Ginevra 1: Die Tochter des Frühlings
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Ginevra ist die Königin der Kelten. An der Seite von König Artus herrscht sie über das frühchristliche England¸ das sich in einem gesellschaftlichen Umbruch befindet. Doch bis sie erst auf dem Thron sitzt¸ dauert es noch etwas. 'Die Tochter des Frühlings' ist der Beginn einer Trilogie¸ die die Geschichte von der Frau an Artus Seite erzählt. Ginevra ist die Tochter von König Leodegrance aus dem heutigen Wales. Ginevras Jugend erlebt sie am Hofe ihres Vaters. In den Armen einer liebevollen Familie wächst sie mit ihren Ziehgeschwistern Birgit und Kevin am Hof auf. Als sie erfährt¸ dass sie dem König Artus Pendragon versprochen ist¸ wird für sie die Zeit vom jungen Mädchen zur heiratsfähigen Frau ein sehr schneller¸ fast überhasteter Reifeprozess. Ginevra muss erkennen¸ ihre Heirat ist nicht nur eine Ehre¸ sondern zugleich auch eine politische Notwendigkeit. Ginevra ist anfänglich gar nicht darüber erbaut¸ den fremden Mann¸ den sie nur vom Hörensagen kennt¸ zu heiraten. Zweifel¸ Ängste und Unsicherheit begleiten sie ihr ganzes Leben. Als starke Frau wird sie beschrieben¸ doch ist sie das nicht immer. Das zeigt sich bei ihr dann auch darin¸ dass Sie eine Frau ist¸ die nicht in der Lage ist¸ einen Thronfolger zu gebären. Zudem ist sie eine Frau¸ die zwischen dem Glauben der Druiden und der Kirche steht. Auf der einen Seite der Zauberer Merlin¸ auf der anderen die Kirche. Aufgewachsen mit dem Glauben an die Druiden und den alten Riten des Landes¸ führt ihr Weg bald in das Christentum.Aber das nur nebenbei. Im Mittelpunkt steht Ginevra. Sie¸ die tragische Gestalt¸ erscheint in dieser Erzählung als eine starke Frau¸ die als fröhliches Mädchen beginnt und ein selbstbestimmtes Leben führt.
Das Original erschien bereits im Jahre 1987 und wurde von Hans Schütz recht ordentlich übersetzt. Leider wurde das Lektorat nicht sehr sorgfältig durchgeführt. Ab und zu wird aus der Schwägerin Morgan le Fay die Schwiegermutter. Übersehen wir diese und andere Schnitzer¸ bleibt ein netter Roman übrig¸ der zu unterhalten weiss. Die kalifornische Autorin erzählt und beschreibt eine Geschichte¸ an dem sich bereits viele andere versuchten. Zwar ist die Erzählung aus der Sicht einer Frau interessant¸ aber auch nicht neu. Da gibt es die gleiche Erzählung bereits von ihrer Landsmännin Marion Zimmer Bradley (Die Nebel von Avalon) und von denen in Deutschland nicht so bekannten wie Gilian Bradshaw (Das Königreich des Sommers) und Mary Stewart. Persia Woolley entdeckt zwar einige neue Seiten an dem Stoff kommt aber über ein bescheidenes befriedigend nicht heraus.
Eine frage¸ die mich bewegt ist¸ worin liegt die fesselnde Wirkung dieses Sagenkreises? Ist es die Sache mit dem schier unsterblich scheinenden Zauberers Merlin? Ist es die Überwindung von Gut und Böse? Oder einfach nur die Männerfreundschaft der Tafelrunde des Königs?
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355