Schwarze Sonne 5: Akasha
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Das universelle Rollenspiel-Fanzine Greifenklaue wurde bereits 1997 von Mitgliedern der Pfadfindergruppe Mantikore als gedrucktes A4-Heft ins Leben gerufen und eroberte ab 2005 auch das Internet. Neben dem gedruckten Fanzine betrieb Ingo aka "Greifenklaue" vor allem einen Blog, einen Podcast und ein eigenes Forum. Zur großen Bestürzung der Rollenspiel-Szene verstarb Ingo Schulze am Freitag den 26.11.2021. |
Akasha ist der fünfte Teil der Hörspielreihe Die schwarze Sonne und setzt den komplexen Handlungsstrang auf mehreren Ebenen fort.
Helmut Berger, der BND-Agent, erwacht... in einer hölzernen Kiste. Voller Panik fängt er an zu brüllen und zu schreien. Zu seinem Glück hören ihn zwei Friedhofsgräber und graben ihn auch. Schnell stellt er fest, dass er mit Arthur Salton angesprochen wird und sich im Jahr 1838 befindet. Auch Frau und Kind warten auf ihn - liegt er nach dem Unfall im Koma? Eine Nahtoderfahrung? Tief in seinem Inneren weiß er, dass diese Geschehnisse ein Teil seines Schicksal, ein Teil seines Ichs ist.
Nathaniel ist schwer verletzt und im Koma nach den Ereignissen aus VRIL, dem vierten Teil. Er wird aber liebevoll von Adam, Lobsang und Nangsa gepflegt, bis er schließlich aus seiner Bewußtlosigkeit erwacht und Adam wie in einem Fiebertraum eine Aufgabe gibt. Adam soll den heiligen Berg Kailash dreizehn Mal umrunden - im Uhrzeigersinn - um in den inneren Kreis vordringen zu können und sich dort ins heilige Buch Akasha einzuschreiben. Also macht sich Adam zusammen mit Lobsang auf die lange Reise, wo er sich spirituellen Herausforderungen zu stellen hat, um endlich Frieden in seiner Seele zu finden.
Jules Verne versucht derweil, die beiden mit Briefen im fernen Indien zu erreichen. Man erfährt, dass einige Weggefährten von Jules erneut einen Orden gegründet haben und er sich zunehmend Sorgen macht, weil sich beide nicht bei ihm melden. Er vermisst Nathaniels Anweisungen und teilt den beiden mit, dass er auf eigene Faust nach London reisen will, da er fürchtet, dass der Orden, der mutmaßlich das Artefakt gestohlen hat, es schon bald anzuwenden versteht.
Arhur Salton hat sich in seine Rolle eingelebt und führt sein Anwesen Lesser Hill zu großer Pracht, erledigt Arbeiten auf dem Feld und steht seinen Männern voran, die sich beizeiten darüber amüsieren, wenn er Begriffe aus einer Zukunft benutzt, die sie nicht kennen. Eines Tages sehen die Männer eine Kutsche am Feld vorbeireiten, als ihr Rad bricht und abrupt stehenbleibt. Hinaus steigt Arabella March, dem Hörer schon wohlbekannt und Schauer über den Rücken treibend...
Akasha beeindruckt dadurch, dass es in diie unübersichtlichen, kaum sortierten Stränge der beiden Vorteile erstmals Struktur bringt. Endlich wird klar, welche Rolle Helmut Berger spielt und warum von ihm berichtet wird. Und eröffnet zugleich ein seltenes Zeitparadoxon, er ist sein eigener Ur-Ur-Opa...
Da Die Schwarze Sonne ohne eigenen Erzähler auskommt, berichten Adam und Arthur selbst als Erzähler aus ihren Zeitlinien als Stimme aus dem Off, während sie zugleich in ihrer Sprechrolle interagieren. Das gelingt zu großen Teilen sehr gut. Der Beginn z.B. berichtet Arthur sachlich aus dem Off, wo er sich befindet, während er in der Handlung eine Panikattacke im Sarg bekommt. Beide Handlungen werden zusätzlich von Vernes vorgelesen Briefen unterbrochen, welches eine zusätzliche Ebene in die Erzählung bringt, auch wenn man vermuten darf, dass die Briefe nie beim Empfänger ankommen.
Die Stimmungen wechseln oft schlagartig und auch das ist gut umgesetzt. Freude über ein gezeugtes Kind bei Arthur, spirituelle Seelenreinigung bei Adam, Verzweiflung bei Richard und dann ein Kampf im Inneren bei Adam. Es wird durch passende Hintergrundmusik, aber auch die Stimmlagen der Charaktere, die jeweilige Atmosphäre unterstrichen oder übergeleitet.
Eine weitere Besonderheit ist der Einsatz der englischen Sprache. Bei einem Ritual in Adams Inneren genau wie bei einem Ausspruch Arabellas wird teilweise in die englische Sprache gewechselt, welches im Ritual sehr stimmig wirken läßt und den Ausspruch wie ein Bannspruch wirken läßt. Gelungen.
Wieder positiv zu bewerten sind die Sprecherleistungen. Neu dabei ist Martin Sabel (Masoj Hun'ett in Drizzt, Special Agent Joel Grady in Caine, Kaskaras in Legend) spielt den Aleister Crowley, welcherallerdings erst im nächsten Teil eine größere Rolle spielt, aber hier einen ersten guten Eindruck hinterläßt. Lobsang und Nangsa haben diesmal etwas größere Parts und werden gesprochen von Dhunrup und Tsewang Dhakyitsang und wirken vermutlich nicht ohne Grund authentisch. Mit Arabella March ist erneut Reinhilt Schneider dabei, wohl eine der besten und variabelsten Frauenstimmen im Hörspielsektor, die auch hier glänzt.
Das Booklet ist wieder mit Zeichnungen von Sabine Weiss geziert, die Spielzeit von fast 75 Minuten istabsolut vorbildlich.
Das Fazit
Wem die ausufernde Art der Teile 3 / 4 nicht gefallen hat oder den Überblick über die Zeitlinien verloren zu haben glaubt, wird sich freuen: endlich werden die Stränge stärker sortiert, deutlicher abgegrenzt und die Zusammenhänge werden klar. Adam erlebt eine spirituelle Reise, die gut recherchiert zu sein scheint und deren Hörspielumsetzung ein besonderes Ereignis ist, während Arthur aus der Vergangenheit Lesser Hills berichtet und man gespannt erwartet, wie es dann zu den Ereignissen des ersten Teils, dem Schloß der Schlange kommt. Insgesamt eine gut gelungene Folge.
[Ingo Schulze]
Eine Rezension von: Ingo 'Greifenklaue' Schulze https://greifenklaue.wordpress.com/