Gruselkabinett 146: Der rote Raum
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Mit Gruselkabinett 38 Die Spinne erschien ein Hörspiel mit ähnlichem Thema. Hanns Heinz Ewers veröffentlichte die Erzählung bereits 1908 bei Georg Müller¸ München. An drei aufeinanderfolgenden Freitagen erhängten sich drei Gäste des kleinen Hotels Stevens am Fensterkreuz von Zimmer 7. Der Student der Medizin Richard Bracquemont lässt sich weder vom zuständigen Kommissar noch von Madame Dubonnet¸ der Besitzerin des Hotels¸ davon abbringen¸ genau dieses Zimmer zu beziehen.
In dieser Hinsicht wäre es interessant gewesen zu hören¸ wie Simon Jäger der Richard Bracquemont seine Stimme lieh¸ die Person angelegt hätte. Schön ist¸ dass mal weniger auf die Schauer-Romantik-Atmosphäre verzichtet wurde und der gute alte Grusel¸ der dem Kabinett den Namen gab¸ wieder zurück ist.
Von der Schlossbesitzerin holt sich Simon Price die Erlaubnis¸ in dem Roten Raum des Schlosses Lorraine aufzuhalten und zu übernachten. Der selbsternannte Geisterjäger will mit modernster Technik¸ einem Phonographen¸ das Rätsel des Raumes lösen. Bereits andere versuchten dem Geheimnis auf die Schliche zu kommen¸ fanden allerdings auf unerklärliche Weise den Tod. Dies schreckt Simon Price jedoch nicht ab. Irgendwie ist es für ihn auch eine Mutprobe. Neugierig macht er sich auf den Weg. Die drei Bediensteten der Herzogin erzählen gar schaurige Anekdoten¸ die nicht ausreichen¸ ihn abzuschrecken. Also geht er den endlos erscheinenden Gang hinunter bis in das Zimmer. Begleitet nur von seiner eigenen Kerze¸ die für Schattenspiele an der Wand sorgt. Soweit ist noch alles erklärbar. Seine Zuversicht ändert sich¸ als er allein im Roten Raum sitzt. Trotz vieler Kerzen wirkt er nicht mehr so selbstsicher und die Spracheinträge auf seinem Phonographen werden zittriger. Valentin Stroh¸ der den jungen Mann spricht¸ ja regelrecht in dessen Rolle aufgeht¸ schafft es von einem selbstbewussten zu einem zweifelnden Mann zu werden. Valentin Stroh nimmt uns quasi an die Hand¸ mit in das Rote Zimmer und von dort gibt es kein zurück mehr. Ihm gelingt es mit seiner Stimme gruselige Stimmung aufzubauen und das Gruselkabinett in diesem Raum zu neuem Leben zu erwecken.
Die Erzählung konzentriert sich stark auf die unheimliche Ausgangssituation und den darauf erfolgenden Schrecken¸ den der Protagonist begegnet. Trotz des langen Monologes¸ der eher einem Hörbuch¸ denn einem Hörspiel ähnelt¸ in dem der Handlungsträger Simon seine Eindrücke schildert¸ wirkt das Stück nicht langweilig. Die akustischen Einsprengsel¸ sorgen dafür dass der Monolog nicht monoton wird.
Ein wenig zu oft wurde erwähnt¸ die Gefahr des Roten Raumes sei hoch. Ansonsten bin ich mit dem neuen Hörspiel sehr zufrieden.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355