sie ist ein "Kind des Judas". Sie ist eine uralte Frau in einem wundervoll jungen Körper. Sorgfältig baute sie über die Jahrhunderte eine funktionierende Tarnung auf¸ damit ihr niemand auf die Schliche kommt. So arbeitete sie als Sitzwache im Krankenhaus oder als Türsteherin. Und sie wacht über ihre letzten Nachkommen¸ damit diese nach dem Tod nicht ebenfalls zu Vampiren werden. Sie hat als Judaskind erkannt¸ dass sie eine gewisse Verpflichtung gegenüber ihren "Kindern" hat. Jedes Judaskind¸ dass als Vampir wieder erscheint¸ wird von ihr entsprechend behandelt und endgültig dem Tod übereignet. Aber dann taucht eine Gestalt in Sias Leben auf¸ die ein gewaltiges Blutbad anrichtet und behauptet¸ ebenfalls ihr Nachkomme zu sein. Sia ist sich jedoch keiner Schuld bewusst¸ kann sich an ihn nicht erinnern.
D er Süden der Bretagne¸ 1781
Der in einfachen Verhältnissen lebende Schilfrohrschneider Tanguy Guivarch konnte eine Frau für sich interessieren und für sich gewinnen. Jetzt will er seine Mutter und seine Brüder verlassen und Gwenn heiraten. Während eines nächtlichen Treffens gerät das Liebespärchen an eine Diebesbande. Während sich Tanguy den Verbrechern entgegenstellt¸ kann seine Braut fliehen. Tanguy selbst stirbt. Am Sarg wacht seine ehemalige Braut und deren Familie. Als Tanguy selbst erwacht¸ tötet er alle Anwesenden. Wenig später findet er sich in seinem geliebten Sumpf wieder¸ ohne zu wissen¸ wer er ist und was er gemacht hat. Dort trifft er auf einen grossen Menschen¸ der gleichsam Hexer und Vampir ist. Dieser zeigt ihm erst einmal¸ wie er mit seinen Kräften umgehen muss. Das werden die Mitglieder der Diebesbande bald erfahren¸ ebenso wie ein adliger Werwolf. Allerdings entfacht er damit eine über die Jahrhunderte andauernde Blutfehde.
Orts- und Zeitwechsel¸ 1787. Die Sennerin Sandrine ist in der Lage jedem Menschen Krankheiten anzuhexen. Sie ernährt sich vom Blut eines Hirten¸ den sie mit dem Geld bezahlt¸ dass sie durch ihre andere Fähigkeit verdient. Als der Hirte stirbt¸ lernt sie Anjanka kennen¸ die sich ebenfalls an dem Hirten blutsaugenderweise bediente und so den armen Kerl wegen Blutarmut zum Tode verurteilte. Die Tenjac¸ eine besondere Art Vampirin¸ und Sandrine tun sich zusammen und ziehen nach Paris.
Paris 1789
Räuberhauptman Dominic de Marat ist gleichzeitig Vampir und erfolgreich dazu. In beiden Eigenschaften. Während der französischen Revolution nimmt er Quartier bei einer Adligen und ihren Töchtern. Als sich einige Werwölfe über seine Kumpane und seine "Vermieter" hermachen und alle meucheln¸ kann er gerade noch fliehen. Im lauf der Zeit kreuzen sich dann die Wege von Sandrine und Dominic¸ der eine neue Räuberbande¸ diesmal aus Vampiren aufbaute. Allerdings treibt er es zu weit und sein alchemistischer Onkel befördert die ganze Bande endgültig ins Jenseits.
Leipzig¸ 2008
Sia kümmert sich um Emma und deren Tochter Elena. Die Mutter lebt mit ihrer Tochter in der ostdeutschen Buchmessestadt und sind mit dem Makel gestraft¸ in sich die Anlage zu tragen¸ eein Judaskind zu werden. Um aber diese Veränderung nach dem Tod zu verhindern¸ passt Theresia Sarkowitz auf die beiden auf. Auf dem Heimweg von ihrer Arbeit wird sie fast überfahren und folgt den rücksichtslosen Fahrern auf ihre Art. Auf dem Friedhof sieht sie¸ wie einige Neonazis ihre nächtlichen Spuren im Krematorium vernichten. Sia erkennt in den Männern aber auch¸ dass nur einer ein Mensch¸ der Rest aber Werwölfe sind. Gleichzeitig sieht sie wie ein fremder die Werwölfe angreift¸ einige von ihnen umbringen kann aber selbst getötet wird. Den Rest übernimmt Sia¸ so dass das Problem der Wandler endgültig gelöst wurde.
Leipzig¸ 10. Januar 2009
Der blutige Abschluss.
Leipzig¸ Buchmesse 20. März 2010
Während der Buchmesse werden immer verschiedene Veranstaltungen angeboten. Unter anderem eine Lesung mit Tanz und Gesang von Markus Heitz. Die Veranstaltung sollte in einem Felsenkeller um 20 Uhr beginnen. Wie jede Veranstaltung die ich bislang besuchte¸ war es jedoch nichts mit pünktlich. Störte mich jedoch nicht¸ war ich doch mit Anke und Wolfgang von Geisterspiegel.de unterwegs und wir hatten genug Gesprächsthemen. Als die Veranstaltung begann¸ sassen¸ ja man kann sagen lagen¸ wir entspannt auf bequemen Sofas und verfolgten die dargebotene Bühnenshow. Während Markus Teile seines Buches vortrug¸ wurde von der Gruppe Persephone und der Tänzerin Tanja Karman eine Gesangs- und Tanzvorführung geboten. Die Sängerin hatte eine tolle Stimme und erinnerte mich an die britische Sängerin Toyah. Was ich ihr jedoch ankreiden musste¸ war die Tatsache¸ dass sie den Ton nicht halten konnte und immer wieder abbrach. Trotzdem¸ die Musiker und auch die Tanzvorführung fanden meinen Beifall¸ passten sie doch gut zu dem¸ was Markus Heitz vortrug¸ erschufen eine aussergewöhnliche Mischung aus Lesung und Musik. Wenn jetzt noch auf deutsch gesungen worden wäre... Inzwischen war die musikalische Lesereise in weiteren Grossstädten unterwegs und viele interessierte Gäste konnten sich dem Vergnügen hingeben.
Betrachtet man den Roman und zuerst einmal die Vergangenheit¸ so fällt auf¸ dass der junge Mann Tanguy¸ die Fluchhexe Sandrine und der Räuberhauptmann Dominic interessante Figuren aus einer Zeit stammen¸ die heutzutage sehr fremd auf uns wirkt. Dementsprechend kann Markus Heitz hier Mythen¸ Sagen¸ Geschichte und eigene Phantasie zu einem phantastischen Ganzen verbinden. So ist dies vornehmlich die Geschichte dreier unterschiedlicher Vampire¸ deren Geschichten kurz vor der französischen Revolution beginnen und bis in die Gegenwart hinziehen. Allerdings wirken diese Figuren manchmal ein wenig "unfertig". Ich kenne bessere Beschreibungen von ihm. Markus lässt seine Figuren aus der Vergangenheit nachforschen¸ warum sie so sind¸ wie sie sind. Was war der Grund¸ ein untotes Leben führen zu müssen. Doch das ist nicht alles¸ denn was wäre eine Erzählung ohne Gegner. Auf diese muss der Leser nicht warten¸ denn die langlebigen Werwölfe entpuppen sich durchaus als ebenbürtig.
Ein Blick auf die Gegenwart geworfen¸ die einen zwangsläufigen Showdown zu bieten hat¸ zeigt uns eine wesentlich schneller Geschichte. Das Buch Judassohn beginnt in der Gegenwart Leipzigs sehr rasant¸ wird in der Vergangenheit jedoch ruhiger. Man könnte jetzt natürlich annehmen¸ der Autor habe die Vergangenheit extra langsam und erzählerischer angehen lassen um damit die schnelllebigere Gegenwart deutlicher zu machen. Als Leser spürt man schon die Unterschiede zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Weniger in der Sprache¸ die die Menschen benutzen als in der langsamen oder rasanten Erzählweise. Hinzu kommt für die Leser von Markus' Werken¸ dass er verschiedentlich Personen aus seinen anderen Roman auftauchen lässt. Ein ganz besonderer Reiz und eine ebenso geartete Spannung.
Alles in allem ist das Buch lesenswert¸ spannende Unterhaltung.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355