Hellsing VIII
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Hellsing ist eine Manga-Serie des japanischen Zeichners Kōta Hirano aus dem Jahr 1997. In Japan hatte sie mit der Thematik¸ der Kampf der geheimen Organisation Hellsing gegen Vampire und andere Untote¸ schnell Erfolg¸ in Deutsch-land jedoch noch auf sich warten liess. Die Serie spielt in einer fiktiven¸ an unserer heutigen Zeit angelehnten Welt¸ in der der geheime¸ königlich-protestantische Hellsing-Ritterorden im Auftrag der britischen Krone in Grossbritannien seit Jahr-hunderten erfolgreich Vampire und andere Untote bekämpft. In der neueren Zeit existieren nicht nur normale Vampire. Irgendjemand erschuf Vampire¸ indem er Menschen Computerchips einpflanzte. Natürlich sind alle Bekämpfungsgruppen¸ nicht nur Hellsing¸ beunruhigt¸ da die Vermehrungsrate der falschen Vampire sehr stark ansteigt. Als Anime-Serie wurde diese später für das Fernsehen umgesetzt. Der Erfolg des Comicheftes konnte nun als düsterer Zeichentrickfilm die Leserschaft begeistern und zu Filmfans werden lassen. Was in den Heften statisch erscheint¸ ist nun in Bewegung¸ selbst Kleinigkeiten wurden berücksichtigt und so wurde schnell eine Kultserie aus dem Comic.
Als sich die katholische Kirche in Europa wegen interner Differenzen spaltete¸ stand der britische König der anglikanisch-gläubigen Gemeinschaft an der Spitze. Aus der Spaltung heraus gründete der Monarch eine geheime Organisation. Ziel dieser ist es¸ die englische Krone und die englische Bevölkerung vor den immer häufiger auftretenden Unwesen zu schützen. Diese greifen in immer grösserer Zahl und immer häufiger werdend¸ die Bevölkerung an. Die Wurzeln der Organisation gehen zurück in die Vergangeheit¸ bis zu Abraham van Helsing. Dieser kämpfte¸ erfolglos¸ gegen Drakula. Da es ihm wichtig war¸ eine Gruppe Menschen um sich zu sammeln¸ die gegen Untote¸ Werwölfe und natürlich Vampire kämpften¸ erhielt die Organisation schliesslich diesen Namen. Eine wichtige Rolle spielt Lady Integra Fairbrook Wingates Helsing¸ eine Nachfahrin von Abraham Helsing¸ dem letzten Führer des Hellsing-Ritterordens. Sie erbte im Alter von 13 Jahren von Arthur Helsing den adligen Titel¸ wie auch die Führung des Ordens. Sie ist eine sehr besonnen agierende Frau¸ die selbst in den brenzligsten Situationen die Ruhe bewahrt. Notfalls greift sie sogar selbst zur Waffe¸ lässt die „Drecksarbeit“ aber lieber von anderen erledigen. Ihre Stellung beinhaltet aber auch die Aufgabe¸ Repräsentant am runden Tisch (Roundtable zu sein. Dies ist eine Art Rat¸ der alle Organisationen der britischen Regierung zusammenführt¸ um den Kampf gegen die Vampire und andere Unwesen zu koordinieren. Vor allem aber muss sich Hellsing um die national-sozialistische Gruppe Millennium fürchten. Wie bereits im zweiten Weltkrieg ziehen die Nazis unterr Führung des Majors mit einem vampirisierten Militärbataillon gegen England. Das wahre Ziel des Angriffs bleibt aber lange Zeit im Dunkel.
Lady Integra Fairbrook Wingates zur Seite steht der Vampir Alucard¸ der die Geheimwaffe der Hellsing-Organisation darstellt. Wobei Alucard niemand anderes ist als Dracula (rückwärts gelesen¸ wie es auch sehr viele andere Anspielungen an Filme und Literatur gibt. Aus eher unbekannten Gründen hilft er Lady Integra Fairbrook Wingates Hellsing. Alucard ist ein echter Vampir mit unbändiger Kraft¸ der für die Hellsing-Organisation arbeitet. Von Lady Integras Vater in den Kerker des Hellsing-Anwesens verschleppt und mit Siegeln gebannt¸ befreite ihn Integra¸ nachdem sie vor ihrem Onkel in den Keller des Anwesens flüchtete. Scheinbar aus Dankbarkeit hilft er ihr und der Organisation¸ im Kampf gegen die Vampire. Grund für Integras Flucht war der Onkel¸ der es auf das Erbe abgesehen hatte und auch vor einem Mord an Integra nicht zurück schreckte. Bei einem der Kämpfe trifft er auf die Polizistin Seras Victoria. Bei einem Einsatz wird die vollbusige „Fräulein Polizistin“ Seras Victoria tödlich verwundet. Daraufhin bot ihr Alucard an¸ sie in einen Vampir zu verwandeln. Sie nimmt das Angebot an und kämpft seitdem mit Alucard für die Hellsing-Organisation. Sie konnte sich lange nicht damit abfinden¸ dass sie jetzt zur „anderen Seite“ gehört und verweigerte die Blutkonserven. Ein interessanter Charakter¸ der mit sich und seinem Schicksal hadert. Auf der einen Seite immer noch menschlich¸ auf der anderen Seite bereits zur Gegenseite gehört. Sie musste jedoch einsehen¸ dass verhungern eine üblere Sterbensform ist¸ als erschossen zu werden. Als Vampir besitzt Seras enorme körperliche Kräfte und benutzt oft schwere Waffen¸ kommt jedoch nicht an seine Kräfte heran. Sie dient ihm jetzt als Adjudantin.
Aber nicht nur der Hellsing-Ritterorden kämpft gegen die Monster aus dem Zwischenreich. Die katholische Kirche unterhält eine Abteilung unter dem Namen Die 13. Kongregation oder auch Iskariot-Organisation. Der Führer dieser Gruppe ist Pater Alexander Anderson. Als erbitterter Feind der britisch-protestantischen Organisation möchte sie diese und insbesondere Alucard den Garaus machen. Seine Hauptwaffen sind schwertähnliche Zeremonie-Bajonette. Zudem besitzt er die ungewöhnliche Fähigkeit¸ Seiten der Bibel zum Kampf zu nutzen oder den Gegner zu verwirren. Er ist sehr widerstandsfähig. Seine Verletzungen heilen sehr schnell und er überlebt sogar Schüsse auf den Kopf. In seiner Eigenschaft als katholischer Vampirjäger sticht ihm vor allem Alucard und die Hellsing-Organisation ins Auge. Viele Jahre lang war er der Leiter des katholischen Ferdinand-Luxheim-Waisenhauses in der Nähe Roms. Hier nahm er Enrico Maxwell unter seine Fittiche. Maxwell schaffte es¸ zum Bischof aufzusteigen und sich ebenfalls im Kampf gegen Untote sowie der Hellsing-Organisation zu widmen. Der Bischof¸ der oft auch als Enrico Machiavelli bezeichnet wird¸ stirbt im Kampf¸ als Anderson ihn nicht vor den Untoten rettet¸ sondern ihn opfert.
Auf der Gegenseite steht der Major des letzten Bataillons. Dieses besteht aus Vampiren und Untoten etc¸ die sich ihm bedingungslos unterordnen. Der Major wird als Stellvertreter des Führers bezeichnet. Seine selbstgestellte Aufgabe¸ die Welt mit einem neuen Krieg zu überziehen und der Herrschaft der Dunkelheit zu unterwerfen. Dazu gehört natürlich auch die vordringliche Vernichtung des Hellsing-Ritterordens. Einer militärischen Struktur folgend¸ in diesem Fall der Waffen-SS¸ besitzt der Major einen Adjudanten. Der Hauptmann ist ein sehr ruhiger Mensch¸ der sich bei Bedarf in einen Werwolf verwandeln kann. Er ist in der Tat so ruhig¸ dass er kein Wort spricht. Nie.
Bei der Serie Hellsing kann nie wirklich unterschieden werden¸ wer die Guten und wer die Bösen sind. Aus diesem Grund kann man tatsächlich mit den unterschiedlichsten Charakteren mitfiebern. Im Augenblick ist es ja so¸ dass Fräulein Polizistin Seras die feindlichen Nazis besiegen konnte. Nun eilt sie den Wildgänsen zu Hilfe¸ die in einer Auseinandersetzung mit Zooling stecken. Hier jedoch wird Seras in Bedrängnis gebracht und sie muss sich einmal mehr ihrer eigenen Vergangenheit stellen. Doch mit der Hilfe von Bernadotte gelingt es ihr¸ sich durchzusetzen. Mit gebündelten Kräften geht man den Gegner an. London liegt fast in Trümmern. Nach den Nazivampiren taucht ein weiterer Mitspieler auf. Erzbischof Enrico Maxwell lässt seine Leute von Helikoptern aus Jagd machen. Sie kämpfen aus der Luft gegen die Nazivampire des Millenium¸ ohne Rücksicht auf unbeteiligte Zivilbevölkerung. Frei nach dem Motto¸ wer tot ist¸ kann nicht verwandelt werden¸ bleiben Zivilisten und marodierende Gegner auf der Strecke.
Hellsing ist ein Zeichentrickfilm voller Action und Brutalität. Die Hauptfarbe ist Rot¸ blutig rot. Wenn das ein 3-D-Film wäre¸ könnte sich der Zuschauer am Blutbad beteiligen. Doch auch der Gegensatz¸ der Humor¸ findet ab und zu eine Stelle¸ um dem Blutbad die Gewalt ein wenig zu nehmen. Doch nicht nur der eigentliche Film wirkt auf den Zuschauer. Die eingesetzten Hauptpersonen wirken überaus authentisch. Zumindest¸ was das Setting angeht. Im vorgegebenen Umfeld sind sie eindeutig passend. Für das Auge des Betrachters gibt es nichts¸ an dem er sich nicht erfreuen kann. Da ist eine grundsätzlich düstere Stimmung¸ da vieles in der Nacht bzw. Dämmerung abläuft¸ gleichzeitig wird dadurch das mysteriöse betont.
Hinzu kommen die Zeichnungen selbst. Seien es Spiegelungen in glänzenden Flächen jedwelcher Art¸ Pistolen und Handschuhe mit Schrift¸ ausgearbeitete Hintergründe und anderes mehr. Hier wurde bestens gearbeitet. Der Zeichentrickfilm ist durchgehend gut gemacht¸ Bewegung dort¸ wo sie hingehört¸ Theatralik¸ Zwischenmenschliches. Es fliesst¸ wie bereits angedeutet¸ viel Blut. Im Kontext der Geschichte jedoch nicht übermässig.
Die Geräuschkulisse und die eingesetzte Musik passen¸ wie die berühmte Faust aufs Auge. Nichts wirkt aufgesetzt oder gar fehl am Platz.
Was bleibt ist nicht nur gute Unterhaltung¸ sondern ein stimmiger Gesamteindruck.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355