Abseits der Wege 4: Verborgen
Mit freundlicher Genehmigung von: |
Das universelle Rollenspiel-Fanzine Greifenklaue wurde bereits 1997 von Mitgliedern der Pfadfindergruppe Mantikore als gedrucktes A4-Heft ins Leben gerufen und eroberte ab 2005 auch das Internet. Neben dem gedruckten Fanzine betrieb Ingo aka "Greifenklaue" vor allem einen Blog, einen Podcast und ein eigenes Forum. Zur großen Bestürzung der Rollenspiel-Szene verstarb Ingo Schulze am Freitag den 26.11.2021. |
Nach der gelungenen Flucht aus den Kerkern der Purpurnen Prüfer ist Gaston Glück mit seinen Gefährten Halmir und Dunring an der Seite von Myrell aus der Hauptstadt des Königs geflohen.
Der vierten Teil von Abseits der Wege, Verborgen, beginnt im Nachtlager der Vier, als am Himmel die Vorzeichen dafür stehen, dass der Verweser zurückkehrt. Sowohl Gaston als auch Myrell erkennen die Vorzeichen und die Tochter des Königs drängt zum Aufbruch, wissend dass mit der Rückkehr des Verwesers die Zeit der Purpurnen Prüfer gekommen ist. Schnell bricht man mit der Kutsche auf, um weit voranzukommen. Gaston schläft schnell wieder ein und muss feststellen, dass Myrell sie nicht zurück in die Heimat gelenkt hat, sondern vorhat in die Frostklüfte zu fahren. Gerade hat man die Weinenden Gärten erreicht, als ein Baum auf den Weg kracht und die Kutsche mitten hineinrast.
Durch den Unfall wird die Gruppe getrennt. Als Halmir und Dunring erwachen, machen sie eine seltsame Entdeckung ‐ erhalten aber keine Gelegenheit, darüber zu reden. Gaston und Myrell hingegen erkunden die riesigen Weinenden Gärten und machen manch seltsame Beobachtung. Schließlich dringen sie soweit ins Innere des Geländes vor, dass sie auf die Gärtner stoßen, die es sogar vermögen, Blüten zum Blühen zu bringen. In einer Welt, in der jederzeit der Herbst vorherrscht, ein besonderes Ereignis, auch wenn es nur für Sekunden geschieht. Die Gärtner begleiten die beiden zu Oberin Evoría, die sie zwar freundlich bergrüßt, aber nur Gaston zu einem Gespräch einlädt ‐ denn sie kennt seinen Vater. Myrell hingegen erhält die Gelegenheit das Anwesen näher zu erforschen und entdeckt, dass die Gärtner die Sachen ihrer verschwundenen Freunde beiseite geschafft haben. Grund genug, Obacht zu halten...
Produktionstechnisch 1 A: dichte, atmosphärische Musik, allgegenwärtige Geräusche im Hintergrund, Schritte, Kutschenklappern, Kaminflackern, Türquitschen und dazu professionelle Sprecherstimmen. Neben Timmo Niesner als Gaston (Synchronstimme von Frodo) tritt in dieser Folge erstmals Diana S. Borgwardt als Myrell in den Vordergrund ‐ ebenfalls eine sehr starke, gut umgesetzte Stimme, mit der nötigen Autorität mit einem Hauch Arroganz und Überlegenheit, wie es einer Königstochter ansteht, die Gehorsam gewohnt ist. Dazu die atmosphärisch-dichten Beschreibungen von Erzähler Heinz Ostermann, der sehr plastisch die Umgebung der Protagonisten beschreibt, so dass vor dem geistigen Auge sofort ein Bild entsteht.
Nachdem in den ersten drei Teilen ein Mysterium mit vielen Rätseln und Geheinmissen aufgebaut wurde, werden in dieser Folge erstmals einige davon in größerem Rahmen gelüftet. Unter anderem klärt sich das Verhältnis der verschiedenen Fraktionen, die bisher auftauchten: Purpurne Prüfer, der König, der Hauptmann, der Verweser, Myrell, die Nebelchronisten und auch die Unlichen. Genau zum richtigen Zeitpunkt ‐ kein künstliches Aufpumpen oder Verlängern eines Mysteriums, sondern eine rasante Geschichte, die Fragen ab und an beantwortet und dafür wieder neue stellt. Insofern ist die Geschichte am ehesten mit "Lost" zu vergleichen.
Die Aufmachung der CD ist gelungen, allerdings finde ich das Coverbild nicht ganz so ansprechend wie bisher. Die Spielzeit mit knapp 60 Minuten ist nicht gerade außergewöhnlich lang, aber insgesamt bekommt man ein hochwertig produziertes und unterhaltsames Hörspiel.
Fazit: Mit "Abseits der Wege" legt Volker Sassenberg eine sehr eigenständige Fantasyserie vor, die nur sehr selten auf Klischees zurückgreift. "Verborgen" tut sich besonders hervor, weil eine Menge Fragen beantwortet werden, auf deren Lösung man gefiebert hat. Dazu ein gut strukturierter Plot, Action gepaart mit interessanten Begegnungen und wie immer eine sehr hochwertige Produktion. Hören!
Eine Rezension von: Ingo 'Greifenklaue' Schulze https://greifenklaue.wordpress.com/