Gruselkabinett 096 u. 097: Madame Mandilips Puppen
Dies ist eine Rezension aus dem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Es ist November im Jahre 1931. New York ist grau¸ wie jede Stadt im November. Dies ist der Zeitpunkt für ungewöhnliche Begegnungen. So auch für Doktor Lowell¸ ein renommierter Facharzt für Geisteskrankheiten und Neurologie¸ sowie Leiter einer bedeutenden Klinik. Der stadtbekannte Gangsterboss Julian Ricori bringt seine rechte Hand Thomas Peters zu Doktor Lowell. Thomas Peters befindet sich in einem unerklärlichen nicht mehr ansprechbaren Zustand¸ der ihn zu nichts befähigt. Lowell kann dem Mann leider nicht mehr helfen¸ sondern muss ansehen¸ wie der Erkrankte stirbt. Dr. Lowell und sein Assistent Dr. Braile sind ratlos. Vor allem¸ weil der Mann kurz bevor er seinen letzten Hauch ausatmet noch einmal in hysterisches Lachen ausbricht. Die beiden Ärzte und der Gangster sind entsetzt. Dr. Lowell wird von Ricori beauftragt der Sache nachzugehen. Lowell¸ ohne zu ahnen¸ was damit auf ihn zukommt¸ willigt ein und stellt bei genaueren Nachforschungen fest¸ dass dies nicht der erste Fall seiner Art ist. Bereits andere Menschen starben auf diese Art und Weise. Die erste Vermutung¸ auf eine Viruserkrankung zu tippen¸ d a die Menschen aus den unterschiedlichsten sozialen Schichten stammen¸ erweist sich als falsch. Ganz im Gegenteil. Während der Nachforschungen finden sie einen gemeinsamen Punkt. Ein kleiner Laden in einer New Yorker Seitenstrasse ist der Mittelpunkt¸ wo alle Fäden zusammenlaufen. Hier residiert die alte Madame Mandilip und führt zusammen mit ihrer Nichte Laschna ein besonderes Puppengeschäft. Doktor Lowell muss schmerzhaft lernen¸ dass es mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt¸ als das Schulwissen erklären oder der Verstand verarbeiten mag. Madame Mandilip ist einerseits eine weise alte Frau¸ andererseits aber eine skrupellose Hexe¸ ohne Ehre und Moral. Ihre Nichte ist nicht ganz freiwillig bei der alten Dame¸ kann sich jedoch nicht von ihr lösen.Die vielen Sprecher dieser titanischen Produktion sind wieder einmal mehr ganz in ihrem Element. Zwei Personen möchte ich besonders hervorheben. Da ist Doris Gallart als unheimliche Madame Mandilip¸ die uralte Hexe und geheimnisvolle Puppenmacherin. Ihre sprecherische Glanzleistung wirkt absolut makellos. Doris Gallart trägt mit ihrer alles bestimmenden Stimme dazu bei¸ dass der Gänsehautfaktor um eine Potenz erhöht wird und das Blut in den Adern gerinnt. Die zweite Person ist Hans-Georg Panczak¸ der als Doktor Lowell eine sehr gute Figur macht. Mit seiner manchmal etwas kratzigen Stimme prägt er wie kein anderer dieses Hörspiel. Beginnend als rational denkender Wissenschaftler bleibt er am Ende als erschütterter Mensch zurück¸ der an seinem Verstand und der Welt zweifelt.
Die Produktion besticht durch einen gelungenen Klangteppich unterschiedlichster Musikarten. Mal sind es Soloinstrumente¸ dann wieder Orchester¸ die mit ihrer Musik passend zu den Sprechern eingesetzt werden. Hinzu kommt eine Geräuschkulisse¸ die ebenso sparsam wie üppig eingesetzt wird. Je nachdem wie es der Verlauf von Abraham Merritts Geschichte erfordert. Madame Mandilips Puppen ist ein Hörspiel mit intensiver Gruselatmosphäre¸ welches von Vorn bis Hinten die Aufmerksamkeit des Zuhörers fesselt.