Hexenherz - Eisiger Zorn
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Europa¸ 1466: Als die Hexenverfolgung immer weiter um sich greift¸ schreitet die bisher geheime Elite der Hexen ein und offenbart: Jede Frau ist der Magie fähig!
550 Jahre später wächst die junge Hexe und staatstreue Gardistin Helena in einer Gesellschaft heran¸ in der die Vorherrschaft der Frauen unumstößlich scheint. Sie träumt davon¸ weiter im Dienst der höchsten Hexe¸ der Goldenen Frau¸ aufzusteigen. Doch als sie Opfer einer Intrige wird und fliehen muss¸ gerät sie in die Fänge von Rebellen. Denn auch das stärkste Regime hat seine Fehler – und seine Feinde … (Verlagstext
Der Hintergrund ist eine interessante Welt¸ in der das Matriarchat herrscht¸ aber nur in Europa¸ warum? Die weisen und klugen Frauen¸ die im Mittelalter als Hexen angeklagt und gebrandmarkt oder gar getötet wurden¸ bemerkten¸ dass sie tatsächlich Magie ausüben können. Gleichzeitig geht die Magie mit der Eigenschaft der Frauen einher¸ dass sie¸ während ihrer Menstruation die Magie nicht ausüben können. Ein anderer Teil des Hintergrundes ist die Zeit in der der Roman spielt. So wird er mit dem Jahr 1466 eingeführt¸ und soll 550 Jahre später¸ also im Jahr 2016 spielen. Ganz so klar ist mir dies jedoch nicht¸ denn die Beschreibung trifft eher auf eine Zeit des 18ten Jahrhunderts zu. Dennoch¸ der Hauptperson Helena und Ich-Erzählerin¸ gelingt es¸ uns Leser in eine faszinierende Welt mitzunehmen¸ in der es letztlich egal ist¸ welche Zeit es ist. Nur ihr eigenes Verhalten¸ manchmal naiv dann wieder hartherzig¸ gefiel mir gar nicht. Der Eindruck einer gespaltenen Persönlichkeit überkam mich immer mal wieder.
Helena ist eine Frau die sehr unterschiedlich dargestellt wird. Als ranghohes Mitglied der Garde¸ Sie ist die Nummer Zwei in der Rangfolge¸ ist sie mal ruppig bis gewalttätig¸ kaltherzig und egoistisch¸ eben der Garde entsprechend. Dann ist sie wieder eine liebenswerte Person. Leider überwog bei mir der negative Aspekt und ich wurde nicht recht „warm“ mit ihr. Dabei hat das Buch gut und stimmig begonnen. Im zweiten Drittel lässt das Buch jedoch nach. Mein grösster Störfaktor war die Vorhersehbarkeit. Ich konnte schon Abschnitte vorher erkennen¸ wohin die Erzählung geht und in der Mitte des Buches kannte ich das Ende im Voraus. Ein Ende¸ das die wirkliche Triebfeder der Rebellen erklärt und wo die eigentlichen Ängste der Obrigkeit des Matriarchats liegen. Diese Ängste sind es auch¸ die Intrigen und Ränkespiele gestatten¸ ja fast die Voraussetzung dafür. Helena muss fliehen und gerät in die Hände der Rebellen¸ die sie eigentlich bekämpfft. Diese nehmen die Frau in ihre Gemeinschaft auf und so erkennt sie¸ warum die männlichen Rebellen der Feind der Obrigkeit sind. Ihr wird klar¸ jedes System wird Gegner haben¸ mit anderen Wertvorstellungen.
Der Schreibstil von Monika Loerchner war flüssig und gut zu lesen. Die Entwicklung der Welt wird „verweiblicht“¸ vieles hat plötzlich eine weibliche Bedeutung. Die Geschichte spielt nicht in einer heilen Welt¸ zeigt Ungereimtheiten und Unrecht auf¸ ohne Schuldzuweisungen zu verteilen. Aber auch diese Gesellschaft ist eine voller Normen¸ Pflichten und Regeln. Der Unterschied besteht lediglich in der Sichtweise der Frau.
Eine aufwändig konzipierte Welt¸ leider nicht ganz frei von Logikfehlern. Trotzdem: lesen!
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355