Im Bann der Engel
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
In den unterirdischen Labors¸ die sie betreibt¸ ist es Elena und ihren Kollegen möglich¸ Tote ins Leben zurückzurufen. Diese werden als Engel mit mechanischen Flügeln auftreten und sollen zu ihrer unheimlichen Armee werden. Erste Versuche verlaufen erfolgversprechend. Allerdings ist die Sterblichkeitsrate der Toten recht hoch. Es ist schon seltsame Tote sterben zu sehen. Der Grund für das ungeplante Ableben scheint darin begründet zu sein¸ dass sich die Versuchsobjekte mit ihrem Tod abgefunden haben. Elena Winterstones Unbehagen wächst mit jedem Tag¸ den sie für Madame Hazzard arbeitet. Auch die Erschaffung der mechanischen Engel wird ihr immer unangenehmer. Auch die Ausfälle der Engel treffen sie hart. Gleichzeitig erscheint ihr ihre Chefin nicht länger als erfolgreiche Wissenschaftlerin¸ sondern vielmehr als eine unbarmherzige und auf Macht ausgerichtete Person zu sein.
Weil die Experimente fehlschlagen¸ sucht sich Madame Hazzard Freiwillige¸ die eindeutig lebendig sind¸ vor allem gut aussehen und sich auf die lebensgefährlichen Spielchen einlassen. Fünf der kraftstrotzenden Versuchsobjekte stehen plötzlich im Mittelpunkt der Handlung. Ihr neuer Job als Todesengel ist nichts anderes als ein Auftragskillerdasein.
Richard Sinclair ist einer der Probanden und auch der Einzige¸ der die wissenschaftlichen Versuche kritisch hinterfragt. Dennoch¸ aus Richard wird Amenatos. Ein Todesengel auf Gedeih und Verderb auf die Willkür von Madam Hazzard angewiesen. Amenatos verliebt sich in Elena¸ die seine Gefühle erwiedert. In ihnen erwächst der Wille¸ dem Treiben ihrer Auftraggeberin Einhalt zu gebieten¸ vor allem¸ als sie sich aufmacht¸ Waisenkinder¸ die nie jemand vermissen wird¸ ebenfalls in Engel zu verwandeln.
Christiane Gref gelang es¸ die viktorianisch angehauchte Welt¸ in der sich die meisten Steampunk-Erzählungen abspielen¸ mit wenigen Worten bildlich vorzustellen. Dampfende¸ mechanische Fahrzeuge und andere Maschinen stellen das nonplusultra der technischen Zivilisation dar. Der Steampunk-Roman ist deutlich als solcher zu erkennen¸ bietet aber auch erotische Momente¸ die ab und zu an einen Liebesroman erinnern lassen. Wichtig ist jedoch die Handlung¸ die eindeutig im Vordergrund steht und die Leser schnell gefangen nimmt. Die Idee mit den halbmechanischen Engeln ist durchaus neu¸ lesenswert und faszinierend (will man einen Weltraumelfen zitieren.
Allerdings habe ich den Eindruck¸ es wurden einige Dinge nicht zur vollsten Zufriedenheit geklärt¸ sodass Folgebände (hoffentlich keine Trilogie möglich wären. Dahingegen wäre die Welt interessant genug¸ sie mit weiteren Leben¸ eventuell auch mit anderen Autorinnen und Autoren¸ zu füllen.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355