Göttergarn
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Nach dem Erfolg der Anthologie SCHNITTERGARN stellte sich die Autorin Veronika Lackerbauer die bedeutende Frage: Was machen eigentlich all die Gottheiten heutzutage in ihrem Alltag? Sind sie in Rente? Oder müssen sie noch arbeiten? Kennen sie sich untereinander? All diese Fragen finden eine Antwort in dem Buch, wo sich 16 Autorinnen und Autoren der deutschsprachigen Funtastik eingefunden haben, um zu berichten. Hier der Klappentext:
Donnerwetter - hier sind die Götter los!
Egal ob im gelernten Job, als Imbissbudenbesitzer, Escape-Room Betreiber, Kopfgeldjäger, im Baugewerbe oder im Gartencenter - hier wird gedonnert, geblitzt, geschnippt, getwittert oder mit einem Pfeil direkt ins Herz geschossen.
Und nach Feierabend? Da wird natürlich feuchtfröhlich gefeiert und um die Vaterschaft gebuhlt. Und all jene, die vom fleißigen Feiern bereits urlaubsreif sind, sollten sich professionelle Hilfe suchen oder direkt für eine Patience in der Klapse einchecken.
Aber gleich ob in der Himmelstraße, auf Erden, im untervermieteten Olymp oder im Weltraum - eins wollt ihr wirklich niemals - NIEMALS - erfahren: Was passiert, wenn die Götter ihren Löffel abgeben? (Verlagstext)
Mit dabei sind folgende göttliche Autorinnen und Autoren:
- C.G.Bittner - Der Serverraum der Unterwelt
- Marina Clemmensen - Feurio
- Robert von Cube - Drei Falten auf der Couch
- Thomas Heidemann - Die Feuersturm-Chroniken 5: Love, Axe & Rock'n Roll
- Jürgen Höreth - Über das Bemühen, sich ungebetener Besucher zu entledigen
- Agga Kastell - Schinken der Macht
- Tanja Kummer - Götterstatus
- Veronika Lackerbauer - Von Lug und Betrug
- Andrea Lopatta - Lightning and Frightening
- Petra Pribitzer - Hermes bringt's
- Marco Rauch - Himmelstraße 42
- Bianca M. Riescher - Die 7 Plagen des Imhotep
- Regine D. Ritter - #TheOldGods
- Torsten Scheib - Auch nur ein Mensch
- Kornelia Schmid - Die Wege des Einhörnchens sind unergründlich
- Jana Nabea Schwarz - Götter und Gartencenter
Fazit:
Das Buch ist eine gelungene Kurzgeschichtensammlung. Ich habe einige Geschichten schnell durchgelesen, einige fand ich sehr humorig, dann wieder eher spannend. Nur bei einer Geschichte bin ich nicht richtig warm geworden. Weil die Geschmäcker in der Kunst unterschiedlich sind, ist das jedoch kein Beinbruch. Insgesamt gesehen 3 Sterne.
Beschwert sich gerade jemand, das Fazit hätte am Ende einer Buchvorstellung zu stehen? Ich wollte euch doch nur ersparen, den Rest lesen zu müssen. Jeden Monat einen Bücherbrief lesen, jeden Monat Bücher vorgestellt zu bekommen und dann auch noch mit wechselnden Schreibstilen. Ich mache das gerade wieder. Das muss euch Lesern doch langsam auf den Keks gehen.
Nun denn, so folget dem geschriebenen Wort. Allerdings würde ich statt dem pdf gern eine Zeitung herausbringen, wie ich sie zufällig bei Harald Kochtopf gesehen habe. Mit bewegten Bildern und mit Ton.
Der vorliegende Kurzgeschichtenband, eine Anthologie zum Thema Göttergarn, (Götter und Seemannsgarn), ist locker-leichte Unterhaltungslektüre. Die Autoren nehmen sich bei den Geschichten selbst gern auf den Arm (möchte ich mal in Natura sehen) vor allem die Götter und götterähnlichen Handlungsträger. Dabei sollte ich mit dem gelungenen Titelbild von Christine Schlicht. Hades aus der Unterwelt, Gott aus der Oberwelt - der mit dem Dach über dem Kopf und der Überwachungskamera, der Tintenfische Chtulhu aus der Nebenwelt und das Einhorn aus der Gedankenwelt. Ein gelungenes farbenprächtiges Bild. Allerdings habe ich bei dem Einhorn die Assoziation eines rosa Nilpferdes mit einer Eistüte auf dem Kopf.
Wir habe hier also 16 Kurzgeschichten. Wir deswegen in der Mehrzahl, weil ich von mir rede. Da gibt es Menschen, die Immer sagen "Mein Gott Schreiber", da stellt sich mir die Frage, warum bin ich nicht im Götterglossar am Ende des Buches vertreten.
Da ich Buchstaben sparen muss, weil ich noch weitere Buchvorstellungen schreiben will, führe ich nur mit 1 bis 16 die Geschichten auf. Wer will, kann oben nachsehen. Aber ich hatte euch ja gewarnt, hättet ihr mal beim Fazit aufgehört.
- Kollege Hades, der im Keller der Göttlichkeiten wohnt, hat ein Serverproblem. Nicht nur in der Aussprache, sondern mit der Maschine selbst. Was liegt also näher, als sich eine Spezialistin zu holen. Es wäre der 42zigste Auftrag an diesem Tag, den Alexis Sorbas (den Film kenne ich), ausführen müsste. Aber Kollege Hades ist etwas ungeduldig und holt sie gleich ab.
- Ein Blick ins Nachbarhaus, wo die südamerikanischen Göttlichkeiten hausen, sei mit dieser Geschichte gestattet. Eine heisse Geschichte, wenn nicht immer so viel Asche übrig bleiben würde.
- Jetzt haben wir den Typ vom Titelbild, ich erwähnte ihn kurz mit dem Dach auf dem Kopf und dem Auge als Sinnbild der totalen Überwachung. So etwas kann nicht gut gehen. Der Ansicht ist auch der Psychiater auf dessen Couch er sich lümmelt.
- Das Raumschiff und die Besatzung kenne ich. Da gab es diesen Roman ... Der Name: Feuersturm, mit Tippfehler. Wer den Roman nicht kennt, hat etwas verpasst. Kann man aber nachholen.
- Da wäre der Donnergott, der die elementarsten Kenntnisse ignoriert, scharfe Waffen (in diesem Fall den Hammer) nicht offen liegen zu lassen. Ungebetene Besucher machen damit nur unerfreulichen Unsinn.
- Die alten Götter gaben den Löffel ab. Wenn sie kein Besteck halten können, hilft die Schnabeltasse. Die jungen Götter, gerade aus den Windeln, hoffen jedoch auf eine Vorherrschaft. Die Vorher Herrschaft waren die alten Götter. Sprachlich ist noch zu üben.
- Ein schräger Vogel fängt den Wurm, oder so ähnlich heisst es doch in dem Sprichwort. Jetzt versucht er Gott anstelle des Gottes zu werden. Hat bei Isnogud auch noch nie funktioniert.
- "Ich hab noch einen Koffer in Berlin" aber der ist wahrscheinlich bereits geklaut. "Berlin ist eine Reise wert" und so packen die ollen grieschischischen Götter um Zeus und Hera ihre Klamotten und machen einen auf Gastarbeiter.
- Wenn an Götter nicht mehr geglaubt wird, müssen sie sich einen anderen Job suche. Wenn man nichts findet, macht man sich selbstständig. Die Betreibung eines Escape-Raumes ist das eine durchaus gelungene Idee.
- Der griechische Hermes als Paketzusteller, besser hätte es ihn gar nicht treffen können.
- Etwas abgedreht, ein sprechendes Raumschiff, eine Raumfahrer und Cthulhu. Was will man mehr? Natürlich mehr von diesem Autor.
- Das Problem mit den Formularen kennen wir von Reinhard Mey und aus Asterix. Jetzt lernt es Imhotep im fernen Ägypten kennen.
- Wenn man als neue Göttin anerkannt werden will, muss man (frau) Gefolgsleute haben. Sogenannte Follower (hat jetzt weniger mit The fellowschip of Lands of Lords of Wonder zu tun), eher mit facebook und so.
- Nach 2000 Jahren hat auch ein Gott mal einen Burnout. Überarbeitet heisst das auf Deutsch. 7 Tage die Woche arbeiten, rund um die Uhr, kann anstrengend werden. Dabei hatte er doch gesagt, am 7ten Tag sollst Du ruhen. Und was machen die Menschen? Eilen in die Kirche und nerven.
- Warum soll man immer auf den rechten Pad geführt werden? Es gibt doch auch noch ein links.
- Joblosigkeit bei Göttern ist so eine Sache. Aber sie an ein Gartencenter zu vermitteln ist eine Schnapsidee.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355