In einer anderen Welt
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Der Klappentext liest sich konventionell¸ wirkt wie jedes x-beliebige Buch. Allein deswegen hätte ich das Buch nicht gelesen. Ausgezeichnet als bester Roman des Jahres mit dem Hugo Award¸ Nebula Award¸ British Fantasy Award und dem Kurd-Laßwitz-Preis. Das ist zumindest mal eine Aussage¸ die es lohnt¸ sich des Buches anzunehmen und zu sehen und lesen¸ worin der Zauber dieser Erzählung liegt. Und der Zauber des Buches liegt in den Büchern. Beginnen wir mit dem Tagebucheintrag von Morwenna¸ die fünf Jahre zuvor mit ihrer Zwillingsschwester in Wales¸ dem Land der Feen¸ einen Feen-Zauber ausführt¸ um eine umwelt-verpestende Fabrik loszuwerden. Und diese nennen sie ausgerechnet Mordor. Das Land des Bösen im Herr Der ringe. Auch sonst finden sich Anspielungen an die SF- und Fantasy-Literaur.
Die Mutter der fünfzehnjährige Morwenna wendet schwarze Magie an¸ was die Tochter nicht begeistert. Da sie der dominanten Mutter nichts entgegensetzen kann¸ ist sie vor ihr auf der Flucht. Sie kommt in staatliche Fürsorge¸ davon will sie nichts wissen und flieht ebenfalls. Ihr Vater¸ den sie nie kennenlernte¸ nimmt sie nicht bei sich auf und schickt sie auf das Mädcheninternat Arlinghurst. Doch sie fühlt sich dort nicht wohl. Sie kommt aus Wales¸ vom Land¸ kommt aus einer zerrütteten Familie¸ hat Ärger mit den Eltern und steht auch sonst allein da. Morwenna ist gehbehindert und bei den Sports“kanonen“ daher unbeliebt. Hinzu kommt¸ dass sie den Tod ihrer Zwillingsschwester immer noch nicht überwunden hat.
Dies ist eine kurze Zusammenfassung dessen¸ was uns im Tagebuch des Jahres 1979 von Morwenna erwartet. Der Roman scheint einer der üblichen Internat-Magie-Erzählungen zu sein¸ wie sie in den letzten Jahren zu Hauff gab. Er unterscheidet sich jedoch erheblich von diesen¸ da lediglich Morwenna über Magie verfügt (oder ist dies nur Einbildung?. Zwei Dinge sind es¸ die die Geschichte um Morwenna verbinden: Bücher und Magie. Jo Walton¸ geboren am 1. Dezember 1964 in Aberdare¸ Wales¸ ist eine walisisch-kanadische Fantasy- und Science-Fiction-Autorin¸ deren Roman fest in der Wirklichkeit verankert ist. Sie beschreibt in In einer anderen Welt ¸ ihre eigen Heimat¸ das Leben der 15jährigen Morwenna¸ die sie selbst sein könnte. Der Roman spielt in der walisischen Landschaft¸ dem Schulleben¸ in dem Jahr¸ in dem sie 15 war. Nur mit dem Unterschied¸ dass Morwenna selbst ihre Magie mitbringt.
Natürlich können wir jetzt über die pubertären Träume junger Mädchen schreiben¸ über Autorinnen die über einen Kindheit schreiben¸ die sie vielleicht gern gehabt hätten und anderes mehr. Über die Wahrnehmung der Erzählung als „Traumgebilde“ oder als Metapher. Wie immer man das Buch sehen will¸ es ist anspruchsvoll.
Das Buch ist ein grosses¸ ja grossartiges magisches Wunderwerk der schriftsellerischen Kunst. Während das Titelbild bei Blanvalet eindeutig auf junge Mädchen ausgerichtet ist¸ kann das Titelbild des Golkonda Verlages durch klassische Titelbildkunst punkten. Der Inhalt¸ der zum Lesen verführen will ist dabei gleich. Trotz der unterschiedlichen Titelbilder bleibt es eine Erzählung¸ die eine bezaubernde Geschichte vorstellt.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355