Point Whitmark: Gefahr Am Schwarzen Wasser
Mit freundlicher Genehmigung von: |
Das universelle Rollenspiel-Fanzine Greifenklaue wurde bereits 1997 von Mitgliedern der Pfadfindergruppe Mantikore als gedrucktes A4-Heft ins Leben gerufen und eroberte ab 2005 auch das Internet. Neben dem gedruckten Fanzine betrieb Ingo aka "Greifenklaue" vor allem einen Blog, einen Podcast und ein eigenes Forum. Zur großen Bestürzung der Rollenspiel-Szene verstarb Ingo Schulze am Freitag den 26.11.2021. |
Point Whitmark kann auf zwanzig Folgen eines Kinder- und Jugendhörspiels zurückblicken, die mir alle mehr oder minder überdurchschnittlich gut erschienen und die Konkurrenz wie die (aktuellen) Die drei Fragezeichen, Die Dr3i oder TKKG locker hinter sich lassen. Doch irgendwann mußte ja auch mal die Ausnahme von der Regel kommen, für mich ist es die 21. Folge, die leider auf ganzer Linie versagt.
Das Point Whitmark-Team erreicht zusammen mit Professor van Hogen, der in Folge sieben (Das Grab aus Wüstensand) seine Premiere hatte, das Örtchen Concorde. Dort gibt es einen Erfinderwettbewerb, an dem der Professor eigentlich teilnehmen will. Eigentlich ‐ denn dummerweise bleibt das Auto stehen. Und so kann die Hogensche Klaue nicht präsentiert werden ‐ doch zum Glück ist im Handschubfach eine dank eines Mentalhelms sprechende Kröte. Naja, mehr als "Fressen!" bringt sie eigentlich nicht raus...
So ausgerüstet geht es ins Hotel zum Ehepaar Marquinha, das einen kleinen Erfinderwettbewerb veranstaltet. Als jedoch bei der Präsentation eines Experiments ein Kronleuchter heruntersaust und fast den Ehemann erschlägt, tritt das in den Hintergrund und der Wettbewerb vergessen.
Einige Wochen später allerdings erhält das Point Whitmark-Trio einen erneuten Anruf: Lady Marquinha glaubt, dass ihr Mann von der Chupacabra bedroht wird. Also machen sich die drei erneut auf nach Concorde...
Der grundlegende Plot ist eigentlich nicht verkehrt, aber schlicht schlecht und an einigen Stellen auch merkwürdig umgesetzt. Eine sprechende Kröte? Das hätte sich nicht mal TKKG getraut - und das will viel heißen! Später gibt es eine Szene in einem stockfinsteren Keller, bei der die Anwesenden panisch vor dem Monster fliehen und gezwungen sind, einen mit Wasser gefüllten Gang überwinden, das Viech dicht auf ihren Fersen. Das klingt eigentlich megaspannend, wurde aber völlig unspannend inszeniert: keine hektischen Schwimmgeräusche, kein Zeichen, dass das Viech näherkommt oder ihnen dicht auf den Fersen ist. Stattdessen Monstergebrüll. Nach der Auflösung fragt sich dann, wie passen Geräusch und Verursacher zusammen? Dritte Szene: Jay hat sich zu Observationszwecken als Croupier auf einen Casinodampfer eingeschlichen und wird vom Observierten fast wiedererkannt, während er von den Betreibern ebenfalls mißtrauisch beobachtet wird. Schnitt. Jay sitzt bei Tom und Derek und berichtet beiden, wie er entkommen ist und wie knapp das war. Gut zu wissen ‐ aber wenig spannend. Szene vier: Das Trio ist zusammen mit einer vierten Person in einem Raum, plötzlich ertönen Hilfeschreie. Die vierte Person meint, dass diese von draußen kämen. Derek will rauslaufen, während die anderen beiden stehen bleiben. Sie entdecken, dass etwas unterm Sofa hervorragt und die Schreie aus der Küche kommen müssen. Klar, ohne Dolby Surround-Sound kann der Zuhörer nicht entscheiden, ob das Geräusch von hinten oder vorne kam. Die Personen im Raum hingegen sollten das jedoch deutlich hören... Zuguterletzt: Bei einer Verfolgungsjagd zwischen zwei Booten entdeckt Jay ein Juniorkrokodil unter dem Sitz, das er dem Fahrer des anderen Boots zielgenau an die Nase wirft, in die es sich verbeißt.... Ähh, ja. Kurzum: Viele Unstimmigkeiten und Ungereimtheiten stören die Folge.
Die Sprecherleistungen liegen auf gewohnt gutem Niveau. Dass Musik und Schnitte bei Point Whitmark manchmal ungewöhnlich gesetzt sind, ist ja ein Markenzeichen der Serie, diesmal konnte mir aber ein Teil der Soundeffekte und Schnitte nicht gefallen, während die Musik durchaus gelungen und typisch ist. Was im Bereich Sound gar nicht geht, ist das Ende des Previews auf die Folge 22, ein langer, andauernder, lauter Pfeifton einer Herzlungenmaschine. Der macht es leider unmöglich, die Folge auch mal gemütlich beim Einschlafen im Bett zu hören.
Fazit: Zum Glück ist mit der Nummer 22 schon eine ziemlich gute Folge nachgereicht worden. Dies ist die erste Point Whitmark-Folge, von der ich sagen muss, dass sie richtig schlecht und mißlungen ist. Sehr schade, da die Serie sich vorher von Highlight zu Highlight gehangelt hat.
Eine Rezension von: Ingo 'Greifenklaue' Schulze https://greifenklaue.wordpress.com/