Frostfeuer
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Sie wird Maus genannt¸ das unscheinbare Mädchen im Edelhotel Aurora in St. Petersburg. Ein Hotel¸ dass sie noch nie verlies und die nichts anderes kennt¸ als die Etagen des Hotels¸ die dunklen Keller und ihre¸ oft erniedrigende Arbeit¸ weil sie hier geboren wurde. Da sich Maus auch immer gern als Junge kleidet¸ wird sie von den anderen Mitarbeitern als 'Mädchenjunge' bezeichnet. Lediglich der Eintänzer Kukuschka ist so etwas wie ein väterlicher Freund¸ an den sie sich wenden kann¸ wenn sie einmal Trost und Hilfe benötigt. Das Gegenteil ist der sogenannte 'Rundenmann'¸ der alle Bediensteten kontrolliert und die Aufsicht über sie führt. Die Arbeit von Maus besteht im Grossen und Ganzen im Schuhe putzen. Eines Abends findet sie vor einem Zimmer ein seltsames Paar Schuhe¸ die sie in die Suite der Besitzerin führt. Diese in ihren überirdisch schöne Dame fesselt die junge Maus. Sie ist hin und her gerissen von deren guten Aussehen. Fast gleichzeitig bucht die auffallende Tamesin Spellwell sich in das Hotel ein. In ihrer ungebändigten Art¸ ihrem vollen Temperament und den blauen Haaren fällt sie sofort auf. Und das will Tamesin¸ die sich im Lauf der Handlung mit Maus anfreundet. Das Ziel von Tamesin ist die wunderschöne Frau aus dem Hotel¸ die sich bald darauf als die Schneekönigin herausstellt. Maus gerät in einen Krieg zwischen Schneekönigin und Spellwell¸ wird von Ängsten und Zweifeln geplagt¸ und erkennt im entscheidenden Augenblick¸ dass es manchmal besser ist¸ mit dem ehemaligen Feind zu paktieren.
Fast die gesamte Handlung des Buches und in diesem Fall Hörbuches¸ spielt im Hotel Aurora in St. Petersburg statt. Das Land regiert immer noch der Zar¸ die Revolution ist nicht mehr all zu fern¸ aber in der Person der Nihilisten treten die ersten Vorboten auf. Auf der einen Seite gibt es die Auseinandersetzung zwischen Schneekönigin und Tamesin Spellwell auf rein magischer Ebene¸ auf der anderen Seite ist doch einiges politisch motiviert¸ was aber doch angenehm im Hintergrund bleibt. Kai Meyer¸ den ich auf einem "Fest der Fantasy" kennenlernen konnte¸ überzeugt mit einem flüssigen Erzählstil. Die kleineren Anpassungen die Andrea Herzog vornahm¸ um das Buch als Hörbuch herstellen zu können¸ fallen fast gar nicht ins Gewicht. Leider bleiben einige Handlungsstränge offen und der Eindruck entsteht¸ die Geschichte sei etwas schnell heruntergeschrieben.
Andererseits ist dies ein Hörbuch und man kann nicht mal schnell nachlesen¸ ob das Buch nicht offene Fragen doch beantwortete. Das schöne an diesem Hörbuch ist die Stimme von Katharina Thalbach. Ihr grosser Nachteil ist allerdings¸ dass man sie nicht im Bett anhören kann. Entspannt man sich zu sehr bei der Erzählung¸ lässt sie zu stark auf sich einwirken¸ schläft man ein¸ bevor die erste CD beendet ist. Trotzdem eine hervorragende Arbeit¸ die sich vor allem bei langen Autofahrten beruhigend auswirkt.
Abgesehen von der sehr professionellen Qualität der Aufnahme gefällt mir besonders die Verpackung. Weg vom ekligen Plastik liegt eine Papp-Klapp-Schachtel vor¸ die durch ihr Aussehen an das Buch erinnert¸ aber natürlich vollkommen eigenständig ist. Die Qualität ist besser als manch eine Plastikverpackung.
Sprecher: Katharina Thalbach
Bearbeitung: Andrea Herzog
Regie: Angelika Schaack
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355