Gruselkabinett 074: Die Macht der Dunkelheit

Dies ist eine Rezension aus

Der phantastische Bücherbrief

dem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber.

Künstler sind und waren schon immer seltsame Leute und so ist es auch mit dem Künstlerpaar Laura und Jack. Die beiden fühlen sich in der Grossstadt nicht mehr wohl und so zieht es sie aufs Land¸ wo sie ein neues Leben zu beginnen wollen. In dem kleinen¸ malerischen Örtchen Benzett¸ im Kent des Jahres 1924 mieten sie ein Haus. Auf dem Anwesen befindet sich ein altes Kirchengemäuer¸ dieses wird jedoch von den abergläubischen Bewohnern gemieden. Die beiden finden sich damit erst einmal ab¸ kann Laura als Schriftstellerin von Schauerromanen genügend Eindrücke aufnehmen¸ um neue Geschichten zu schreiben. Ihre Haushälterin Mrs. Dorman gibt zur Kirche keinerlei Erklärungen ab und dem Paar fällt auf¸ hier werden auch keine Messe und kein Hochamt gehalten. So machen sich Laura und Jack auf den Weg¸ der Kirche einen Besuch abzustatten. In der Dunkelheit des Altarraumes stehen zwei unheimliche Sarkophage. Zwei prunkvolle Grabstätten¸ denen niemand Beachtung schenkt. Die Sage besagt¸ dass hier zwei grausame Ritter begraben liegen¸ die das Dorf tyrannisierten. Angeblich¸ so die Sage weiter¸ verlassen sie zu Allerseelen ihr kaltes steinernes Grab und suchen sich ihre Opfer. Erst wenn sie ihre Opfer gefunden haben oder der Tag anbricht werden sie wieder zurückkehren in ihre dunkle Ruhestatt. Während Jack dies alles für eine Legende hält¸ ist Laura überzeugt¸ eine tödliche Bedrohung in der Nähe ihres neuen Hauses zu haben.

Die Erzählung beginnt mit einer Geschichte in der Geschichte¸ als Laura ihrem Jack die neueste Geschichte aus ihrer Feder vorliest. Es ist eine Geschichte um eine Wette¸ um ein dunkles Pariser Wachsfigurenkabinett mit Geheimnissen. Besonders raffiniert und unvorhersehbar präsentiert sich das neue Hörspiel aus dem Hause Titania Medien. Zwei Geschichten werden miteinander verwoben¸ die so gar nichts miteinander zu tun haben. Perfekt umgesetzt und immer wieder atemlose Spannung aufbauend sind die kleinsten¸ aber äusserst effektiven Geräusch- und Musikeinsätze. Originell¸ gespenstisch mit haarsträubenden Effekten wird in Hörform der typisch britische Schauerroman zum Leben erweckt. Wieder einmal mehr ein überaus gelungenes Kunstwerk¸ bei dem die wabernden Nebel¸ hallende Schritte in der Dunkelheit der Kirche¸ und anderes mehr eine Gänsehaut erzeugen. Handlungstechnisch muss man gut aufpassen¸ weil eben die Geschichte in der Geschichte angeboten wird. Mehr als einmal ist der Hörer irritiert¸ wenn er nur „so nebenbei“ der CD lauscht. Das Zuhören ist ein Genuss. Vornehmlich die Sprecherinnen und Sprecher¸ aber auch die Geräuschkulisse und die musikalische Untermalung sorgen dafür¸ die Hörerschaft eine phantastische¸ gedankliche Reise mitzunehmen.

Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355