Das tote Brügge
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Brügge, 1892: Nach dem frühen Tod seiner Frau widmet Hugo Viane sein Leben einzig und allein der Trauer um sie. Erst die Liaison mit der Tänzerin Jane Scott, die der Toten zum Verwechseln ähnlich sieht, scheint seinem Leben wieder einen Sinn zu geben. Alsbald gerät der Witwer jedoch in einen Teufelskreis, da die vermeintliche Doppelgängerin nicht das ist, was sie zu sein scheint ... Mit den bekannten Stimmen von Peter Weis, Michael-Che Koch, Eva Michaelis, Herma Koehn, Ingeborg Kallweit, Marc Gruppe, Dana Fischer und Silke Horvath. (Verlagstext)
Das tote Brügge (frz. Bruges-la-Morte) ist ein symbolistischer Roman des belgischen Schriftstellers Georges Rodenbach. Er erschien 1892 zuerst als Fortsetzungsroman in der französischen Zeitschrift Le Figaro und im selben Jahr in Buchform, bereits 1903 wurde der Roman ins Deutsche übersetzt. Der Roman hat Georges Rodenbach berühmt gemacht und zum Wiederaufstieg der Stadt Brügge geführt. Brügge selbst hat auch von dem Roman profitiert. Es war viele Jahre unbeachtetr, weil der Zugang zum Meer versandete. Früher ein bedeutsames Handeslzentrum, lebt Brügge heute von Touristen. Der Inhalt: Das tote Brügge erzählt die Geschichte des trauernden Witwer Hugues Viane. Eines Tages sieht er in Brügge eine Frau, eine Operndarstellerin, die ihn vollständig an seine geliebte, verstorbene Ehefrau erinnert. Die Bekanntschaft endet aber mit dem Mord an der Frau. Beschrieben wird dabei das von der katholischen Kirche geprägte Stadtleben. Als Erster band Georges Rodenbach eine Stadt eng in die Handlung ein. Und mit dem Hörspiel von Marc Gruppe entsteht der Eindruck, als ob zeitweise Brügge im Mittelpunkt. Ihre düstere Ausstrahlung die mit den Seelenzuständen des Protagonisten korrespondiert, ist genau das richtige für ein Hörspiel des Gruselkabinetts. Bei Marc Gruppe wird ein dramatisches Geschehen beschrieben, bzw. zu Gehör gebracht, die bestens auf den Hörer wirkt. Dies ist atmosphärisch dicht erzählt, das zeigt sich in der zunehmenden Dynamik und Dramatik der Geschichte. Das melodramatische Ende passt sehr gut in das düster morbide Zeitalter des Protagonisten. Die Sehnsucht von Hugues Viane nach seiner verstorbenen Liebe ist hervorragend umgesetzt. Bleibt die Frage, welche Stimmen Marc Gruppe einsetzt um die Erzählung besten umzusetzen. Welche Stimmen sind geeignet, die leisen und lauten Töne umzusetzen, die Gefühle darzustellen, um den Hörer in den Bann zu ziehen? Die Sprecher in kurzer Vorstellung: Peter Weis als Erzähler ist einfach ausgezeichnet. Seine etwas raue Stimme passt hervoragend zur Atmosphäre einer alten Stadt. Stephan Bosenius und Mark Gruppe gelingt es, seine Stimme in Kombination mit den Geräuschkulissen und der Musik eine gelungene Stimmung zu erzeugen. Die Hauptfigur Hugues Viane, hier Hugo Viane, ist mit Michael-Che Koch sehr gut präsentiert. Ihm gelingt es den schwermütigen und tief traurigen Witwer überzeugend zu sprechen. Dann wieder ist es die Leidenschaft, die Sprecher wie Hauptperson gleichzeitig voran bringt. Gerade die Szenen mit seiner Frau sind besonders Eindrucksvoll. Eva Michaelis stellt gleichzeitig die tote Ehefrau wie auch die Jane Scott dar. Es gelingt ihr, die Ehefrau aus dem Totenreich mit klagender Stimme, dann wieder die Künstlerlerin mit ihre Escapaden. Eine Herausforderung, aber gelungen ausgeführt. Bis zu dem Zeitpunkt, da sie ihr wahres Ich zeigt. Herma Koehn als alte Dienerin Barbe ist prächtig in ihrer Rolle. Eine sehr religiöse Dienerin mit viel Verständnis für ihren Brotherrn, dennoch gelingt es ihr nicht, über alle seine "Macken" hinwegzusehen. Dana Fischer und Silke Horvath als Nachbarinnensind sehr spitzzüngig, wenn es darum geht, das Leben des Herrn Viane zu kommentieren. Die selbsternannten Moralapostel machen sich bei jeder Gelegenheit lustig über Hugo und dessen Freundin, gar abfällige Äusserungen kommen über ihre Lippen. Ingeborg Kallweit als Schwester Rosalie legt einen strengen, dominierenden Ton an die Tagesordnung. Marc Gruppe in der Doppelrolle als Opernbesucher und Priester wird beiden gerecht. Es gelingt ihm, die Eigenheiten herauszuarbeiten und somit die Hörer zu überzeugen. Als Fan von Jane Scott erteilt er all die Auskünfte, die für den Fortgang der Handlung wichtig ist, da diese notgedrungen gekürzt werden musste. Als Geistlicher tritt er auf, um die religiöse Barbe mit gemessener Stimme zu beruhigen. Doch wie verwandelt er sich, um eine flammende Rede über Gottesfürchtigkeit zu halten.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355