Gesamtausgabe 1: Valerian und Veronique
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Schlechte Träume ¸ der eigentliche erste Band der Serie erschien 1967 in Frankreich¸ jedoch erst 2000 in Deutschland¸ als die Serie bereits bekannt und beliebt war. Er besteht aus zwei Kurzgeschichten und ein wenig zusätzliches Material.
Valerian noch ohne Begleiterin wird auf eine Solo-Mission geschickt. Aus dem utopischen Galaxcity in das europäische Mittelalter versetzt hat er einige Probleme sich zu Recht zu finden. Valerian übernehmen Sie: Es gilt den abtrünnigen Traumaufseher Kombul zu fassen¸ der auf der Erde ins Jahr 1000 reiste. Kombul suchte den Zauberer Alberich auf¸ dem es gelingt¸ Menschen in Monster zu verwandeln. Er will mit Alberichs Zauberformeln und Fähigkeiten die Macht in der planetengrossen Weltraumstadt ergreifen.
Valerian muss auf der Reise zu Alberichs Festung durch einen verwunschenen Wald. Hier gerät Valerian in eine seltsame pflanzliche Falle¸ aus der ihn die Jägerin Veronique rettet. Zwischenzeitlich werden sie von diversen Zaubern beeinträchtigt. Dabei gelingt es Veronique¸ die Gedanken von Valerian zu lesen. Sie erfährt¸ dass Valerian ein Raum-Zeit-Agent ist. Nach dem Sieg über Kombul (zumindest teilweise¸ denn er flieht in die Zukunft macht sie Valerian darauf aufmerksam¸ dass sie mit in die Zukunft reisen muss¸ ganz nach Vorschrift. In einem Schnellkurs lernt sie unter der Gedankenhaube alles über das 28. Jahrhundert.
Die Stadt der tosenden Wasser Band 1
La Cité des eaux mouvantes
1968 erschien der zweite Band¸ der in der deutschen Reihe als erster Teil veröffentlicht wurde. Dieser weicht mehr von dem fröhlichen Stil ab und wird realistischer¸ sofern man dies von Phantastik behaupten kann. Kombul¸ das Ex-Mitglied der Raum-Zeit-Agenten mit Herrscherambitionen¸ ist mit einer gestohlenen Raum-Zeit-Maschine im Jahr 1986 angekommen. Das Jahr 1986 gilt als grosse Katastrophe. Ein Wasserstoffbombenlager verursacht eine Explosion am Nordpol und lässt das Eis schmelzen¸ viel schneller als unsere heutige Klimaveränderung (a pro po – was macht denn unser Ozonloch?. Grossstädte und ganze Länder versinken wie ehedem Atlantis. Die Erdachse kippt. Was könnte schlimmer sein? Kombul mit Herrscherallüren. Valerian landet im überfluteten New York. Dort wird er von einer Plündererbande gefangengenommen¸ entkommt und wird wieder von Veronique gerettet. Gemeinsam mit dem Gangsterboss Lester reisen sie durch die gequälte Natur der USA. Sie finden Kombul¸ der gemeinsam mit dem verrückten Professor Schroeder (Jerry Lewis lässt grüßen an einer bahnbrechenden Erfindung arbeitet.
Bereits mit dieser Ausgabe hat die Reihe ihre Form gefunden. Die magischen Elemente fielen dem Rotstift zum Opfer¸ der Humor blieb und die Figuren sind weiterhin sympathisch und geradlinig in ihrem Verhalten. Die Katastrophe und die Reise durch die USA erinnert ein wenig an Roger Zelaznys Strasse der Verdammnis¸ wobei dieser Roman viel später erschien und zu dieser Zeit Katastrophen und Untergangsszenarien beliebte literarische Stoffe waren.
Im Reich der tausend Planeten Band 2
L’Empire des mille planètes
Im Reich der Tausend Planeten verlagert sich der thematische Schwerpunkt von Zeitreisen hin zu Abenteuern im All.. Syrtis Magnificus ist das Zentrum des Reiches der Tausend Planeten. Das System beherbergt eine Zivilisation¸ die bisher keinen Kontakt zur Erde hatte und dennoch möchte der Raum-Zeit-Service wissen¸ ob von dort Gefahr für die Erde besteht. Valerian und Veronique verschlägt es in ein Reich mit tausend Planeten. Auf Syrtis Magnificus besteht eine mehrere Planeten umfassende Monarchie¸ die ihre beste Zeit bereits überschritten hat und nun vor einem Kollaps steht. Doch nicht die Adligen sind die wahren Herrscher¸ sondern die Grauen Eminenzen¸ die ihr wahres Aussehen unter Helmen und Roben verbergen. Auf der Suche nach einer möglichen Gefahr für die Erde werden sie in das Ränkespiel der Adligen und Berater hinein gezogen. Die bevorstehende Revolution nutzen die beiden Galaktiker für den Sturz des Diktators. Doch bis es soweit ist werden die beiden erst einmal eingesperrt. Denn Veronique kauft eine Taschenuhr (auf einem Planeten¸ der noch nie Kontakt zur Erde hatte und wird so als Erdenmensch enttarnt. Da die Bewohner Syrtis über eine angeborene Zeitkenntnis verfügen¸ ist so ein Kauf verräterisch. Man verrät uns aber als Leser nicht¸ woher die Bewohner dieses Zeitgefühl haben oder wie ausgerechnet eine Taschenuhr auf diesen Planeten gelangt. Dennoch gelingt den beiden Raum-Zeit-Agenten die Flucht.
Valerian und Veronique ist eine fun-tastische Serie¸ die sich jedoch schnell zu einer phantastischen Serie wandelte. Jean-Claude Mézières zeichnete das erste Album noch im Funnystil¸ war Pilote das Magazin für Lucky Luke ¸ Asterix und ähnliche Reihen. Daraus entwickelte sich ein typischer französischer Abenteuercomic mit humoristischen Einschlägen¸ die zwar nicht sehr in den Vordergrund traten¸ dafür aber immer präsent waren. Die ersten drei Alben von Valerian und Veronique präsentieren sich etwas holprig¸ die Zeichnungen sind noch nicht ganz ausgereift¸ aber darauf kam es gar nicht an. Es waren die Erzählung UND die Bilder¸ die das Heft ausmachten. Mit dem Ausflug in die Vergangenheit der Erde war es alsbald vorbei. Die Grundidee der Serie wurde zu zum Teil Undercover-Einsätzen¸ auf fremden Planeten¸ dann wieder mit krimiähnlichen Elementen bestückt. Immer wieder kam es zu Kontakten mit Nicht-Menschen mit bizarren Sitten und Kulturen. Valerian und Veronique befanden sich immer auf der Seite der Schwachen und Unterdrückten. Die Geschichten sind meist recht einfach gehalten¸ dafür liegt der Fokus auf spannenden Wendungen. Entgegen dem Film gibt es keine Aufsehen erregende Schießereien oder übermächtige Szenen¸ in denen Häuser einstürzen¸ Raumschiffe oder gar Planeten vernichtet werden. Gerade im All und auf fremden Planeten läuft die Serie zu Höchstform auf.
Valerians Gesicht wirkt öfters kantig¸ was sich bei der ausgeprägten Kinnpartie äußert. Währenddessen wirkt Veronique oft zierlich und puppenhaft und bei beiden sind die Köpfe größer als sie sein sollten. Die technischen Errungenschaften¸ oft auf ein Lebewesen mit phantastischen Eigenschaften übertragen¸ wie etwa der im Film wichtige Transmutator¸ sind es¸ die die Leser überraschen. Innerhalb der Serie gibt es zwar immer wieder Elemente wie Götter oder ähnliches¸ sind jedoch eher lebendig gewordene Legenden und doch nichts weiter als wieder phantastische Lebewesen.
Das Universum nach Jean-Claude Mézières und Pierre Christin übte unbestritten einen nachhaltigen Einfluss auf andere Serien und Romane aus. Selbst Filme profitierten davon. Egal ob es die Star Wars Reihe von George Lucas war¸ der manchmal Kostümteile und Fahrzeuge eins zu eins übernahm¸ oder Das fünfte Element von Luc Besson¸ an dem Jean-Claude Mézières mitarbeitete¸ überall finden sich Spuren von Valerian.
Der Kinofilm Valerian von Luc Besson einfach nur eine bildgewaltige Liebeserklärung an die Comicalben. Nur leider nicht mit der humanistischen Botschaft.
Die drei Alben sind Spiegel unserer damaligen Zeit. In den Comics finden wir das vertraute Frauenschema¸ den leichtsinnigen Draufgänger und viele Elemente¸ die die spätere Science Fiction prägten. Der Film hingegen ist geprägt von amerikanismen und entsprechender Action.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355