Gott im Unglück
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Das Schicksal nimmt seinen Lauf¸ als Phil bei einer Beförderung übergangen wird. Die kaputte Sprosse auf seiner Karriereleiter wirkt erst einmal frustrierend. Das geht schon mal gar nicht. Er hat hart dafür gearbeitet und dann dieser Schicksalsschlag. Seine Frau Teri steht ein wenig besser da¸ denn sie wird Zeugin zweier Wunder. Es kommt¸ wie es kommen muss¸ das Ehepaar beschliesst¸ wir brauchen auch einen Gott. Dieser könnte sich dann um das Glück der Familie kümmern. Gesagt getan im Internet wird gesucht und man wird auch fündig. Der Anspruch nach mehr Glück¸ kann sich nur in einem Gott manifestieren¸ der den Begriff bereits im Namen trägt. Also¸ man nimmt Luka¸ genannt Lucky. Lucky sieht als Waschbär in schrillem Hawaiihemd und mit dunkler Sonnenbrille lustig und gutmütig aus. Der Gott des Glücks¸ ist erst einmal nicht abgeneigt und zeigt seine Zuneigung¸ indem er bei ihnen einzieht und eine grosse Einweihungsparty schmeisst. Und da Luka nicht gern allein kommt¸ bringt er seinen Kumpel Quetzalcoatl¸ den gefiederten Schlangengott mit. Die beiden Götter geben sich echt Mühe und sind sehr nett. Das ist Teri und Phil aber zuviel und sie wollen von ihrem 14tägigen Rückgaberecht (BGB §312d gebrauch machen. Die Folge der Götterkündigung ist aber eine riesige Pechsträhne¸ die erst endet¸ als Luka und Quetzalcoatl wieder Mitglieder der Familie sind. Und damit sind Teri und Phil mit von der Partie¸ als es gilt¸ sich gegen die bösen Götter zu behaupten¸ denn Lucky hat mächtige Feinde am Hacken.
Typisch für den Autor ist die Konzentration seiner Geschichte auf bestimmte Personen. In diesem Fall sind es aber nicht Teri und Phil sondern die beiden Hausgötter. Daher sind die beiden Menschen ein wenig kurz beschrieben und haben keine Chance wirklich in den Mittelpunkt der Erzählung zu gelangen. Stattdessen müssen sie sich mit Statistenrollen zufrieden geben. Ich finde den Schreibstil des Autors und die bildhafte Darstellung der Charaktere sehr gelungen. Dennoch liegt das Augenmerk des Autors auf den unsterblichen Göttern¸ wobei leider die menschlichen Charaktere zu kurz kommen. Es wäre jedoch schön gewesen¸ wenn die hier beschriebenen Götter oft menschlicher erschienen wären. A. Lee Martinez das eine oder andere Thema etwas tiefgehender beehandeln können¸ denn es läuft wieder auf die unendliche Geschichte hinaus¸ Gut vs. Böse. Eine theologische Bestimmung über die schwerste Frage des Glaubens¸ warum es Not und Leid gibt¸
wird es jedoch nicht. Die Erzählung ist humorvoll nähert sich aber erschrecklich schnell dem Klamauk. Vielleicht ist das ja auch der Übersetzung geschuldet¸ denn nicht jeder Witz lässt sich gut übersetzen.
Jedenfalls beschäftigt sich A. Lee Martinez zu viel mit dem Unfug¸ den die Götter anstellen. Da wären mir Kobolde persönlich lieber gewesen. Vor allem weil ich mir vorstelle¸ dass Kobolde Unfug wegen des Unfugs machen und Götter sich schon mal ein paar Gedanken über die Auswirkungen auf die Welt der Menschen machen. Denn ohne Menschen¸ keine Götter. Von einer Ratingagentur würden die Götter ja so was von abgestuft. Der Autor verschenkt einige gute Möglichkeiten. Aber ich wurde dennoch noch recht gut unterhalten.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355