Im Angesicht der Schuld
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Helen und ihr Mann Gregor führen auf den ersten Blick eine Bilderbuchehe. Gesegnet mit ihrer 15 Monate alten Tochter Jana arbeitet er als erfolgreicher Scheidungsanwalt und sie erstellt Gutachten zu Kunstobjekten. Die Ehe Ihrer besten Freunde Joost und Annette hingegen sieht da nicht so rosig aus¸ betrügt Joost seine Frau doch nach Strich und Faden. Das Helen und Gregor in diese Streitigkeiten mit rein gezogen werden¸ ohne es zu wollen¸ ist natürlich unausweichlich. Kurz nach Helens 36 Geburtstag steht abends die Kriminalpolizei vor der Tür und berichtet¸ Gregor habe in seiner Kanzlei Selbstmord begangen und sei aus dem fünften Stock in die Tiefe gestürzt. Die geschockte Ehefrau glaubt keine Sekunde an diese Theorie und fängt sofort verzweifelt an nach dem Mörder ihres Mannes zu suchen. Allerdings findet sie heraus¸ dass ihr Mann einige Heimlichkeiten vor ihr hatte. So hatte er ihr z. B verschwiegen¸ vor einem Jahr in einen Unfall verwickelt worden zu sein bei dem er einen Säugling überfuhr. Zwar wurde er bei dem folgenden Verfahren frei gesprochen¸ aber der Hass der Mutter verfolgte ihn die ganze Zeit. Helen kann nicht verstehen wie sie all das nicht merken konnte und kann nun auch die Selbstmordtheorie nicht mehr ausschließen¸ wie soll man denn mit solch einer Schuld auch leben. Und es tauchen immer mehr Ungereimtheiten auf....
Der Schreibstil der Autorin hat mich hier von der ersten Seite an überzeugt. Flüssig taucht man sofort in das Geschehen ein. Die Personen werden gefühlvoll dargestellt ohne dabei zu viel auszuschmücken¸ Liebevoll lernt man das Umfeld von Helen und Gregor kennen. Sehr hilfreich in dieser schweren Zeit ist die Nachbarin Mariele Nowak. Selbst verwitwet kann sie Helen nicht nur bei der Beaufsichtigung von Tochter Jana helfen¸ sondern auch sonst durch viel Anteilnahme und Gespräche eine Stütze sein.
Sabine Kornbichler beweist hier wirklich viel Geschick die Figuren psychologisch gut auszuarbeiten und als Leser hat man das Gefühl¸ neben den Protagonisten zu stehen. Ich brauchte auf jeden Fall nicht mehr viel Vorstellungskraft um in die Story einzutauchen.
Dies ist mal wieder ein Werk¸ welches ist mir auch sehr gut als Film vorstellen könnte.
Sabine Kornbichler¸ geboren 1957¸ wuchs an der Nordsee auf und arbeitete in einer Frankfurter PR Agentur¸ bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Schon ihr erster Roman : „ Klaras Haus“ war ein großer Erfolg. Für „ Das Verstummen der Krähe „ wurde sie für den Friedrich – Glauser - Preis nominiert. Heute lebt sie in München.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355