Gruselkabinett 157: Das Auge des Panthers
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Er gilt mit dem sarkastischen¸ schwarzhumorigen¸ häufig zynischen Erzählton seiner knappen Prosa als ein Meister der unheimlichen Kurzgeschichte.
Ambrose Bierce wurde als zehntes von insgesamt dreizehn Kindern des Farmers Marcus Aurelius Bierce und dessen Ehefrau Laura Sherwood Bierce¸ einer Nachfahrin des Pilgervaters William Bradford ¸ in der Siedlung Horse Cave Creek in Meigs County geboren. Im Alter von 15 Jahren verließ er seine Eltern¸ zog zu seinem Onkel Lucius Verus Bierce nach Warsaw und arbeitete dort als Setzerlehrling für die abolitionistische Zeitung Northern Indiana. Er folgte Abraham Lincoln und meldete sich im April 1861 als Freiwilliger als Scout bei der Unionsarmee. Für seine Tapferkeit wurde er ausgezeichnet und zum Titularmajor befördert.
1866 nahm er an einer Expedition durch Indianer-Territorium als Landvermesser teil. Später wurde Ambrose Bierce Journalist beim San Francisco Examiner und stieg im Hearst-Pressekonzern bald zum national einflussreichen Hauptstadt-Korrespondenten zunächst in London¸ dann in Washington¸ D.C. auf.
Als Mensch war Bierce umstritten. Manche Zeitgenossen beschimpften ihn als einen Menschenfeind¸ andere rühmten seine Liebenswürdigkeit und Hilfsbereitschaft. Sein privates Leben im reifen Alter war überschattet von schwerem Asthma¸ dem Tod beider Söhne¸ einer gescheiterten Ehe- und Alkoholproblemen.
Seine beiden letzten in Deutschland veröffentlichten und mir bekannten Kurzgeschichtensammlungen erschienen im Suhrkamp-Verlag:
Ambrose Bierce Horrorgeschichten
Ambrose Bierce Der Mönch und die Henkerstochter.
Der Verlag Titania Medien schuf nun in der Reihe Gruselkabinett ein neues Hörstück¸ mit Wurzeln bei Hervorragende Sprecher erzeugen eine Atmosphäre¸ die der Welt um die Zeit des Jahres 1890 entspricht. Hier versucht der junge Rechtsanwalt Jenner Brading in einem kleinen Ort heimisch zu werden. Ja er geht den Schritt weiter¸ will heiraten und eine Familie gründen. Die schöne Irene Marlowe scheint für ihn die richtige zu sein¸ die gemeinsamen Kinder groß zu ziehen. Sie verliebt sich auch schnell in ihn¸ aber dennoch vehement ablehnt¸ ihn zu heiraten. Als er nicht aufgibt¸ entschließt sich das Mädchen¸ ihm ihre traurige Geschichte zu erzählen. Die Geschichte eines Ehepaars¸ dass sich ein Kind wünscht. (Die bekannteste Version ist sicherlich „Däumelinchen“¸ hier nur etwas gruseliger und Erwachsener). Die Geschichte eines Ehepaars¸ am Rande der Zivilisation¸ und sich getäuscht fühlt¸ als das Baby endlich da ist.
Da ich Leser bin¸ Vielleser sogar¸ ist mir die Geschichte wohl bekannt und ich wei߸ worauf die Geschichte hinaausläuft. Doch sie gibt einiges an Spielraum und Entwicklungen vor¸ die den Machern von Titania einige Spielräume anbietet.
Ambrose Bierce versteht es meisterhaft¸ in schöner Sprache unglaublich schauerliche Geschichten zu erzählen und findet sich als Hörspiel als ein solides Werk¸ das man vermutlich nicht so oft hören wird¸ denn dafür ist die Handlung zu bekannt und zu vorhersehbar. Nichts desto Trotz zeigt das neue Hörspiel eine andere Facette des gruseligen Genres. Die dichte¸ bedrohliche Stimmung der Erzählung von Ambrose Bierce kommt sehr gut zum Tragen. Wieder einmal ist es ein Geheimnis aus der Vergangenheit das in dieser Episode den Hörer begeistert.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355