Geschichten unter dem Weltenbaum

Dies ist eine Rezension aus

Der phantastische Bücherbrief

dem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber.

Der Weltenbaum stellt das Zentrum der bekannten Welt dar. Seine kräftigen Wurzeln greifen hinab bis tief in das Reich des Todes¸ sein Stamm steht in der Welt der Menschen und Zwerge als Stütze¸ Halt und Mahnung zugleich. Seine Äste stützen das Himmelsgewölbe¸ tragen die Heimat der Götter und Elfen¸ zugleich behüten sie die unteren Welten. So in etwa muss man sich den Weltenbaum vorstellen¸ der die Grundlage für die dritte Anthologie des Verlages Torsten Low bildet. Über einhundert Einsendungen mit Beiträgen sorgen dafür¸ dass aus dieser grossen Auswahl wirklich gute Geschichten veröffentlicht werden konnten. Eine Jury machte es sich nicht leicht¸ die neunzehn besten Geschichten auszuwählen. Christoph Hardebusch ¸ ein sehr bekannter Autor des Fantasy-Genres¸ liess es sich nicht nehmen¸ ein Vorwort zu schreiben. Die Kurzgeschichtensammlung bietet für den Leser eine erquickliche Ansammlung von Geschichten¸ die sich von den Wurzeln zur Laubkrone erheben. Es fällt schwer¸ die einzelnen Geschichten zu bewerten¸ denn jede hervorzuheben würde bedeuten¸ die anderen Geschichten hintenanzustellen.

Christoph Hardebusch Vorwort
Johannes Harstick Die silberne Rose
Kira Licht Schabernack
Tilmann Wederich Orúthirs Pfad
Wassilios Dimtsos Der Herr der Verzweiflung
Vanessa Kaiser und Thomas Lohwasser Das Herz des Jägers

Mark Stefan Tänzer Die Wurzel allen Übels
Bettina Ferbus Mimirs Haupt
Christiane Gref Das Elixier des Lebens

Ruth M. Fuchs Ein Tropfen Weisheit

Marlies Aurig Marimba
Miriam Kraft Schwalbensommer

Nathalie Gnann Heldengarten

Thomas Matterne Der mieseste Job der Welt
Mark Stefan Tänzer Von toten und lebenden Helden

Karl Plepelits Unaussprechliche Freuden
Moira Frank Des Himmels Chronisten
Heike Pauckner Dunkle Asche
Franziska Kopka Das Wintermädchen
Astrid Rauner Wiedergänger

Die Stärke dieser Anthologie liegt darin begründet¸ dass die Geschichten nur lose im Sinnzusammenhang mit der nordischen Mythologie zu sehen sind. Das Thema ist offen genug für Geschichten¸ die nur leichte Anklänge an die nordische Sagenwelt bieten. So wird manch einer der Leserinnen und Leser enttäuscht sein¸ wenn verschiedene Geschichten nicht ganz in das erwartete Schema passen. Neunzehn Autorinnen und Autoren gaben sich jedenfalls sehr viel Mühe mit ihren Geschichten und die Jury mit der Auswahl¸ sonst würden andere Geschichten in dieser Erzählung zu finden sein.

Grundsätzlich bietet die Anthologie mit ihrem dreigeteilten Thema ein grosses Ganzes. Die Dreiteilung in die botanischen Grundbestandteile Wurzel¸ Stamm und Krone bieten dennoch untrennbare Elemente eines kompletten Baumes. So wie ein Baum nicht ohne einen dieser Teile leben kann¸ ist die Sammlung nur als Ganzes zu betrachten. Ein paar weniger erstklassige Geschichten¸ jetzt aus der persönlichen Sicht des Rezensenten¸ viele Normalen und leider ein paar weniger gute Geschichten¸ bilden ein lesenswertes Werk.

Ich werde jetzt nicht auf die einzelnen Geschichten eingehen¸ und auch nicht die Geschichten nennen die mir nicht so gut oder die mir besonders gut gefielen. Das ist Geschmackssache und ich will der auswählenden Jury nicht in den Rücken fallenn¸ indem ich eine andere Meinung verbreite. Dies wäre zwar mein legitimes Recht als Rezensent aber auch gleichzeitig eine Beeinflussung des Lesers¸ der sich das Buch noch zulegen möchte. Das Preis-Leistungs-Verhältnis und die Qualität von Buch und Geschichten ist sehr ausgewogen. Es lohnt sich allemal mehr als nur einen Blick hinein zu werfen.

Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355