Dies ist eine Rezension aus dem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Als der Psychiater Mats Krüger vor 4 Jahren fluchtartig Deutschland verlässt um nach Argentinien abzuhauen¸ hat er eigentlich nicht vor¸ wieder zurück zu kommen. Er hat seine todkranke Ehefrau am Sterbebett zurückgelassen¸ weil er es nicht ertragen konnte¸ ihr beim Sterben zu zusehen. Dadurch hat er den Kontakt zu seiner Tochter Nele auch verloren. Nun bittet Nele ihren Vater¸ ihr bei der Geburt ihres Kindes beizustehen und Mats fliegt nach Berlin. Auf den Flug hat er sich lange und ausgiebig vorbereitet¸ leidet er doch unter extremer Flugangst. Er kennt alle Statistiken von Abstürzen und bucht gleich 4 Sitzplätze¸ damit er im Extremfall auf einen sicheren Platz wechseln kann. Sitzplatz 7 a hat z. B. die geringsten Über-lebenschancen. In der Hoffnung¸ alles unter Kontrolle zu haben¸ begibt er sich auf den Weg. Aber schon kurz nach dem Start wird er eines besseren belehrt. Er bekommt einen Anruf¸ dass seine Tochter Nele entführt wurde und noch in dieser Nacht entbinden wird. Schafft es Mats nicht¸ das Flugzeug bis zur geplanten Landung in Berlin zum Absturz zu bringen¸ wird seine Tochter sterben. Zum Beweis erhält er auch gleich ein Video seiner gefesselten Tochter¸ auf dem sie gefoltert wird. Der Auftrag lautet¸ Mats soll seine frühere Patientin¸ Katja¸ die auch an Bord ist¸ dazu bringen¸ den Amoklauf auszuführen. Katja hat als Schülerin erst einen Amoklauf überlebt¸ dann¸ psychisch völlig labil¸ selbst einen verüben wollen. Mats konnte sie in vielen Sitzungen therapieren¸ nun soll er innerhalb weniger Stunden diese Therapie und damit Katjas Seele zerstören. Und mit ihr das Leben von hunderten Unschuldigen gleich mit. Mats ist hin und hergerissen und sucht fieberhaft nach einem Ausweg. Er telefoniert heimlich mit einer früheren Kollegin aus Deutschland¸ Felicitas Heilmann. Mit ihr hatte er in der Todesnacht seiner Frau eine kurze Affäre. Das Feli ausgerechnet heute heiraten will konnte Mats nicht wissen. Er bittet sie dennoch¸ schnellstmöglich Informationen zu Neles Aufenthaltsort zu sammeln und Feliciatas macht sich tatsächlich auf die Suche. Dabei begibt sie sich in immer größere Gefahr und muss ihren Bräutigam auch noch irgendwie besänftigen. Unterdessen leidet Nele Höllenqualen.Wie alle Bücher von dem Autor ist auch dieser Fall mehr als spannend und es fällt einem schwer¸ das Buch aus den Händen zu legen. Man kann sich sehr gut in das Dilemma hineinversetzen¸ in dem Mats sich befindet. Das Leben seiner Tochter gegen das aller Passagiere an Bord? Oder muss er Nele ein weiteres Mal im Stich lassen? Wie aber soll er dann damit weiterleben? Etwas unglaubwürdig wird die ganze Geschichte am Ende¸ aber bis dahin hat man als Leser genug Gänsehaut erfahren. Sehr gut gefallen hat mir¸ dass die Story aus der Sicht der handelnden Personen erzählt wird und diese auch immer mit Namen über den Kapiteln stehen. So kann man der Geschichte besser folgen als es in anderen Büchern oft der Fall ist. Leider blieben am Ende für mich ein paar Fragen unbeantwortet.
Susanne Giesecke