Geralt Saga 2: Das Schwert der Vorsehung
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
- Die Grenze des Möglichen
- Ein Eissplitter
- Das ewige Feuer
- Ein kleines Opfer
- Das Schwert der Vorsehung
- Etwas mehr
Das sind die Titel des Episiodenromans. Ähnlich wie bei einer Kurzgeschichtensammlung ist jede Erzählung in sich abgeschlossen. Andererseits baut jede Geschichte auf der vorhergehenden auf. In ihrer Art sind sie alle etwas düster gehalten¸ depressiv bis melancholisch in der Beschreibung.
Es geht vor allem um die Menschen¸ die sich in einer feindlich gearteten Natur behaupten müssen¸ indem sie alles ausrotten¸ was ihnen fremd und unheimlich vor kommt. Hier kommt Geralt von Riva ins Spiel¸ denn er ist als Hexer geradezu dafür ausersehen¸ die feindliche Natur mit ihren eigenen Mitteln in die Schranken zu verweisen oder ganz auszurotten. Allerdings versteht der Mensch nicht¸ dass er es ist¸ der bösartig über alle anderen Wesen her fällt. Geralt erkennt in Ansätzen das Dilemma¸ ohne wirklich dagegen angehen zu können.
Zusammenfassend kann ich dem polnischen Autor nur gratulieren. Seine moderne Art¸ an die Fantasy heranzugehen und den Finger in manch offene Wunde zu legen¸ die andere Autoren gerissen haben¸ bieten lesbare und gleichzeitig nachdenkliche Fantasy. Man kann durchaus Parallelen zur heutigen Zeit ziehen. Jedoch würde ich hier möglicherweise mehr hinein interpretieren als der Autor vielleicht vorgehabt hat.
Als ich die Erzählungen las¸ kamen sie mir sehr bekannt vor und einen Blick in meine Autorendatenbank zeigte mir¸ dass die Bücher zur Geralt Saga bereits 1998im Wilhelm Heyne Verlag erschienen. Damals schrieb ich in der Buchbesprechung:
Andrzej Sapkowski als einen neuen Star am Fantasy-Himmel zu bezeichnen¸ wie er auf dem rückwärtigen Buchklappentext genannt wird¸ ist ein wenig übertrieben. Fakt ist jedoch¸ dass der polnische Autor sehr vielseitig ist. Er schafft es eine märchehafte Stimmung aufzubauen¸ die irgendwo in dem Dreieck zwischen Märchen¸ Legende und Sage liegt. Seine Ideen sind durchaus komisch. So zum Beispiel Schneewittchen und die sieben Zwerge¸ Rapunzel und Die sieben Raben¸ die hier auftreten. Und doch stellt sich heraus¸ die Märchenfiguren sind in seiner Erzählung real¸ nur was darum herum erzählt wird¸ ward zum Märchen.
Der andere Teil des Geralt von Rivien ist ein sehr nachdenklicher. Als Hexer ist er kein Hautot¸ wie immer dargestellt wird. Er weigert sich solche Wesen zu erschlagen¸ die vernunftbegabt sind. Er stellt Nymphen¸ Doppler¸ Wassermänner auf die selbe Stufe wie Menschen¸ weil sie intelligent sind. Geralt wird nur dann zum Mörder¸ wenn es darum geht¸ Tiere zu töten¸ die den Menschen oder den anderen Fabelwesen¸ Schaden zufügen. In manch einem Abschnitt ist Geralt sehr philosophisch. Lässt der Leser und die Leserin das phantastische mal ausser acht¸ setzt dafür die heutige Zeit¸ zeigt sich¸ das Andrzej Sapowski durchaus ein Autor ist¸ der sich mit der heutigen Situation der Menschen auseinandersetzt. So ist zum Beispiel die Wandschmiererei 'Elfen raus' durchaus gleichzusetzen mit 'Ausländer raus'. Und das ist sehr bekannt im Jahre 1998.
Zehn Jahre später hat diese Aussage nichts an Eindringlichkeit und Aktualität verloren.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355