H.P. Lovecraft's Bibliothek des Schreckens: Jäger der Finsternis
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
DIE MUSIK DES ERICH ZANN
Die Erzählung Lovecrafts ist sehr stimmungsvoll. Bis in kleinste Einzelheiten wird die Geschichte des Ich-Erzählers aus Paris erzählt. Er lebt im gleichen Haus wie der stumme Musiker Erich Zann. Die Musik des Geigers zieht ihn in seinen Bann ab dem Augenblick¸ da er sie zum ersten Mal vernahm. Er besucht den Musiker in dessen Zimmer um ihm zuzuhören. Dabei fällt ihm ein Fenster auf¸ das mit einem Vorhang zugezogen ist. Als er den Blick durch das Fenster werfen kann¸ sieht er nicht etwa die Umgebung¸ sondern einen düsteren und schaurigen Ausschnitt eines uns unbekannten Weltalls. David Nathan erzählt die Geschichte so¸ als ob der Zuhörer der eigentliche Ich-Erzähler sei. Es entsteht der befremdliche Eindruck¸ aus dem eigenen Tagebuch vorgelesen zu bekommen und damit der subtile Horror voll zu Tragen kommt.
IN DER GRUFT
Georg Birch ist ein Alkoholiker und von Beruf Totengräber. Beim Auftrag¸ mehrere Leichen umzubetten und in eine Gruft zu überführen widerfährt ihm ein Missgeschick. Die Tür der Gruft schlägt zu. Der einzig ihm verbleibende Ausweg stellt ein Oberlicht dar. Das Oberlicht erreicht er jedoch nur¸ wenn er mehrere Särge übereinander stellt. Als er bei seiner Kletterei durch einen Sargdeckel bricht und eine Hand nach seinem Bein greift¸ wird er schlagartig nüchtern. Hervorragend geschrieben mit unbeschreiblichem Grauen¸ vorgetragen mit professioneller Kunst¸ für mich das Glanzlicht der vier CD Sammlung.
DAS BILD IM HAUS / DER TEMPEL / JÄGER DER FINSTERNIS / TRÄUME IM HEXENHAUS
Auch diese vier Erzählungen¸ von denen JÄGER DER FINSTERNIS und TRÄUME IM HEXENHAUS die längsten auf den vier CD's sind¸ wissen zu überzeugen. Letztere ist eine der seltenen Erzählungen¸ in denen Howard Philip Lovecraft eine weibliche Hauptfigur einsetzt. Alle Erzählungen sind fesselnd geschrieben und genauso fesselnd durch David Nathan vorgetragen. Seine Vortragskunst unheimlicher Texte¸ vor allem die von H. P. Lovecraft¸ seine vorgespielte Unsicherheit an ausgewählten Stellen und seine sprachliche Vielfalt sind die Dinge¸ die ich an ihm als Sprecher schätzen gelernt habe. Als kurze Ein- und Ausführung¸ sowie in den kleinen Pausen findet sich passende Musik. An manchen Stellen¸ und gerade bei der Musik des Erich Zann hätte ich mir etwas mehr davon gewünscht. Und wenn es nur im Hintergrund gewesen wäre. In der Regel ist sie sehr zurückhaltend eingesetzt¸ wirkt nie störend¸ sondern dazugehörig.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355