Gruselkabinett 129: Manor
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Im Jahr 1927 erschien die Homo-Anthologie Armer Junge! mit neun Kurzgeschichten¸ als Freundschaftsnovellen bezeichnet¸ die im Jahr 1995 in der Bibliothek rosa Winkel neu aufgelegt wurde. Darin enthalten die meisterliche Erzählung Manor. Sie ist eine Schauergeschichte des in Aurich geborenen Schriftstellers Karl Heinrich Ulrichs 1825-1895.Titania Medien hat sich nun dieser Geschichte angenommen¸ die mit einer geringen Anzahl an Sprechern auskommt. Diese jedoch sind ausgezeichnete Sprecher¸ so dass Titania wieder einmal mehr ihre berühmte Qualität halten kann.
Im Einzelnen geht es um eine gleichgeschlechtliche Liebesgeschichte. Dies ist heutzutage kein Problem mehr¸ doch in der Zeit¸ da die Erzählung entstand¸ ein Skandal. Wer sich¸ wie der Autor¸ zudem öffentlich dazu bekannte¸ hatte mit Repressalien durch die Regierung zu rechnen.
In dieser Beziehungsgeschichte geht es um die Liebe zwischen einem 15- und einem 19-Jährigen. Der Ort sind die abgelegenen Färöer-Inseln¸ doch ist der Ort an sich beliebig. Die zwei verlieben sich unsterblich ineinander. Sie haben eine schöne Zeit¸ bis eines Tages Manor¸ der ältere¸ stirbt. Für den Jungen Har bricht eine Welt zusammen. Ein Schock für den 15-Jährigen. Nach dem Begräbnis von Manor geschehen seltsame Dinge¸ denn der 15 -jährige Har¸ erhält Nacht für Nacht Besuch. Als Zombie taucht er auf und schmiegt sich im Bett seines Liebhabers dicht an ihn. Ähnlich einem Vampir saugt er des Liebhabers Blut aus. Der 15-Jährige wird immer blasser und schwächer. Er verfällt zusehends. Eine alte weise Dorfebewohnerin weiß mit Rat und Tat zu helfen.
Karl Heinrich Ulrichs erschafft in fünf kurzen Episoden eine packende Atmosphäre. Marc Gruppe und Stefan Bosenius setzen diese Temporeich und mitfühlend zugleich in ein modernes Hörspiel um¸ ohne die Quelle zu vernachlässigen. Die Sprache¸ die Geräusche und die Musikeinblendungen sind aufs Wesentliche konzentriert. Wieder mal ein fesselndes Werk.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355