Gruselkabinett 158: Das innerste Licht
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Das innerste Licht ist ein sehr stimmungsvolles Hörspiel nach einer ebenso atmosphärischen und unheimlichen Erzählung. Arthur Machen wird gerade wieder neu entdeckt¸ denn es gibt bereits verschiedene Verlage¸ die den Autor wieder aufleben lassen¸ indem sie seine Erzählungen neu veröffentlichen. Typisch für Arthur Machen ist eine Erzählung auf mehreren Ebenen¸ die Titania Medien hier sehr gut umsetzen konnte. Dadurch wurde dieses Hörspiel zu einem sehr eingängigen und fesselnden Werk¸ dass man gern öfters anhört.
Im Mittelpunkt der Erzählung¸ die in London des Jahres 1894 spielt¸ steht der Reporter Mr. Dyson. Durch Zufall trifft er auf seinen alten Freund Mr. Salisbury. Bei einem gemeinsamen Abendessen kommen sie ins Gespräch und so werden alte Erinnerungen wach¸ auch an gemeinsame Bekannte und andere Themen. So auch auf das Verschwinden von der bildschönen Agnes Black. Die Frau des bekannten Doktors Steven Black verschwand spurlos. Der Arzt wurde vom Verdacht und der Anschuldigung des Mordes freigesprochen. Doch Dyson wäre kein guter Reporter¸ wenn er hier nicht eine interessante Geschichte wittern würde¸ die für seine Zeitung bestens geeignet wäre.
Das Hörspiel¸ welches in den Gesprächen der beiden Haupthandlung-spersonen mit vielen Spielszenen arbeitet¸ kommt ganz ohne die Person eines Erzählers aus. Dyson und Salisbury schwelgen in Erinnerungen und lassen die Hörer an ihren Gedanken teilhaben. Aus diesem Grund wird bereits sehr früh das Interesse geweckt¸ die Rätsel und Geheimnisse zu ergründen¸ bevor von den beiden Männern die Lösung präsentiert wird. Die Handlung überrascht mit einem vielschichtigen Aufbau. Die Handlungsstränge werden verwoben¸ getrennt und zum Ende doch befriedigend gelöst. Reisserische Spannung ist man bei Titania-Medien nicht gewohnt¸ und so sollte man diese hier auch nicht erwarten. Stattdessen verläuft alles reht ruhig ab¸ wenngleich recht schnell ein leichtes Gruseln¸ ein sich steigerndes Unbehagen einsetzt¸ wie man es von den alten englischen Schauerromanen erwartet. Das Gruselkabinett bleibt sich damit in seiner 158sten Ausgabe auch weiterhin treu.
Die Sprecherinnen und Sprecher sind in ihren Rollen professionell¸ anders kann man ihre gute Sprachausbildung und ihren Einsatz für das Hörspiel im Einzelnen und Titania-Medien im Gesamten nicht besser beschreiben.
Claus Thull-Emden ist Schauspieler am Theater und fürs Fernsehen. Zudem arbeitet er als Sprecher. Seine in vielen Theaterrollen und auch der Fernseh-Serie Verbotene Liebe gemachten Erfahrungen kommen ihm hier in der Rolle des Mr. Salisbury gut zu statten. Mit seiner markanten Stimme verleiht er nicht nur dem Ohr des Hörers¸ sondern auch dessen geistiger Vorstellungskraft ein gelungenes Bild des Mannes.
Patrick Mölleken stand bereits im Alter von fünf Jahren auf der Bühne. Er ist Schauspieler¸ Produzent und Sprecher. In meiner Vorstellung ist Mr. Dyson älter und so schien mir die Stimme etwas jung für die Rolle. Dennoch meisterte er seinen Teil mit Brravour.
Christoph Jablonka ist Schauspieler und Synchronsprecher. Nach dem Tod von Norbert Gastell übernahm er die Rolle der Zeichentrickfigur Homer Simpson. Daher dürfte er den meisten Hörern bekannt sein. Als Dr. Steven Black ist er eine gut gelungene Besetzung¸ der mit seiner Stimme und den Nuancen sehr gut den Arzt darstellt.
Claudia Urbschat-Mingues ist Schauspielerin¸ seit 1992¸ und Sprecherin. Sie ist eine der gefragtesten Frauenstimmen. 2006 stand sie¸ so Wikipedia¸ auf Platz 1 der Kaul-Synchron-Liste. Als Agnes Black¸ der Frau von Dr. Steven Black¸ ist sie ein angenehmer stimmlicher Kontrast. In ihrer Rolle gelingt es ihr¸ den Spannungsbogen der Handlung zu unterstützen und mit¸ sagen wir geheimnisvollen Untertönen¸ zu erhöhen.
Die weiteren Sprecherinnen und Sprecher möchte ich an dieser Stelle nicht weiter vorstellen¸ der Platz fehlt. Aber wie in einem anderen Bücherbrief bereits geschrieben¸ werde ich immer wieder mal einen kurzen Blick auf die Beteiligten werfen. Das Können der nicht erwähnten Sprecher soll damit jedoch nicht geschmälert werden. Das Team liefert ein sehr gutes Hörspiel.
Die Geräusche und die Musik sind wieder gut in die laufende Handlung eingefügt.
Das gelungene Titelbild von Ertugrul Edirne soll nicht unerwähnt bleiben.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355