Gruselkabinett 154: Tropischer Schrecken
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
So auch die Erzählung um die Vier-Mast-Bark „Glen Doon“. Das Schiff ist wieder einmal auf der Fahrt von Australien nach Europa. Mitten im Meer¸ ohne Möglichkeit eines Rückzuges an Land¸ taucht ein Monster auf. Die Reise verlief unter grosser Hitze und bislang ohne Zwischenfälle. Aber die Hitze¸ die selbst Nachts nicht zu weichen scheint¸ macht allen an Bord zu schaffen. Tim Thompson und der junge Joky sind zwei der Matrosen die davon betroffen sind und vom Autor als Handlungsträger ausgewählt wurden. Ihnen begegnet das bereits erwähnte Monster¸ dessen Appetit selbst vor den Matrosen nicht halt macht. Das Monster selbst hat ein paar Cthulhu-ähnliche Züge¸ so dass ich oft während des Hörens an H. P. Lovecraft erinnert wurde.
Gruselkabinett 154 war sicherlich eine Herausforderung für Marc Gruppe. Tropischer Schrecken ist ein guter Titel und ein Monster als Schreckensbringer immer für ein Grauen gut. Hier stellt sich aber für den vorerst unbedarften Hörer die Frage¸ wie will man das Monster lebendig werden lassen? Für ein Hörbuch / Hörspiel gibt es verschiedene Möglichkeiten. Da wäre ein Erzähler¸ der mit entsprechend „honoriger“ Stimme berichtet oder eine Geräuschkulisse oder die Handlungsträger selbst die sich in der Beschreibung übertrumpfen¸ bzw. Gefühle zulassen. Oder zum Schluss: Eine Kombination aus Allem oder von Teilen.
Tatsächlich gelingt es Marc Gruppe¸ das Beste aus der Geschichte von William Hope Hodgson herauszuholen. Er wendet diverse Tricks an¸ die die Spannung hochhalten. Allerdings lässt die Dramatik gegen Ende nach und als die Glen Doon in Form eines Wracks von einem anderen Schiff gesichtet und aufgebracht wird. Ist die Spannung dahin. Leider. Doch wer die Geschichte schon einmal gelesen hat¸ weiss auch warum. Die Erzählung ist nicht anders.
Vor allem die Sprecher tragen die Handlung. Durch die Beschreibungen der Sprecher¸ ihre angespannten Stimmen¸ die die Emotionen gut wiedergeben wird die Atmosphäre und die Stimmung in der sich die Handelnden befinden ausgezeichnet dargestellt. Christian Stark und Dirk Petrick sind die beiden Sprecher¸ die das Hörspiel vorantreiben und die Aufgabe¸ Stimmung zu machen¸ bestens bewältigen. Das mildert die Leistung der anderen Sprecher jedoch nicht ab. Gewöhnungsbedürftig in diesem Fall jedoch die Stimmen von Sherlock Holmes und Dr. Watson.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355