Gruselkabinett 101: Verlorene Herzen
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Das vorliegende Hörspiel Verlorene Herzen besitzt alles¸ was man von guten Gruselgeschichten aus dem 19ten Jahrhundert erwartet. Im Mittelpunkt steht ein düsterer Schauplatz. Und wie so oft in englischen Erzählungen ist dies ein Herrenhaus. Mittlerweile kennt man diese Örtlichkeiten zur Genüge und dennoch ist diese Geschichte etwas Besonderes. Wir haben einen jugendlichen Helden¸ der mit beiden Beinen auf dem ach so strapazierten Boden der Tatsachen steht. Er würde an so unglaubliches Zeug wie das Übersinnliche nie glauben¸ oder gar einen Gedanken verschwenden¸ bis ihn das Schicksal selbst dazu auserwählt¸ etwas anderes zu glauben. So ist er in diesem alten Herrenhaus¸ mit seinen unendlichen Gängen und Kellern¸ Räumlichkeiten und den dazugehörigen Geheimnissen. Um diese Geheimnisse geht es in diesem hervorragend gestalteten Hörspiel. Langsam werden sie ans Licht gezerrt. Da treffen sich Vergeltung und Rache¸ schwarze Magie und uralte Flüche.
Uns liegt ein grausig-schönes Hörspiel vor¸ so wie eine Gänsehaut die einem überzog¸ wenn die Grossmutter den Enkeln Geschichten erzählte¸ nur eben für Erwachsene. Verlorene Herzen ist eine der weniger bekannten Geschichten des Autors. Umso dankenswerter die Arbeit von Marc und Stephan¸ diese dem deutschen Publikum vorzustellen. Bemerkenswert ist auch das Sprecher-Ensemble. In der Hauptrolle war Alexander Mager¸ der mir zwar gut gefiel¸ aber es wirkte doch¸ wie vom Blatt abgelesen. Dafür ist er jung und nicht so erfahren¸ so dass ich dies durchaus tolerieren kann. Uli Krohm als Mr. Abney und Kaspar Eichel als Buttler Perkins sind die weiteren imposanten Stimmen¸ die dem Hörspiel eine eigene Note geben. Soundeffekte und Musik verleihen dem Szenario eine schaurig-schöne Atmosphäre. Die Gestaltung des Hörspiels hat mich daher ebenfalls überzeugen können. Alles wirkt stimmig. Die Dialoge sind gekonnt von den Geräuschen und der Musik untermalt.
Das Hörspiel von Montague Rhodes James ist wieder ein literarisch hörenswertes Glanzlicht. Der Autor¸ der in Grossbriatnnien sehr beliebt ist¸ steht den anderen Meistern des Grusel-Genres wie H. P. Lovecraft¸ Abraham Merritt u.a. in nichts nach. Verlorene Herzen ist ein gruseliges Hörspiel¸ das auf jeden Fall ins Hörspielregal gehört.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355