Hölle
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Das Ding entpuppt sich bei näherem Hinsehen als ein Clown. Und das um zwei Uhr in der Frühe. Da steht ein hässlicher Clown mitten auf der Strasse und hätte fast den Katzen und dem Fasan Gesellschaft geleistet¸ die Jamie bereits überfahren hatte. Jamie ist nicht nur der Fahrer des Wagens¸ sondern auch gleichzeitig der Held der Erzählung. Er ist¸ gelinde gesagt¸ der ewige Verlierer. Sein Job¸ Diener in einem Club. Die männlichen Clubmitglieder tauchen in der Regel mit weiblicher Begleitung auf¸ die durchaus ihre Töchter sein könnten. In seiner Eigenschaft darf er die Mäntel und Jacken¸ sowie die Regenschirme der Honoratioren entgegen nehmen und ansonsten den Mund halten.
Zu hause hat er fast genauso viel zu sagen. Die Männer-WG in der Abbruch-Villa ist auch nicht gerade zimperlich. Sie fressen ihm die Lebensmittel weg¸ hinterlassen ihm verdreckte Räumlichkeiten und sind ansonsten nur lästig.
Lästig sind auch die Clowns. Diese machen regelrecht Jagd auf ihn. Die Villa¸ sein zuhause¸ wird verwüstet¸ zumindest das¸ was sich noch verwüsten liess und nicht schon den Mitbewohnern zum Opfer fiel. Jamie hat wieder einmal Pech. Durch die Clowns wird er entführt und für den Pilo-Zirkus zwangsweise eingestellt. Der Zirkus¸ für den er nun tätig sein wird¸ ist von ganz besonderer Art. Es gilt¸ sich gegen die anderen Mitglieder des Zirkus zu behaupten. Die Welt des Zirkus ist schon recht abwechslungsreich. Akrobaten¸ Wahrsager¸ Kleinwüchsige und Andersartige¸ vor allem aber viele Clowns. Jamie will sich weder am Zirkus noch den eigenartigen Auseinandersetzungen beteiligen. doch mit auftragen der Schminke auf sein Gesicht¸ der roten Pappnase und all dem drum herum wird er schnell zu einem der Ihren. Aus Jamie wird der Clown JJ. Mit der Verwandlung in einen Clown tritt auch eine Verwandlung seines eigentlichen Wesens ein. Aus dem ruhigen und zurückhaltenden Mann¸ der gerne SF-Romane liest¸ wird ein brutaler und zynischer Mensch¸ dem es Freude bereitet¸ andere zu demütigen. Das Verhalten seines bösen Ichs¸ tritt jedoch nur zu Tage¸ wenn er die Schminke auflegt. Sein merkwürdiges Verhalten ist jedoch nicht einzigartig. Der ganze Zirkus ist seltsam. Eine Wahrsagerin zeigt Jamie¸ wie er gelebt hätte¸ wäre der Zirkus nicht zu ihm gekommen. Dieses Leben erscheint ihm nicht gerade erstrebenswert. Lieber bleibt er Clown und sollte er sich einmal in einer verfahrenen Lage befinden¸ dann muss er nur in seine Hosentasche greifen¸ und schon findet er etwas¸ was ihm aus seiner Lage heraus hilft. Doch nicht nur der Clown JJ hat sein besonders Schicksal. Jeder der anderen beschriebenen Persönlichkeiten ist mit einem harten Los bestraft. Je nach Aufgabe¸ die der australische Autor seinen Figuren übertragen hat¸ stehen sie im Vordergrund oder sind nur Hintergrund¸ mit der Aufgabe¸ das Buch¸ die Erzählung¸ lebendiger zu gestalten.
Jamie steht im Vordergrund der Erzählung. Entweder als der buckelnde Jamie¸ der unter den Clubmitgliedern und seinem Chef zu leiden hat. Oder aber als Clown JJ¸ der die dunkle Seite von Jamie darstellt. Dabei ist der Roman recht vielfältig¸ in den Figuren¸ atmosphärisch in der Beschreibung und aufregend im Ganzen. Will Elliott versteht es ausgezeichnet mit seinem Buch zu unterhalten. Allerdings ist das Ende so gestaltet¸ dass es durchaus eine Fortsetzung geben kann. Eine Möglichkeit¸ die ich jedoch nicht gut heisse.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355