Dies ist eine Rezension aus dem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Wir befinden uns im England des Jahres 1820. Im Vordergrund der Erzählung steht die kleine Fanny¸ die während der ersten Seiten von einem kleinen Mädchen zu einer Selbstbewussten Frau wird. Als ihr Vater ihre Mutter ermordet ist sie schockiert. Als der Vater seiner Tochter ebenfalls die Kehle durchschneiden will¸ gelingt ihr die Flucht mit einer Postkutsche nach London. Dem Postkutschenfahrer erklärt sie¸ dass dort eine Cousine lebt. Doch kommt sie dort nie an. Sie landet im Milieu¸ wo sich Huren¸ Verbrecher und anderes Gesindel trifft und zu überleben versucht. Mit der Zeit geht sie nicht nur dem Beruf der Horizontalgewerblerin nach¸ sondern erlangt auch einen gewissen Ruf. Als sie sich ihrer bezahlten Arbeit mit den beiden Gangster-Zwillingen hingibt¸ ritzt ihr einer der beiden die Haut und zurück bleibt eine Narbe auf dem ansonsten sehr ansehnlichen Körper. James Orwood ein sehr gewinnender Gangster-Gentleman taucht eines Abends bei ihr auf und macht ihr den Antrag¸ in seiner neu zu gründenden Bande Mitglied zu werden. Er hat vor¸ die beste Verbrecherbande Londons zu gründen und auch die Zwillingsbrüder mit ihrer Bande auszustechen. Letzteres ist es¸ was Fanny antreibt¸ der Gruppe beizutreten. Bereits dabei ist Larios¸ ein begnadeter singender Kastrat und talentierter Mörder. Die Vierte der Gruppe¸ die undurchschaubaren Lucrezia¸ muss erst aus dem Gefängnis befreit werden. Nach dem ersten Überfall¸ der erfolgreich durchgeführt wurde¸ folgen weitere¸ die sich aber immer weniger an die wenig Begüterten richtet¸ sondern an die gesellschaftlich höher stehenden. Damit legt sich das Quartett¸ dass sich Golden Dogs nennt¸ mit der Obrigkeit an. Und ausgerechnet der Richter erkennt Lucretia wieder¸ was dazu führt¸ dass sich der Richter persönlich angegriffen fühlt. Der Aufstieg in der Londoner Verbrecher-Hierarchie zieht nicht nur Neider¸ wie die Black Birds auf sie¸ sondern die sehr brutale staatliche Gewalt. Ist es doch gerade die „High Society“¸ die sich als von Gott gegeben als Herrscher der Welt betrachten.Der Panini Verlag versucht sich mit seinen Comics noch besser aufzustellen und nennt nun ein Alben-Programm sein eigen¸ dem europäische¸ vornehmlich franko-belgische Werke¸ angehören. Dadurch wendet er sich einem Comic-Segment zu¸ weg von den Superhelden¸ hin zu den Graphik Novels. Und dies¸ mit den bisherigen Alben¸ von denen zwei pro Monat erscheinen sollen¸ durchaus gelungen. Die Golden Dogs sind dabei ein gelungenes Werk¸ dass nun seinen Weg über die Grenze nach Deutschland geschafft hat. Die klare und leicht zu folgende Erzählung wird nur dadurch gestört¸ dass mehrmals auf einen Verräter in der Gruppe hingewiesen wird. Dieses ständig mit der Nase drauf stupsen nimmt etwas den Lesegenuss. Wie die Geschichte von Stephen Desberg sind die Zeichnungen von Werner Goelen. Klar¸ einfach strukturiert und übersichtlich¸ sogar der Schmutz wirkt sauber. Dennoch bleibt die Stimmung erhalten und mit dem leicht erotischen Einschlag phantasieanregend. Allerdings hätte ich mir ein wenig mehr gewünscht¸ wenn es darum geht¸ nicht nur die Charaktere vorzustellen¸ sondern auch das soziale UmfeldҠ in dem sie sich jeweils bewegen. So wirken die Kneipe und der Ort der Seance doch sehr ähnlich¸ deutliche Unterschiede fehlen. Eine unterhaltsame Erzählung in einem handwerklich gut gemachten Comic. Der feste Umschlag und das Papier mit dem vollfarbigen und klaren Farben ist gut zu handhaben. Was mir immer wieder missfällt¸ und das bei jedem Verlag der Graphic Novels herausgibt¸ das unter Kunstlicht spiegelnde Papier. -