Gruselkabinett 134: Das älteste Ding der Welt
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Die Sprecher:
Die Geschichte ist sehr Erzählerlastig aufgebaut. Dadurch wirkt es an manchen Stellen langatmig¸ vor allem wenn Wiederholungen auftreten und eine Fortführung der Erzählung sich dadurch verschleppt. Marc Gruppe gelingt es jedoch¸ den Schluss seiner Bearbeitung spannender und dramatischer zu gestalten¸ als das die Vorlage hergibt.
Erzähler Peter Weis Als Erzähler führt er mit dem ihm eigenen dunklen Timbre in der ausdrucksstarken Stimme. Ihm gelingt es selbst langweilige Stellen darzustellen¸ das die Hörer an der Geschichte bleiben.
Harald von Calmus Louis Friedemann spricht überzeugend den jungen Mannes. Man nimmt ihn den jungen Mann ab¸ der sorglos vor sich hin lebt und keinerlei Pflichten akzeptiert. Bis zu dem Zeitpunkt¸ da sich die Erzählung wandelt und wir einen eher verängstigten Mann vorgesetzt bekommen.
Reichsfreiherr und Reichsfreifrau Horst Naumann und Dagmar von Kurmin können gar nichts falsch machen. Die beiden Sprecher sind so souverän in ihrer Art¸ da wäre negative Kritik nicht angebracht und in Lobhudelei wollen wir nicht ausbrechen.
Der Hauslehrer Matthias Lühn vollbringt eine sprachlich gute Leistung. Den geheimnisvollen Chinesen nimmt ihn jeder ab. Gerade weil die Betonung an Chinesen erinnert¸ die in ihrer eigenartigen Betonung deutsch sprechen.
Hintergrundmusik:
Die Hintergrundmusik wirkt wie gewohnt. Sie ist Unterlage und Triebfeder zugleich. Der Grundtenor ist düster¸ mysteriös bis drohend.
Die Geräusche:
Die kompletten 88 Minuten sind von Geräuschen und Tönen erfüllt. Gemeinsam mit Musik und Sprechern bilden sie ein komplexes Ganzes. Die Handlungsorte entstehen im Kopf¸ bei jedem Hörer anders und doch stimmig mit der Erzählung. Beeindruckend¸ das immer wieder auftretenden Pochen¸ das gut zu Edgar Alan Poes Das verräterische Herz passen würde. Die Orientierungslosigkeit Haralds in bestimmten Situationen wirkt dadurch umso düsterer.
Für die 134. Folge des Gruselkabinetts gruben Stephan Bosenius und Marc Gruppe eine Geschichhte eines deutschen Schriftstellers aus¸ von dem ich lange nichts gelesen habe¸ schon gar nicht gehört. Einige seiner interessantesten Geschichten sind in der Sammlung Die magische Laterne des Herrn Zinkeisen vertreten. Mit Das älteste Ding der Welt¸ erstmals 1923 erschienen¸ setzten die Macher von Titania Medien ein interessantes Werk um. Allerdings in etwas „entschärfter“ Form. Bekannte Vorurteile und Begrifflichkeiten¸ die heute als beleidigend gelten können¸ werden weggelassen.
Die phantastische Erzählung Das älteste Ding der Welt wird oft als Willi Seidels beste Novelle bezeichnet. Für mich ist dies jedoch eher nicht der Fall. Nichts desto trotz wurde sie hervorragend umgesetzt.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355