In den Tiefen der Zeit
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Im Jahr 5211 überwacht das Raumschiff Upholder unter Führung von Kapitän Anton Koffield und seiner Crew das obere Ende eines Zeitschachtes. Die Chronologische Patrouillie überwacht streng die Einhaltung der Regeln. Plötzlich erscheinen am einen Ende des Zeitschachtes fremde Raumschiffe¸ die das dort stationierte Wachschiff angreifen und vernichten. Die Gegenwehr der Upholder ist nicht sonderlich erfolgreich. Die Hälfte der Angreifer können an der Upholder vorbei in den Zeitschacht hinein verschwinden und ihn in umgekehrter Reihenfolge durchqueren. Die Raumschiffe selbst verschwinden in der Weite des Kosmos. Wochen später erscheinen die Schiffe wieder. Damit keine Zeit-Katastrophe eintritt¸ beschliesst Kapitän Anton Koffield¸ den Zeitschacht zu schliessen. Er lässt die Raumschiffe nicht durch. Das er damit möglicherweise einen ganzen Planeten und seine Bevölkerung zum Untergang verurteilt ist ihm bewusst¸ aber sein¸ vom ersten Angriff noch schwer beschädigtes Schiff und seine Vorschriften¸ lassen ihm keine andere Wahl. Seine Vorgesetzten halten zu ihm¸ doch die meisten Menschen sind der Meinung¸ er¸ Koffield¸ sei ein gefühlloses Monster. Um weiteren Schaden von der Organisation abzuwenden¸ wird er wegbefördert. Als Admiral eines unbedeutenden wissenschaftlichen Archivs lebt er unbeachtet irgendwo am Rande des bekannten Weltalls. Er lernt den Wissenschaftler Oscar de Silvo kennen¸ der sich nicht an seiner Vergangenheit zu stören scheint. Stattdessen beauftragt Doktor de Silvio Admiral Koffield damit¸ wichtige Daten aus den Archiven der Chronologischen Patrouille für seine Arbeiten über das Terraforming zusammenzustellen. Er ist ein Genie auf seinem Gebiet¸ eine lebende Legende. Anton Koffield erliegt zunächst seinem Charme¸ kommt aber eines Tages hinter das gefährliche Geheimnis¸ das Oscar de Silvo umgibt.
Roger MacBride Allen setzt auf eine intelligente und sich langsam entwickelnde Erzählung. Dabei legt er viel Wert auf sehr sorgfältig aufgebaute Hintergründe und Personen. Schon das Prinzip der Zeitschächte und die verschiedenen Zeiten in denen die Handlung spielt¸ sind durchaus gut durchdacht. Manches wirkt langatmig bis langweilig¸ täuscht aber auf den ersten Blick. Bei Roger MacBride Allen geschieht nichts grundlos. Der Autor beschreibt nichts¸ was dem Leser und der Leserin nicht später sofort logisch einleuchtet. Der Roman ist jedoch nicht einfach mal eben so zu lesen. Meine morgendliche Buslektüre musste ich unterbrechen¸ weil Roger MacBride Allen doch ein sehr hohes Augenmerk für sein Werk verlangt. Ein wunderbarer Roman¸ der anspruchvoll und stimmungsvoll ist. Roger MacBride Allen glänzt mit herausragender Erzählkunst und einem beeindruckenden Stil. Ein durchaus preisverdächtiger Roman.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355