Grandville 2: Mon Amour
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Der Hintergrund dieser Steampunkwelt ist eine von intelligenten Tieren und den¸ Teiggesichtern genannten Menschen¸ bevölkerte Welt mit einem viktorianischen Ambiente. Wobei der Dachs¸ der Mensch und der Elefant die gleiche Grösse wie ein Mensch haben. Die Alternativwelt wird vom Löwen Napoleon beherrscht¸ einem Nachfahren des siegreichen Napoleon bei Waterloo. Seit Napoleons Sieg über die europäischen Armeen ist er von Paris aus¸ Grandville genannt¸ der unbestrittene Herrscher über Europa. Die politische Lage auf dem Kontinent ist heikel. Britannien gehörte ebenfalls zum Empire France¸ bis es vor über 20 Jahren der Inselstaat unabhängig wurde. Jetzt ist Britannien ein sozialistischer Staat. Verbunden mit einer langen Brücke¸ könnten aber französische Truppen jederzeit wieder in Britannien einrücken.
Der Dachs Detective Inspector LeBrock von Scotland Yard und dessen Assistent die Ratte Roderick Ratzi verfolgen den flüchtigen Killer Mad Dog Mastock vom Londoner Tower bis nach Grandville. Der Psycho-Killer "Mad Dog" Mastock¸ dem Schaffott entkommen¸ treibt scheinbar sein Unwesen in Grandville. Er ermordet wahllos Huren¸ bis Detective Inspector LeBrock eine Verbindung zwischen den Opfern entdeckt. Die Hinweise auf die Frauen waren zuerst nicht offensichtlich aber der unermüdlichen Arbeit von LeBrock und seinem Assistenten Ratzi ist der Umstand bald klar. Der Detective Inspector erkennt in dem Psycho-Killer Mastock den ausführende Arm einer Verschwörung. Die Hintermänner stecken wieder¸ wie bereits im ersten Band¸ weit oben in der sozialen Hierarchie. Wieder steht die Unabhängigkeit Britanniens auf dem Spiel.
Die Erzählung beginnt damit¸ dass Assistent Roderick seinen Chef LeBrock in dessen chaotischer Wohnung aufsucht. Dort beschäftigt sich LeBrock mit Erinnerungen an seine Freundin Sarah¸ die er im letzten Band verlor. Während seiner Ermittlungen im französischen Milieu trifft er auf die schöne Billie¸ die ihn fatal an Sarah erinnert. Billie¸ selbst Horizontalgewerblerin¸ ist es¸ die LeBrock auf eine Fährte der Hurenmorde setzt¸ ihm sogar das Leben rettet.
In der letzten Zeit habe ich mehr über den Autor und Zeichner Bryan Talbot erfahren. So hat er die Erzählung Sandmann von Neil Gaiman in Szene gesetzt¸ lieferte mit Die Geschichte einer bösen Ratte ein fabelhaftes Erstlingswerk ab. Mit seinem Zyklus um den Dachs LeBrock liefert er ein Gesamtwerk ab¸ dass seines Gleichen sucht. Der Comic liest sich flüssig¸ mit einem gelungenen Spannungsbogen. Talbot gibt dem Leser nur so viel Wissen an die Hand¸ wie LeBrock. Erst nach und nach erschliesst sich dem Lesers das ganze Ausmaß der Verschwörung. Gleichzeitig überrascht Talbot den Leser. Während LeBrock und Ratzi an Sherlock Holmes und Doktor Watson erinnern¸ wit der Psycho-Killer Mad Dog eher mit Jack the Ripper gleichzusetzen. Natürlich finden sich auch weitere Reminiszenzen an andere Comic- und Literaturhelden. Ein originelles Werk.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355