Insexts 1: Metamorphose
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Der beste Teil von INSEXTS ist die Einführung¸ in der die Autorin ein wütendes Manifest über den Ungerechtigkeitsstandard¸ einen weiblichen Körper zu haben¸ schreibt. "Ich schrieb INSEXTS¸ weil ich eine Frau bin¸ und eine Frau zu sein bedeutet¸ ein Leben voller Schrecken zu führen." Die Einführung neigt zum Melodrama¸ aber sie spricht viele grimmige Wahrheiten aus¸ die sich in der Erzählung verdeutlichen. Das Intro bildet die Grundlage für die kommende Mischung aus Horror und Feminismus.
Gut gefallen hat mir:
Ariela Kristantina's Kunst¸ sie ist atemberaubend¸ sie ist kompliziert und elegant¸ egal ob die Szene ein normales viktorianisches Leben darstellt oder Monströsität und Schrecken. Ich liebe auch die Arbeit der Coloristen und die Tatsache¸ dass sie viele lebhafte Farbtöne anstelle von stumpfen Grau- und Brauntöne verwendeten.
Mir gefällt die Idee einer lesbischen Romanze durch eine Horrorerzählung aus der viktorianischen Zeit zu folgen. Sie ist das genaue Gegenstück zur prüden Zeit oder den damaligen Schauergeschichten wie die Geschichten von Alice & Claude Askew über Aylmer Vance ¸ erschienen im Verlag Saphir im Stahl. Der Comic ist sehr erotisch¸ was die steifen¸ geschlechtslosen Normen der viktorianischen Zeit bricht.
Der Comic beginnt mit einem brillanten Klagelied von Lady Bertram über den Sexismus in ihrer patriarchalischen Gesellschaft - über ihren Mann¸ der sie gegen Geld heiratet¸ sie schlecht behandelt¸ etc. Es erlaubt den Charakteren¸ gegen soziale Erwartungen zu arbeiten und gegen den Sexismus des viktorianischen England vorzugehen¸ was mir sehr gut gefallen hat. Mir gefällt auch¸ dass der Bogen im Allgemeinen gegen die verinnerlichte Minderwertigkeit von Frauen arbeitete.
Mir gefielen die künstlerischen Bemühungen¸ die Andersartigkeit der Charaktere und des Konflikts zu vermitteln: seltsame Panels¸ schräge Doppelseitenausbreitungen¸ ganzseitige Kunst¸ die sich in der Coolness dieses oder jenes Monsters offenbart. Aber das ist eine der schlimmsten künstlerischen Geschichten¸ die ich je gesehen habe. Wann wurde Lady Bertram mit magischen Ranken gefesselt? Wo kommt der riesige sprechende Adler her? Wenn sie nicht wissen¸ wie sie zu Schmetterlingen wurden¸ warum drehen Mariah und Lady Bertram nicht durch?
Weniger gut gefiel mir:
In diesem Comic ging alles viel zu schnell. Ich bekam Schwierigkeiten¸ mich in die Charaktere einzufinden. Lady Bertram und Mariah scheinen sich sofort zu treffen¸ was in Ordnung ist. Die Verbindung von Zofe und Lady erschliesst sich aber erst langsam durch den Text. Was lieben sie so sehr aneinander¸ dass sie ein Kind zusammen bekommen bzw. bekommen wollen? Auch hier erschliessen sich die mehreren Fehlgeburten erst aus dem Text und auch¸ dass die Lady nur eine angeheiratete Lady ist¸ deren Mann und desssen Familie nur ihr Vermögen wollten.
Die Stimmung ist genau richtig¸ die Farben sind wunderschön¸ und die Botschaft spricht mich trotz ihrer Ungeschicktheit an. Also bringe ich meine Bewertung nach oben¸ weil ich es kann.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355