Geschichten des dreißigjährigen Krieges 1: Der Winterkönig
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Jörg Olbrich fiel mit seinem historischen Krimi¸ Das Geheimnis der Ronneburg ¸ positiv auf und so erscheint sein historischer Roman¸ Der Winterkönig¸ eine logische Weiterentwicklung im Bereich der Historischen Romane zu sein. Aus verschiedenen Sichtweisen wird den Lesern eine wirklichkeitsnahe und gut erforschte Geschichte vorgestellt. Es ist nicht die gute alte Zeit¸ die er aufleben lässt¸ sondern eine Zeit des Krieges und der damit verbundenen Gräuel.
Im Mittelpunkt der Handlungen steht unter anderem der Sekretär Philipp Fabricius¸ der zusammen mit zwei Statthaltern den gewaltsamen Fenstersturz aus der Prager Burg schwer verletzt überlebt. Philipp macht sich auf den Weg nach Wien¸ um den Kaiser über die protestantischen Aufstände zu informieren. Ihn begleitet die Wirtstochter Magdalena¸ auf die er wegen der Verletzungen angewiesen ist. Seine Botschaft erreicht die Residenz des Kaisers Matthias¸ indem er von den Aufständischen berichtet. Am Hof des Kaisers herrschen jedoch Ränkespiele und Missgunst¸ so dass sich Philipp bald zwischen den Fronten der beiden Religionen wiederfindet.
Eine weitere Person¸ die sich in den Wirren des aufkommenden 30jährigen Krieges wiederfindet ist der Pilsener Schmied Hermann Scheidt. Er tritt in die Armee des kaiserlichen Tilly. Aus seiner Sicht lernt man den Krieg und seine Schrecken kennen. Es zeigt sich aus seiner Sicht¸ dass in einem Krieg nur diejenigen Gewinnen¸ die die Befehle geben. Egal ob Politiker¸ Adliger¸ Militär. Das war bei jedem Krieg so. Gerade die Begebenheiten am Hof des Wiener Kaisers werden sehr gut vom kaiserlichen Schreiber Anton Serger beschrieben.
Der Leser wird jedoch nicht nur durch die Hauptpersonen durch den Krieg geführt¸ sondern vom Autor auch durch die Geschichte. Der Untergang Kaisers Matthias¸ der Aufstieg von Kaiser Ferdinand¸ und vor allem des Namensgebers des Buches¸ der Kurfürst der Pfalz zum sogenannten „Winterkönig“ findet seine historische Entwicklung zwischen den Jahren 1618 und 1621. Sofern vorhanden werden Original-Chronik-Mitschriften an die Kapitelanfänge gestellt.
Jörg Olbrichs historischer Roman kann sich sehen lassen¸ denn es gelingt ihm sehr gut¸ Beschreibung der Schauplätze und der Personen in die Handlung einzubringen. Zwischenmenschliche Beziehungen¸ etwa die zwischen Anton und Vroni¸ kommen in der Erzählung ebenfalls nicht zu kurz. Die Nebenfiguren erhalten den nötigen Raum um die Erzählung abzurunden und mehr Authentizität hinein zu bringen.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355