Gruselkabinett 153: Bulemanns Haus
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Nach dem Tod seines Vaters kehrt Herr Bulemann aus Übersee zurück und zieht in das Haus seines Vaters ein. Seine Frau und seine Kinder¸ so erzählt man sich hinter vorgehaltener Hand¸ verkaufte er auf der Überfahrt an Sklavenhändler. Statt Familie hält er sich zwei grosse Katzen – Graps und Schnores.
In seinem Vaterhaus findet er allerlei Pfand. Sein Vater übte den Beruf des Pfandleihers aus. Um zu Geld zu kommen¸ verkauft er die Pfänder rechtswidrig. Als die Pfandgläubiger auftauchen¸ um ihre Pfänder auszulösen¸ muss er sie bestechen¸ um sein widerrechtliches Handeln nicht aufzudecken. Er wird immer unleidlicher und menschenscheuer¸ bis sein einziger Kontakt zur Außenwelt seine Haushälterin Frau Anken ist. Mit der Zeit fürchtet sie sich jedoch vor dem wunderlich gewordenen Herrn Bulemann und verlässt das Haus. Dies nicht zuletzt¸ weil er seine Halbschwester¸ die ihn um Hilfe für ihren Sohn bittet¸ vor die Tür setzt. Seine unterlassene Hilfeleistung verschuldet letztlich den Tod seines Neffen. Seine Schwester verflucht ihn. Dieser Fluch sorgt wohl auch dafür¸ dass sich die beiden Katzen Graps und Schnores schrecklich verwandeln. Sie sorgen dafür¸ dass er nie mehr das Haus verlassen kann.
Eine ungeheuer düstere¸ gruselige Geschichte von Theodor Storm. Keiner kann Trostlosigkeit und Einsamkeit so zelebrieren wie er. Naja¸ relativieren wir diese Aussage und bewundern die Kunst von Titania Medien¸ dies doch ebenso gut in Szene gesetzt zu haben.
Sprachlich herausragend sind alle beteiligten Sprecherinnen und Sprecher. Gerade der Erzähler Peter Weis bringt den Text ausdrucksstark und mit Nachdruck zur Geltung. Die Hauptrolle hat Horst Naumann inne. Ihm gelingt es¸ mit der Stimme die Änderung von einem Heimkehrer zu einem wunderlichen Alten darzustellen. Hier benötigt man keine grosse Phantasie. Man muss sich nur auf ihn einlassen. Bulemanns Haushälterin Frau Anken wird von Dagmar von Kurmin gesprochen. Sie ist ein interessanter Gegenpart¸ deren Angst erst leicht dann immer stärker zum Tragen kommt. Sehr wirklichkeitsgetreu dargestellt und daher treffend umgesetzt.
Die dichte Atmosphäre in dem Haus¸ die gut platzierten Charaktere und deren Eigenschaften bilden im Verein mit einer gut durchdachte Handlung einen gelungenen Spannungsbogen. Bei kaum einem Hörspiel haben wir so viele Emotionen wie beim Gruselkabinett¸ denn diese gehen unter die Haut. Denn gerade durch den Einsatz von Stimme und Musik entsteht in einem Hörbuch eine ganz besondere Atmosphäre¸ die von Marc Gruppe und Stephan Bosenius regelrecht zelebriert werden.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355