dem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber.
Diese Geschichte von Mary Fortune unter dem Titel Weiß beginnt schon höchst rätselhaft. Mehrere Personen leben auf einem Anwesen¸ dass gänzlich in weiss gehalten ist. Eine Kutsche hält im London des Jahres 1858 vor einem Gebäude¸ dass von einer uneinsehbaren hohen Mauer umgeben ist. Der noch junge und unerfahrene Arzt Charles Elveston sitzt in einem Cafe dem Anwesen gegenüberliegenden Anwesen und beobachtet ein seltsames Verhalten. Eine Kutsche hält vor dem Anwesen und der Insasse zieht sich mit Hilfe seines Dieners in der Kutsche um. Er tauscht seine normale Strassenkleidung in eine Kleidung¸ die an aseptisches Weiß eines Doktorkittels erinnert¸ vom Zylinder bis zu den Schuhen. Dieser Mann entsteigt der Kutsche um durch ein kleines Tor das Anwesen zubetreten. Der Eingang wird sofort wieder verschlossen und Charles Elverston gelingt es nicht¸ einen Blick auf das dahinterliegende Gebäude zu erhaschen. Neugierig geworden befragt er den Wirt des Cafes und erfährt von ihm ein paar Informationen über das seltsame Herrenhaus des Duke de Rohan. Keiner der Einwohner¸ so erfährt er weiter¸ ist je zu sehen und denkbar merkwürdige Dinge scheinen dort vor zu sich zu gehen. Charles Elverston ist nicht direkt neugierig¸ aber sein Wissensdurst muss gestellt werden. So trifft er eine folgenschwere Entscheidung. Von einem nahe gelegenen Kirchturm¸ kann er das Grundstück einsehen. Was er sieht¸ kann er sich nicht in seinen kühnsten Träumen vorstellen. Das Grundstück ist leer. Keine Pflanzen und alles¸ was zu sehen ist¸ entbehrt jeglicher Farbe. Alles Weiss. Sein Erstaunen wächst¸ als er einige Tage nach seinem Blick vom Kirchturm von Duke De Rohan in seiner Arztpraxis aufgesucht wird. Der Duke bittet um Hilfe für seine Nichte. Sie leidet und kann nicht in die Prxis kommen. Ob es ihm wohl möglich sei¸ einen Hausbesuch durchzuführen. Charles Elveston willigt ein¸ gerade wegen seiner Neugier und weil er wissen will¸ was hinter der Mauer geschieht. Der Duke bittet ihn jedoch¸ seiner Nichte nur in strahlendem Weiss gekleidet gegenüber zu treten.
Die erste Geschichte von Mary Fortune wurde sehr gut umgesetzt¸ erinnert ein wenig an Edgar Alan Poe und Howard Philip Lovecraft. Das ist auch nicht weiter verwunderlich¸ da dieser Roman zur gleichen Zeit entstand¸ in der die beiden Autoren aktiv waren. Eine ungewöhnliche Erzählung voller Geheimnisse¸ angereichert mit einfachen Schauerelementen wird zu einem absoluten Höhepunkt und einem beeindruckenden Hörspiel mit unvorhersehbaren Ereignissen. Durch allzu perfekte Dialoge¸ Geräusche und Musik¸ sowie einem wunderbar agierenden Sprecher wird das Hörspiel umgesetzt und zieht die Hörerinnen und Hörer in ihren Bann. Geheimnisse bleiben stets im Hintergrund¸ mal sorgsam versteckt¸ dann fast aufdringlich und steigern sich während des Handlungsverlaufes. Das Ende hingegen hat mit der Nicht-Farbe Weiss nichts zu tun. Spaltet man das normale Lichtspektrum mittels eines Prismas auf¸ so entstehen je nach Neigungswinkel alle sieben Regenbogenfarben¸ wovon rot am Ende des Hörspiels die dominierende Farbe sein wird. Titania Medien einmal nicht auf übernatürliche Elemente¸ sondern bleibt bei der Psychologie des Grauenss¸ die nur durch Beschreibung oder auch Nicht-Beschreibung entsteht. Damit ist das Hörspiel durchaus eine willkommene Abwechslung und mit der 75sten Ausgabe ein kleines Jubiläumsgeschenk an die Hörerinnen und Hörer.