Gruselkabinett 159: Das kalte Herz
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Peter Munk¸ genannt der Kohlenmunk-Peter¸ führt im Schwarzwald die Köhlerei seines verstorbenen Vaters. Er ist mit der schmutzigen¸ anstrengenden¸ schlecht bezahlten und wenig respektierten Arbeit unzufrieden. Er träumt davon¸ viel Geld zu haben und angesehen zu sein. Da erfährt er¸ dass es im Schwarzwald einen Waldgeist¸ das Glasmännlein¸ auch Schatzhauser genannt¸ geben soll. Dieser erfüllt jedem¸ der wie Peter Munk an einem Sonntag zwischen elf und zwei Uhr geboren ist¸ drei Wünsche¸ wenn man ihn mit einem bestimmten Vers beschwört. Peter macht sich auf die Suche nach dem Glasmännlein. Dabei begegnet er im Wald einem anderen Waldgeist¸ dem gefährlichen¸ riesigen Holländermichel¸ der dort in Sturmnächten als böser Zauberer sein Unwesen treibt. Peter kann ihm jedoch entkommen.
Ein Märchen als Hörspiel ist bei Titania-Medien nichts neues¸ und so war ich nicht überrascht¸ wieder eines als Gruselkabinett-Stückchen vorzufinden. Ich war nur erstaunt¸ das Märchen von Wilhelm Hauff zu hören. Ich hätte nicht gedacht¸ dass mich eineinhalb Stunden lang ein Märchen fesseln könnte. Denn ja¸ dies Hörspiel hat zwei CD’s.
Peter Weis als Erzähler nimmt die Hörer mit in eine Geschichte ausdrucksstarker und dramatischer Atmosphäre. Der gebürtige Bremer ist Schauspieler und Synchronsprecher für Fernseh- und Kinofilme¸ sowie für Hörbücher und Hörspiele. Seit 1969 ist er freischaffend tätig. Ihm gelingt es¸ seine Position als Erzähler sprachlich stimmungsvoll umzusetzen.
Jonas Minthe spielt die Hauptrolle als Peter Munk. Der in Hamburg lebende Schauspieler und Sprecher gewann 2013 den Hersfeld-Preis der Bad Hersfelder Festspiele für seine Rolle als d’Artagnan. In der Rolle als Peter Munk ist er nicht so draufgängerisch¸ dafür aber sehr abwechslungsreich und der Entwicklung des Jungen angemessen.
Regina Lemnitz ist Schauspielerin am Theater und für das Fernsehen. Sie ist Sängerin¸ Sprecherin für Hörspiele und auch Synchronsprecherin für u. a. Whoopi Goldberg. In dieser Eigenschaft hat sie eine sehr gut geschulte Stimme. Als Barbara Munk kann sie hier besonders „punkten“. Sie ist einmalig gut in dieser Rolle.
Dieses Kunstmärchen von Wilhelm Hauff entpuppt sich als wunderbare Ergänzung innerhalb des Gruselkabinetts. Stephan Bosenius und Marc Gruppe veröffentlichten erneut ein Hörspiel¸ das sprachlich be- und umgesetzt wurde. Alle Texte lassen stimmungsvoll die Zeit des frühen 19ten Jahrhunderts wach werden. Also Augen schließen und zuhören. Auf diese Weise kann man auch die gelungene akustische Umsetzung geniessen. Neben den Geräuschen¸ passend und nie aufdringlich¸ wirkt die Musik stimmungsfördernd. In diesem Hörspiel passt mal wieder alles zusammen¸ Sprache¸ Geräusche und Musik.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355