Hellgate: London 1: Exodus
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Warren Schimmer hat ganz andere Sorgen. Er sucht Lebensmittel in den zerstörten Häusern der Stadt um am Leben bleiben zu können. Dabei trifft er notgedrungen auch auf die Höllenmächte¸ die in der Person übler Monster die Stadt durchstreifen. Während einer gefährlichen Begegnung treten bei ihm plötzlich seltsame Kräfte zu Tage¸ die für ein Überleben ganz nützlich sind. Er fällt mit dieser Gabe jedoch auch den Magiern auf¸ die ihn für ihre Mittel einsetzen. Als jedoch ein Beschwörungsversuch misslingt¸ hat Warren ganz andere Sorgen. Gezeichnet von einem Dämonenlord führt er körperliche Veränderungen durch während er gleichzeitig dem Wahnsinn anheim zu fallen droht.
Mel Odom kenne ich als einen guten Autor¸ der oft mit hervorragenden Ideen glänzt. Hier habe ich den Eindruck¸ er hätte sehr enge Grenzen¸ in denen er die Erzählung schreiben muss. In wie weit sich diese auf das Spiel oder den dazugehörigen Comic beziehen¸ kann ich nicht beurteilen¸ da mir beide nicht vorliegen. Eine zentraler Punkt dieser Erzählung ist der Orden der Templer. Seit jeher waren sie der Meinung¸ dass ein Durchbruch der Dämonen von ihrer Daseinsebene auf die der Menschen bevorsteht. Immer schon gelangten die Dämonen auf die Erde¸ doch selten konnten sie wirklich Fuss fassen. Nun ist es ihnen gelungen und sie befinden sich auf Insel-Europa¸ denn nur in London konnten sie ein Hellgate öffnen. Die Templer¸ die eigentlich durch Philipp den Schönen von Frankreich vernichtet sein sollten¸ bestehen immer noch und haben es sich zur Aufgabe gestellt¸ die Menschen vor den Dämonen zu schützen.
Aber da gibt es noch andere Gruppen mit eigenen Zielen. Die Kabbalisten¸ die sich Warren Schimmer angenommen haben und eigene Wege gehen¸ die teilweise mit denen der Templer übereinstimmen mögen¸ aber in der Regel es nicht sind. Ihre Kräfte sind arkanen Ursprungs und haben jedoch nichts mit den jüdischen Kabbalisten gemeinsam. Alles in allem gesehen ist es der Mix¸ der sich des Hintergrundes eines Computerspieles annimmt. Manchmal meint man als Leser¸ Mel Odom hätte zu viele JOHN SINCLAIR Roman gelesen. Das Leben in London ist sicherlich nicht einfach¸ aber es gibt einem schon zu denken¸ wenn plötzlich weder Polizei noch Streitkräfte eine besondere Rolle spielen¸ sind sie es doch die eigentlich ständig bewaffnet sind. Statt dessen hofft jeder auf die Templer.
Über die Dämonen und ihre Dimension¸ warum sie auf die Erde wollen und weshalb sie lediglich in London bleiben¸ wird so gut wie nichts erzählt. In diesem Zusammenhang bleibt uns Mel Odom mehr als nur eine Antwort schuldig. Seine Erzählung ist der Situation angemessen düster und unheimlich. Eine Welt nach der Apokalpyse in der es zu überleben nicht lohnt und nur der menschliche Überlebenstrieb einen Massenselbstmord verhindert. Für sich allein gesehen ist das Buch etwas¸ dass ich gern als Fernsehserie sehen würde. London¸ eine vom Höllenfeuer verbrannte Stadt vor düsterem Nachthimmel¸ brennende Ruinen¸ Verwüstungen allenthalben. Eine Welt¸ wie ich sie mir (nicht) wünsche und wo man seine Aggressivität ausleben kann ohne gewalttätig zu werden.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355