Geheimer Ort
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Detective Stephen Moran arbeitet im Dezernat für ungelöste Fälle¸ würde aber liebend gern zu der Mordkommission wechseln.
Eines Tages taucht Holly Mackey bei ihm im Büro auf¸ Tochter eines Detektivs und Schülerin des Internats St. Kilda¸ einer Eliteschule.
Holly kennt Stephen aus einem früheren Fall¸ bei dem sie als Zeugin befragt wurde und scheint dem Detektive Moran mehr zu vertrauen als ihrem Vater.
Im Internat St Kilda wurde vor einem Jahr ein Junge ermordet¸ der Fall konnte bisher nicht gelöst werden. Nun tauchte am Morgen ein Zettel am schwarzen Brett der Schule auf¸ mit einem einzigen Satz :
„Ich wei߸ wer ihn getötet hat.“ Darunter das Bild des Jungen¸ Christopher Harter.
Holly entdeckte das Foto und ging schnurstracks zu Stephen. Der sieht nun endlich seine Chance gekommen¸ ins Morddezernat zu wechseln und wendet sich mit den Informationen der sechzehnjährigen an eine Kollegin von dort: Detective Antoinette Cornway. Er kann sie davon überzeugen mit ihm zusammen nach St Kilda zu fahren um die Ermittlungen neu aufzunehmen. Da Holly ihn als Ansprechpartner auserwählt hat bekommt er so auch die Chance sich zu beweisen.
In St Kilda angekommen sprechen sie zuerst mit der Direktorin¸ die ihnen erzählt das am Abend bevor der Zettel gefunden wurde acht Mädchen Zugang zu dem schwarzen Brett hatten:
Zum einen die Mädchenclique Holly¸ Julia¸ Selena und Becca¸ die sich ein Zimmer teilen und zum anderen die Joanna mit ihren Freundinnen Gemma¸ Orla und Alison. Die beiden Cliquen können sich nicht ausstehen und es kommt immer wieder zu Anfeindungen. Zuerst kommen die beiden Detectives mit ihren Befragungen nicht weiter¸ aber Stephen schafft es dann doch das Vertrauen der Mädchen zu erlangen und sich so Stück um Stück ein Bild von der Schule und den Geschehnissen zu machen.
Der Krimi erzählt die Handlung der Detectives von einem einzigen Tag¸ lebt aber von vielen Rückblicken. Die Befragungen der Mädchen sind sehr ausführlich beschrieben. Der Leser bekommt einen sehr genauen Eindruck der Rivalinnen¸ ihrer Sorgen und Ängste¸ aber auch ihrer Machtkämpfe. Die beiden Ermittler ergänzen sich hier prächtig¸ sie eher ruppig und kühl¸ er sehr einfühlsam.
Geschrieben hat Tara French zum einen in der Ich- Form des Ermittlers Morans¸ dann aus Sicht der Mädchenclique und zum anderen in Rückblenden aus dem Leben von Chris¸ zu dem der Leser so dann auch noch ein Verhältnis aufbauen kann. Die Rückblenden mit ihm geben am Anfang des Kapitels immer die Zeit an¸ wie lange er noch zu leben hat und enden ein paar Monate nach seinem gewaltsamen Tod.
Ich fand das Buch zwar sehr gut geschrieben¸ aber viel zu lang. Es wurde mir leider irgendwann langweilig. Nun kenne ich sonst keine Bücher der Autorin und kann deswegen keine Vergleiche anstellen. Aber ich bin mir sicher¸ wenn es 300 Seiten weniger gehabt hätte wäre dies ausreichend gewesen¸ auch wenn dann einzelne Charaktere sicher nicht so ausgearbeitet worden wären. Die Idee und Umsetzung fand ich gelungen¸ der Schreibstil ist sehr ansprechend und daher fand ich es sehr schade dass es miir zu langatmig war.
Tara French¸ Jahrgang 1973¸ wuchs in Irland¸ Italien und Malawi auf. Nach ihrer Schauspielausbildung arbeitete sie fürs Theater und fürs Fernsehen. Ihre tiefgründigen¸ hochspannenden Romane aus dem Dubliner Universum finden sich regelmäßig auf den vorderen Plätzen der Bestsellerlisten. Sie lebt mit ihrem Mann und den beiden Kindern in Dublin.
Susanne Giesecke
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355