Four Dead Queens
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Die Weltbildung fühlte sich nicht ganz gut an. Viele der Erklärungen¸ die für das Land und das politische System von Quadara gegeben wurden¸ ergaben für mich keinen Sinn. Die Geschichte beginnt nicht sehr deutlich von einem König und einem Krieg¸ bevor die vier Gründungsköniginnen Mauern errichteten¸ um das Land in Viertel aufzuteilen¸ von denen jede über ihren eigenen Abschnitt herrscht. Ich konnte mir nur schwer vorstellen¸ wie dies geschah und warum dies eine angemessene Lösung darstellte. Auch die Regeln des „Königlichen Gesetzes“ scheinen schlecht durchdacht zu sein. Ich verstehe nicht¸ warum es den Königinnen nicht erlaubt ist¸ das Land¸ über das sie herrschen¸ zu besuchen.
Zur Zeit des Romans regieren die vier Königinnen Iris von Archia¸ Corra von Eonia¸ Stessa von Ludia und Marguerite von Toria. Wie der Buchtitel verrät¸ werden die Königinnen eine nach der anderen ermordet¸ weshalb ein Ermittler hinzugezogen wird¸ um den Mörder zu finden. Daneben läuft die Geschichte des Strassendiebs Keralie¸ der einige Comm-Chips zu sich nimmt und Visionen vom Tod der Königinnen sieht. Begleitet von der schönen¸ aber stoischen Varin - ooh¸ was kann schon passieren? - reist sie in den Palast¸ um zu enthüllen¸ was sie gesehen hat.
Ich wei߸ dass manche Menschen Geheimnisse lesen und Ereignisse einfach nur ablaufen lassen können¸ ohne zu versuchen¸ sie im Kopf zu verarbeiten. Ich wünschte mir oft¸ ich wäre diese Art von Leser¸ aber ich kann es nicht. Sagen Sie einfach das Wort "Mysterium" und ich bin sofort misstrauisch gegenüber allem. Und es ist kein gutes Buch¸ wenn man bei allem misstrauisch ist. Der Autor lässt eine sehr unbeholfene Information über ein Drittel des Weges fallen¸ durch die ich sofort herausgefunden habe¸ wer hinter den Morden stecken muss.
Auch habe ich keine Ahnung¸ warum die Romantik hier drin war. Sie können das Liebesinteresse in Kapitel eins daran erkennen¸ wie Keralie anfängt¸ seine schöne Haut zu beschreiben¸ die anscheinend "zart¸ aber hart" ist... was immer das bedeutet. Danach sagt oder denkt Keralie zum unpassendsten Zeitpunkt schmutzige Witze. Wie die Bemerkung über Varin¸ der sie ausziehen will¸ während sie buchstäblich ertrinkt.
Ich war sehr frustriert von Keralie. Ich versstehe¸ dass sie angeblich ein bisschen eine Antiheldin ist¸ aber sie kam mnanchmal kleinlich und kindisch gemein rüber. Wir sympathisieren mit Antiheldinnen¸ weil sie kompliziert sind¸ und tief im Inneren können wir die verwirrenden Gründe für ihre Handlungen erkennen. Das war bei Keralie nicht der Fall. Wenn wir sie zum ersten Mal treffen¸ schlägt sie einem alten Mann den Stock weg¸ damit er umfällt.
Das war alles ein bisschen zu offensichtlich und ein bisschen zu unordentlich. Regelmässige Mystery-Leser werden es früh herausfinden¸ und alle anderen werden wahrscheinlich nicht weit dahinter stehen. Mir gefiel¸ dass zwei der Königinnen heimlich ein Liebespaar waren¸ aber es ist schade¸ dass diese beiden seltsamen Figuren beide getötet wurden (ihre Romanze spielt sich abseits der Seiten ab¸ weil eine von ihnen bereits tot ist¸ wenn wir es herausfinden. Alles wird von einem Mann inszeniert. Er lässt nicht nur drei Frauen ermorden¸ darunter zwei lesbische Frauen¸ sondern er ist auch der Drahtzieher der Pläne des weiblichen Schurken. Sie tut es nur¸ weil sie scharf auf ihn ist und sich von ihm manipulieren lässt. Nachtrag:
Es wird sicherlich einige Leserinnen und Leser geben¸ die hier möglicherweise einen „Scheisssturm“ lostreten. Der Grund liegt in der Gesellschaft¸ die auf Eugenik aufgebaut ist¸ und dies wird nicht als ein abscheuliches Verbrechen bezeichnet oder angedeutet (tatsächlich wird am Ende warmherzig erklärt¸ dass¸ da eine der Figuren eine genetische Behinderung hat¸ sie "ihr Bestes" tun¸ um "genetische Fehler" auch nach der Geburt zu beheben. Vielleicht wäre es großartig¸ eine Welt ohne unheilbare genetische Krankheiten zu haben¸ aber man löscht auch Dinge wie Autismus¸ ADHS¸ Downsyndrom und andere Neurodiversitäten aus und stellt offen fest¸ dass Menschen es nicht verdienen zu leben¸ wenn sie untypisch sind. Das kann man nicht als Wegwerfkommentar in ein Buch schreiben.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355