Gruselkabinett 175: Der Student von Prag
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Das neue Gruselkabinett stützt sich auf die Erzählung von Leonard Langheinrich-Anthos (17.05.1890 - 07.06.1944). Dieser War vor allem Journalist und Literaturkritiker. 1930 schrieb er die Novelle Der Student von Prag. Diese hat ihre Wurzeln in dem Hans Heinz Ewers gedrehten gelichnamigen Film von Stellan Rye. Als dieser erschien 1913 erschien galt er als erster deutscher Autoren- und Kunstfilm. Dieser wurde 1926 von Henrik Galeen und 1935 von Arthur Robinson in einem Remake neu verfilmt.
Balduin (eine Hommage an Balduin Möllhausen, einem Freund von Hans Heinz Ewers) ist einer der zahlreichen Prager Studenten. Er hat das Bedürfnis am gesellschaftlichen Leben der damaligen Höheren Gesellschaft teilzunehmen. Und vor allem steht ihm der Sinn dahin, die junge Komtesse Margit zu ehelichen. Dafür hat er ein Zigeunermädchen, mit dem er vorher liiert war, verlassen. Da kommt ihm das Angebot des Herrn Scapinelli sehr recht. Zu spät erkennt er, dass er sein eigenes Spiegelbild für 100.000 Gulden verkaufte.
Das Spiegelbild isat jedoch mehr als ein Ärgerniss. Es stört sein Leben ungeheuerlich. Natürlich versucht Balduin den Handel rückgängig zu machen. Das gelingt ihm jedoch nicht. Stattdessen tötet das Spiegelbild den Mann, den Margit versprochen war. Damit wurde er für die Gesellschaft geächtet.
Wir haben die typische Geschichte eines Paktes mit dem Teufel, wie er in den Märchen und Sagen immer wieder vorkommt und bis in die moderne Literatur geschafft hat. Doch hier gibt es kein glückliches Auskommen.
In gewisser Weise merkte man der erzählung an, dass sie eine Filmbearbeitung war. Dafür dürfte es den Machern von Titania Medien einfacher gefallen sein, die Erzählung zu einem Hörspiel umzusetzen. Wie immer gelingt es ihnen, Sprecherinnen und Sprecher zu engagieren, die nicht nur erstklassig sind, sondern auch mit viel Spielfreude in die unterschiedlichen Rollen schlüpfen. Dabei wurde besonders Tim Schwarzmaier gefordert, der in der Doppelrolle des Balduin und seines Spiegelbildes aktiv war. Die Rolle des Studenten auf Abwegen und Hoffnung auf etwas Besseres, wurde von ihm gekonnt dargestellt.
Auch die anderen Akteure dieses Hörspiels sind mit viel Spiefreude dabei. Die Sprecherinnen und Sprecher sind in ihrer Professionalität so versiert, dass das Hörspiel in ein wunderbares Sittengemälde und Schauerromantik verwandeln. Gleichzeitig ist das Hörspiel auch ein Blick in die Vergangenheit ehemaligen Studentenlebens und das Streben in höhere gesellschaftliche Schichten.
Ein Lob an den neuen Zeichner Ralf Nievelstein, dem es gelingt, die Atmosphäre des Gruselkabinetts einzufangen.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355