Geborstene Schwert / Zerbrochene Schwert
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
In einer Zeit¸ in der Wikinger und Engländer um die Vorherrschaft auf den britischen Inseln kämpfen¸ in der Zeit in der angeblich auch König arthus lebte und in der das Christentum langsam die alten Religionen verdrängt¸ herrscht auch in der Anderswelt Unruhe. Der Elfengraf Imre entführt den Sohn eines menschlichen Stammesfürsten¸ Skafloc und ersetzt ihn durch seinen¸ mit einer gefangenen Trollfrau gezeugten¸ Wechselbalg¸ genannt Valgard. Damit beginnt eine Reihe von Ereignissen¸ die Ragnarök - die letzte Schlacht vor Anbeginn einer neuen Zeit - heraufbeschwören. Die alten Götter halten ihre Hand über den im Elfenreich aufwachsenden Skafloc¸ der gleichermaßen im Umgang mit der Waffe wie auch der Magie unterwiesen wird. Derweil wächst der Wechselbalg Valgard unter den Menschen auf. Zwar ist er ein guter Kämpfer¸ der von seinem Vater geschätzt wird¸ aber die meisten anderen fürchten und hassen ihn wegen seiner Grausamkeit. Eine Hexe schürt den Jähzorn des jungen Mannes und beeinflusst ihn so stark¸ dass er die ganze Sippe seiner angeblichen Brüder und seines angeblichen Vaters Skafloc ausrottet. Ausserdem berichtet die Hexe ihm von den Umständen seiner Geburt. So geblendet raubt Valgard seine Schwestern und begibt sich an den Hof der Todfeinde der Elfen - der Trolle. Ihnen bietet er seine Kampfkraft und die Mädchen an. Doch sie werden vor diesem schlimmen Schicksal gerettet¸ als Elfen unter der Führung Skaflocs die Trollburg überfallen. Der Trollkönig schwört Rache und schickt dazu Valgard aus. Der Wechselbalg ist bei der Eroberung des Elfenreiches erfolgreich - doch Skafloc¸ sein größter Feind ist nicht unter den Gefangenen.
Der Menschensohn Skafloc wird derweil auf seine Bestimmung als Träger des zerborstenen Schwertes Tyrfing vorbereitet und verliebt sich in die schöne Frida. Doch diese Liebe hat einen bitteren Beigeschmack - ist Frida doch seine Schwester. Während der Krieg zwischen Trollen und Elfen erneut ausbricht¸ will Skafloc Tyrfing neu schmieden lassen. Das Schwert¸ dass die Götter den Elfen zur Aufbewahrung gaben¸ soll ihm helfen¸ gegen die Trolle zu bestehen und seinen dunklen Bruder zu töten.
Eine uralte Prophezeiung¸ machtvolle Licht- und Schattenwesen der Anderswelt¸ das letzte Aufbegehren der alten Götter und Zauberwesen¸ nicht zuletzt aber der Streit zwischen zwei ungleichen Brüdern und eine inzestuöse Liebe sind die Elemente¸ die Anderson verwendet für eine heidnisch-düstere Sage. Als "Das zerbrochene Schwert" von Poul Anderson zur gleichzeitig wie Tolkiens "Der Herr der Ringe" erschien¸ ging es eher im Dschungel der aufkommenden Fantasy-Literatur unter. Damals erschien das Buch noch unter dem Titel "Das geborstene Schwert" beim Bastei Verlag. Anderson¸ schon durch seine Herkunft aus Skandinavien vorbelastet¸ schafft er es mit wenigen Beschreibung und einer straffen¸ spannenden Handlung Atmosphäre zu erzeugen. Er arbeitet wie die Geschichtenerzähler¸ die an einem knisternden¸ wärmespendenden Kamin ihre Erzählungen vortragen
Nur eine Kleinigkeit gibt es zu bemängeln: In der vorliegenden Ausgabe wurde das Vorwort von Lin Carter aus dem Jahre 1971 (in dem er biographische und bibliographische Details zu Anderson erwähnt und berichtet¸ dass das 'Das zerbrochene Schwert' bereits 1954 in kleiner Auflage erschien¸ die allerdings weniger beachtet wurde) durch eines von Kai Meyer ersetzt¸ der schildert¸ welche Bedeutung das Buch für ihn gehabt hat.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355